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Index talk:Talhoffer Fechtbuch (MS Chart.A.558)

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Work Author(s) Source License
Images Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha
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Transcription Dierk Hagedorn Hammaborg Historischer Schwertkampf
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Transcription notes

Dies ist die Transkription der ersten von sechs erhaltenen Handschriften des Fechtmeisters Hans Talhoffer. Sie befindet sich unter der Bezeichnung Ms. Chart. A 558 in der Forschungsbibliothek Gotha. Die Handschrift ist zweimal datiert (einmal auf das Jahr 1443 auf fol. 1r und einmal auf 1448 auf fol. 18r). Es handelt sich zum allergrößten Teil um eine Bilderhandschrift, deren Tafeln den Gerichtskampf mit Schild und Kolben, den Harnisch- und Dolchkampf und das Ringen darstellen. Den Abschluß bilden einige Abbildungen zu Kriegswerkzeugen. Einzig bei den Ringtechniken und im Kriegsbuchteil sind den Tafeln Texte beigegeben (bis auf wenige Ausnahmen). Der Großteil des Manuskripts kommt ganz ohne Text aus.

Bemerkenswert ist dieses Manuskript Talhoffers, da es nach dem Cod. Hs. 3227a das erste ist, das die Verse Meister Johanes Liechtenauers zum Bloßfechten mit dem langen Schwert, zum Roß- und Kampffechten im Harnisch enthält. Allerdings stehen hier die liechtenauerschen Verse hier für sich allein und werden - anders als in zeitlich nahestehenden Handschriften - nicht mit Kommentaren versehen. Im Vergleich mit den Handschriften 3227a oder 44 A 8 (Peter von Danzig) ergeben sich zum Teil intressante Unterschiede.

Weiterhin ist diese Handschrift Talhoffers die erste bekannte, in der die Ringlehre des Meister Ott vorgestellt wird, eines getauften Juden, von dem es heißt, er sei der Ringer der Herren von Österreich gewesen (44 A 8). Otts Ringerkunst wird jedoch im Gegensatz zu Liechtenauers Lehren durchaus ausführlich erläutert und kommentiert.

Kurios ist überdies der Anfang des Manuskripts: Es beginnt mit esoterischen Wahrsagetechniken Johannes Hartliebs, mit deren Hilfe es möglich sein soll, den Sieger eines Zweikampfs zu ermitteln.

Die Textblöcke sind hauptsächlich von drei Schreibern ausgeführt worden. Der erste Abschnitt (Hartliebs Onomatomantia) und der letzte (Kriegswerkzeuge) stammen aus einer Hand, wobei der Schriftcharakter im letzten Abschnitt etwas flüssiger ist. Die mittleren Abschnitte (Johannes Liechtenauer und Meister Ott) weisen einen weniger kurrent-ertigen, robusteren Schrifttypus auf. Hinzu kommen die Bildbeischriften zu Otts Ringtechniken von einer dritten Hand. Weitere kurze Textstellen – wie z.B. die Spruchbänder, die über die gesamte Handschrift verteilt sind – könnten von weiteren Schreibern stammen. Interessant ist, daß die Schreiber der beiden Haupttextblöcke jeweils eine Datierung vorgenommen haben (s.o.): Hartliebs Texte sind somit auf 1443 datiert, Liechtenauers Lehren auf 1448.

Ich habe alle Textpassagen der Handschrift transkribiert; da (insbesondere beim Ringen) die zugehörigen Bilder fehlen, mag sich der Zusammenhang nicht immer erschließen. Auf einer französischen Website sind jedoch alle Illustrationen in schwarz-weiß verfügbar. Diese sind einer französischen Ausgabe von Gustav Hergsells Edition der Handschrift entnommen: Talhoffers Fechtbuch (Gothaer Codex) aus dem Jahre 1443. Gerichtliche und andere Zweikämpfe darstellend. Prag. Selbstverlag. 1889.

Zur Transkription

Die Transkription orientiert sich so getreu wie möglich am Original. Der Buchstabe »v« wird nicht in »u« oder »v« aufgelöst. Abbreviaturen, Verdoppelungs- oder andere Sonderzeichen oberhalb eines Buchstabens bleiben (im Rahmen der eingeschränkten typographischen Möglichkeiten des Internets) weitgehend erhalten.

Das Manuskript kennt zahlreiche Ligaturen, die im modernen Schriftsatz nicht mehr üblich sind. Diese Ligaturen werden in ihre einzelnen Buchstaben aufgelöst. In der Handschrift werden weiterhin mehrere unterschiedliche Formen des »s« benutzt. Die entsprechenden Ligaturen sind ebenfalls aufgelöst, auch die Buchstabenverbindung von langem und rundem »s« am Wortende. Erhalten bleibt lediglich eine »sz«-Ligatur, die durch »ß« wiedergegeben wird.

Die Groß- und Kleinschreibung ist, gemessen an modernen Standards, recht willkürlich. Gelegentlich wird mitten im Satz unvermittelt ein Wort durch ein Versal hervorgehoben. In vielen Fällen ist der Unterschied zwichen Majuskel und Minuskel so gering, daß nur geraten werden konnte, was ursprünglich gemeint war.

Quellen

  • Hans-Peter Hils: Meister Johann Liechtenauers Kunst des langen Schwertes.
  • Martin Wierschin: Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens. München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1965
  • AEMMA-Website: Übersichtsseite
  • ARMA-Website: Übersichtsseite
  • Französische Website: Übersichtsseite
Dierk Hagedorn, Januar 2009