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Page:Gründtliche Beschreibung der Kunst des Fechtens (Joachim Meÿer) 1570.pdf/20

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Wann nun also zwen, mit obgemelten häuwen zusamen treffen, so geberen di zwey Hauptstuck, als hauwen und versetzen, dieweil ein jeder lieber mehr hauwen dann versetzen wolte, ein wunderbarlichen kampff, also das jetz diser dann jhener schlecht, bald jhener dann diser versetzt, kempffen also beyde mit gleichen stucken vmb das Vor, und obligen.

Welche Practick ob sie wol schwerlich zuverfassen, Nemlich wenn, oder wohin, ein jeder hauw zu rechter zeyt angelegt und volbracht werden kan, so hab ich mich doch deß Vor und Nachs, durch alle stuck dermassen befliessen, Also das ich verhoff, es werde der fleissige Leser nicht ein geringe anleitung zu der Practick haben können, dieweil zwischen den dreyen mitlen kein underscheid mag gefunden werden, nemlich zwischen Vor, Gleich, und Nach, dann jhe (wann ihren zwen mit Wehren zusamen wöllen) einer under ihnen Vor das ist zum ersten hauwen, darauß dann folgt das der ander nachhauwen wirdt, oder werden beyde zugleich hauwen müssen, Nun hat der, der den ersten streich thun wil, wol zu bedencken ob er sich nicht etwan hiemit in ein gefahr gebe, und also (wo er den vortheil hierinnen zunemen nicht wuste) in seinem eigenen hauw gefangen und ereylt wurde, Deßgleichen hat es ein ander bedencken in den Nachhäuwen, auch ein andern vortheil mit den häuwen so zugleich geschehen, damit sie nicht beyd ein ander treffen, wie vil geschicht, Derhalben hab ich (wie gesagt) in allen häuwen und stucken, den underscheid mit fleiß und nach der lenge außgeführet, und sonderlich gelehrt, wie man etliche häuw zum anreitzen, ihn damit auß seinem vortheil zu bringen, etliche zum nemen, das ist wann du ihn durch obgemelt anreytzen, zu einem hauw auffbracht, denselbigen mit einen gegenhauw abwendest, oder mit versatzung entpfangest, und dann zum dritten etlich zum treffen brauchen soll, wie du solches im Dusacken unnd Rappier durchauß sehen wirst, und zwar so findt sich heirinnen erst die rechte kunst, und Practick, in welcher sich des menschen vernunfft, scharpffsinnigkeit, geschwinde bedachtlichheit, fürsichtigkeit geschicklicheit, unnd manlicheit sehen last, und herfür thut, dann hie scheid sich die kunst nach den personen, also das ein schlecht stuck, von einem bedechtlichen sinreichen, vil fruchtbarlicher ins werck gericht, dann von einem olbern, der besten eins gefochten wirdt.

Dieweil nun ein jeder, gleich wie er sonst anders dann der ander gesinnet, auch im Fechten anderst gebaret, so hat mich zwar für gut angesehen, die häuw auff allerley weiß (beyde wie man die hauwen, und die gegen ihm gehauwen werden) abwenden sol, zuhandlen, damit ihme ein jeder, er seye starck, schwach, behend oder langsam,