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Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.
 
Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.
  
Dieses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet / auch offtermahls practicirt, und halte darvor / daβ es ein Hispanier erfunden / dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch vorkombt / dan man in selbigem nicht viel still stehet / sondern mehrertheils in der action mit geradem Leib vorwerts oder auff die seyte / auch wohl zurück gehet / so lang und viel / biβ man seinen Mann zuverletzen blösse findet / in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint / den stoβ fortsetzen / es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte Cavalliers oder Officirer bedienen / welche etwan Lahm geschossen / gestochen / oder sonsten beschädigt seind / ihre Knie nicht mehr biegen / oder einen langen stoβ thun können / und also steiff zugehen gezwungen seind / welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die Podagrämische / so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können / und gleichwohl ihre Ehr zu verthädigen / einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten / auff solche manier zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth / wan man sich etwa mit dem Rücken an einem incommodirlichen orth befindet / alsdan auff die lincke seite gehet / und dem Feind desto besser zu begegnen / einen bequemen orth suchet / und hiemit genug vom caminiren.
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'''D'''Ieses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet, auch offtermahls practicirt, und halte darvor, daβ es ein Hispanier erfunden, dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch vorkombt, dan man in selbigem nicht viel still stehet, sondern mehrertheils in der action mit geradem Leib vorwerts oder auff die seyte, auch wohl zurück gehet, so lang und viel, biβ man seinen Mann zuverletzen blösse findet, in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint, den stoβ fortsetzen, es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte Cavalliers oder Officirer bedienen, welche etwan Lahm geschossen, gestochen, oder sonsten beschädigt seind, ihre Knie nicht mehr biegen, oder einen langen stoβ thun können, und also steiff zugehen gezwungen seind, welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die Podagrämische, so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können, und gleichwohl ihre Ehr zu verthädigen, einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten, auff solche manier zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth, wan man sich etwa mit dem Rücken an einem incommodirlichen orth befindet, alsdan auff die lincke seite gehet, und dem Feind desto besser zu begegnen, einen bequemen orth suchet, und hiemit genug vom caminiren.

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Cap. XXXI.

Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.

DIeses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet, auch offtermahls practicirt, und halte darvor, daβ es ein Hispanier erfunden, dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch vorkombt, dan man in selbigem nicht viel still stehet, sondern mehrertheils in der action mit geradem Leib vorwerts oder auff die seyte, auch wohl zurück gehet, so lang und viel, biβ man seinen Mann zuverletzen blösse findet, in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint, den stoβ fortsetzen, es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte Cavalliers oder Officirer bedienen, welche etwan Lahm geschossen, gestochen, oder sonsten beschädigt seind, ihre Knie nicht mehr biegen, oder einen langen stoβ thun können, und also steiff zugehen gezwungen seind, welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die Podagrämische, so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können, und gleichwohl ihre Ehr zu verthädigen, einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten, auff solche manier zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth, wan man sich etwa mit dem Rücken an einem incommodirlichen orth befindet, alsdan auff die lincke seite gehet, und dem Feind desto besser zu begegnen, einen bequemen orth suchet, und hiemit genug vom caminiren.