Zudem haben die alten, und insonders die Griechen, ein solchen lust und liebe zu der ritterlichen übung gehabt, das sie sich etlich tag zuvor, eemalen sie haben fechten wollen, etlicher schleckhaftiger speis und getranck, auch von dem wollust der weiber, sambt allem was den leib schwechet, und schweren athem machet, enthalten, und sich der speis, als flaisch und anders, so den leib sterckt, gebraucht. Derhalben die gelerten Medici, und insonder der weitberuembt Galenus,[1] mermalen davon kunstlich disputiert haben, ob der abpruch und abstinentz, oder die übung des fechtens, dem leben das menschens nutzer seie. Der hailig Paulus meldet solchs Exempelsz wais auch in seiner Epistel[2] da er sagt, ir sehent das sich alle die, welche umb ein zergengkliche Eer unnd Clainat, fechten und streitten wollen, sich von allem wollust enthalten, als wolt er sagen, warumb nit ir als fromme Christen auch, die nit umb ein irdisch, sonder umb ein himmlische eer in diser welt streitten. /. Und haben derhalben alle liebhaber diser ritterlichen kunst, wol zugedencken, das es diser zeit nicht wolle truncken, und onbeschaiden, sonder nüchtern, geschickte, unnd gantz künstliche fechter geben hatt. Man findet auch selten in schrifften, das bey den uralten aus neid und hasz, sonder aus lieb unnd kunst, gefochten worden seig, als laider zu unser zeit viel beschihet. Wann die alten sich gekastigiret, und also den tag des fechtens erwartet haben, da hat man dann die fechter mit iren gewhören darinnen sie haben fechten sollen gantz eerlich auff wägen zu dem fechtplatz oder Theatrum, gefüert, und inen die gewinneter unnd Clainaten fein abgemalt Conterfect vorher getragen, auch solchs am markt zuvor angeschlagen, dem gemainen mann solchs damit zu wissen gethan. Disen gebrauch geben die historischreiber dem Terencio Lucano, welcher drey tag nacheinander allweg dreissig bar fechter auf dem platz zu fechten gehalten, mit grossem lob zu, und wann dann die fechter, maister und jünger auff den fechtplatz komen, haben sie dann die gewehren (.wie dann noch in gebrauch ist.) nach ordnung nidergelegt, alsz dann saind aller fechter namen auff zedelen von papir geschriben worden und darnach das losz gantz ongefarlich mit höchstem flais gehalten, uind welche zwen dann mit dem losz herausz komen sein, habend dann umb die klainat, gantz künstlich und eerlich fechten müessen. In dem haben die fechter ieder sein Gott, ainer den Herculem, der andere den Mercurium, die anderen Pollucem unnd Castorem, und also furtan, mit höchstem fleis angeruffen unnd gebetten, das iren gutte künstliche, und nicht onbeschaiden, die der kunst nit wol erfaren, fechter, in losz zugeschickt und beschert werden solt. Welchs dann alles ain antzaignung von sich gibt, das die alten mer durch kunst, und von ritterlicher zucht und eeren, dann umb andrer sachen wegen, gefochten haben, umb dessen willen den nachkomenden fechtern und der ritterlich kunst zu eeren, die fechtschulen wie die gehalten worden, and die spatzierhäuser und säl der reichen contrafectisch abgemalt, und wer die gehalten, und den preis erlangt, fein beschreiben wordenn seind, under welchen der Libertus des kaisers Neronis, welcher zu Ancio an dem grossen kaiserlichen pallast und spatzierhaus, die fechtschulen und fechter, gar artlich und zierlich, hat abconterfecten lassen, den preisz behalten.
So haben sich auch die gelerten philosophi von diser rittrerlich kunst zu schreiben, und dieselben selbs zu lernen, gar nicht geschemet, under denen Pithagoras, den man für ein gutten fechter gehabt hat, der erst gewesen sein soll, dann er an dem fest der XLVIII. Olympiadis, mitt seiner künstlichen fechten, den preis erlangt hat, deszgleichen vil andere treffliche philosophi mer, on not alle zumelden, gethan haben. Marcus Tullius Cicero der römisch bürgermaister unnd etwan verwalter des gantzen römischen reichs, scheibt von dem lob des fechtens also.T. q. folio.125. Ich achte unnd setze gentzlich, das niemand und gar kainer, in die zal der gelerten wolredner gerechnet werden soll, welcher nicht in allen künsten, die den rittermessigen zugehören, abgericht
- ↑ Claudius Galenus von Pergamum (131 – 201 n. Chr.)
- ↑ wohl bezogen auf 2. Timotheus 2:4. Luther (1522) hat hier: "Niemant streyttet vnnd flicht sich ynn der narung geschefft, auff das er gefalle dem, der yhn zum streytter auffgenomen hat". Luthers "narung" mag Mair zu einer Interpretation "übermässiges Essen, fleischliche Genüsse" verleitet haben, ist aber keine genaue Übersetzung, die Rede ist von pragmateiai biou "Geschäfte des [täglichen] Lebens". Schon Tyndale (1526) hat "No man that warreth, entangleth himself with worldly business, and that because he would please him that hath chosen him to be a soldier."