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er bewyse dann Ehafte nott als recht sy, so sel man in verurtailen alß fer in daz sin bott innerhalb landes begriffen hant. Je dar nach, alß die ansprach ist gegangen, darnach sol daz urtail ouch gan.[1]

Item der da kempflich angesprochen wirt uff den dryen gerichten und er ainost zuo der antwort kumpt und leugnot darum man in an gesprochen hat und spricht er sy des also unschuldig und der sag uff in daz nit war sy und daz wöll er widerumb mit kempfen beherten und uff in daz wysen alß denn recht sy un dem land darinn eß sy und forttert dar über mit urtail seinen lertag, so werdent im sechß wochen ertailt zu sinem lertag und vier tag von dem gericht werdent im auch ertailt, daruff sie kempfen süllent alß in dem land gewonhait und recht ist. Item versprechent sich zwen man willkürlich gen einander ain kampfez vor gericht, den git an auch sechs wochen lertag und sol in frid bannen baiden, und wolcher under den den frid brech, uber den richtet man on den kampf alß recht ist.[2]

wie ainer dem anderen mit recht gan mag

Item ist daz ein man kempflich angesprochen wiert von aim der nit alß guot ist alß er, dem mag er mit recht uß gan ob er wil oder ob ain man echtloß gesagt würde oder worden wer, dem mag man ouch des kampfes absin. Item spricht aber der edler den mindern an zu kempfen, so mag der den minderen nit wol absin.[3]

  1. Vorgang der formalen Anklage. Interessant das Detail, dass der Beschuldigte mit "Vor- und Zunamen" bezeichnet werden kann. Stellt sich der Angeklagte nicht innerhalb einer bestimmten Frist, und kann auch keine glaubhaften Verhinderungsgründe geltend machen, gilt er als schuldig und wird entsprechend der Anklage verurteilt (sofern er noch innerhalb der Landesgrenzen gefasst wird). Insbesondere bedeutet das auch, dass die Flucht eines Beschuldigten einem Schuldgeständnis gleichkam.
  2. Wenn der Beschuldigte aber vor Gericht erscheint und seine Schuld leugnet, und bereit ist, seine Unschuld "mit Kämpfen zu behärten", so werden ihm sechs Wochen Lehrzeit zuerkannt.

    Auch wenn sich zwei Männer willkürlich zum Zweikampf fordern, bekommen sie auch sechs Wochen Zeit zur Vorbereitung. In diesen sechs Wochen sind sie gehalten, miteinander Frieden zu halten, und wer den Frieden bricht, d.h. wohl, den Gegner tätlich angreift vor dem festgesetzten Kampftermin, der wird so bestraft als ob er den Kampf verloren hätte.

  3. Ein Höhergestellter ist frei, die Herausforderung eines Niedrigergestellen abzulehnen (uß gan "ausweichen"). Ein Geächteter kann niemanden zum Zweikampf zwingen. Wenn aber ein Höhergestellter einen Niedrigeren herausfordert, kann dieser nicht ablehnen.