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Index talk:Gladiatoria (MS KK5013)

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Transcription Carsten Lorbeer Gesellschaft für Pragmatische Schriftlichkeit
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Transcription notes

Die Handschrift

Die Fechthandschrift KK5013 ( früher HS P 5013 ) bildet mit einer Reihe von anderen Handschriften, wie zum Beispiel der in der Jagelonischen Bibliothek in Krakau liegenden Ms.germ.quart 16 oder dem Wolfenbütteler Kodex Guelf. 78.2 Aug. 2°, die Gruppe der „Gladiatoria“ Handschriften, die nach Martin Wierschin[1] bzw. Hans-Peter Hils[2] im Gegensatz zu den Handschriften aus der Lichtenauer Tradition stehen, da sie nicht von den dort verwendeten Glossen und Merkversen Gebrauch machen. Ein Vergleich zeigt, daß sie alle auf einen Archetypus zurückzuführen sind, keine von ihnen ist allerdings vollständig. So sind in der KK5013 nur Auszüge der Ms.germ.quart 16 zu finden, aber im Gegensatz zur Krakauer Gladiatoria enthält diese 4 fehlende Dolchtechniken ( 42v – 44r ).

Wie in der Ms.germ.quart 16 sind in der KK5013 Kämpferpaare abgebildet, die in der Regel eine Angriffs- und gleichzeit die Verteidungstechnik illustrieren. Der Text ergänzt das Stück mit einer detailierteren Erklärung. Die „Wiener Gladiatoria“ beschränkt sich auf Techniken, die in Plattenharnisch ausgeführt werden, wie Spieß, Kampf zum halben Schwert, Ringen, Dolch ( Degen ) und Haltetechniken. Die in Ms.germ.quart 16 aufgeführten Stücke mit dem Hakenschild, dem ungarischen Schild, dem Faustschild und der halben Stange sind nicht vorhanden.

Von der KK5013, die im kunsthistorischen Museum in Wien liegt, ist bekannt, daß sie im Besitz von Carl Schruff ( 1570 ) war, der als Schlosshauptmann von Ambrass in den Diensten von Erzherzog Ferdinand II von Tirol stand.

Sie unterscheidet sich dahingehend von der nach Hans-Peter Hils eingeordneten Leithandschrift Ms.germ.quart 16, daß sie weder in Bild noch Schrift ein einheitliches Bild abgibt. Die kolorierten Abbildungen sind von unterschiedlichen Zeichnern erstellt worden und unterscheiden sich sehr stark in Qualität und Detailreichtum. Die Fechterpaare auf den Seiten 7r, 11r, 11v, 28r, 28v, 31v, 49r und 49v sind sehr detailiert und aufwendig gestaltet. Eine weitere Variante liegt in der Ausführung noch sehr nahe an der Krakauer Gladiatoria, vorallem im Bereich der Stücke mit dem Spieß oder dem Halbschwert. Den Abschluß dieser Skala bilden zwei weitere Variationen, die sehr einfach und schnell angefertigte Zeichnungen umfassen.

Inhaltlich unterscheiden sich die Abbildungen nicht von denen der anderen Gladiatoria-Varianten, spiegeln aber die zur Entstehungszeit oder am Entstehungsort der Handschrift andere Mode wieder. Zum Beispiel trägt der links stehende Kämpfer auf 1v wadenhohe Stiefel und einen Falchion; im Gegensatz dazu ist der Fechter in der Ms.germ.quart 16 vollständig mit einem Plattenharnisch bekleidet und mit einem eineinhalb-händigen Schwert gegürtet. Sehr interessant ist, daß diese von allen anderen abweichende Bekleidung, der Tracht einer Figur auf einem Kirchenaltarbild (die "Große Domkreuigung") ähnlich sieht, das im Liebfrauendom in München hängt und aus der zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts stammt.

Ein weiteres abweichendes Modemerkmal sind die, in der Mehrzahl mit Zaddeln versehenen Zierärmel. Im Gegensatz dazu stehen die gerade abfallenden Ärmel in der Ms.germ.quart 16. Nur die Gruppe der sehr detailreichen Abbildungen in KK5013 weicht von diesem Muster ab und hält sich sehr genau an den Archetyp.

Bei der zeitlichen Einordnung helfen zeitgenössische Abbildungen wie zum Beispiel ein Altarbild[3] von Jan van Eyck, das auf den Zeitraum 1425 bis 1433 datiert wird oder der Entwurf einer Grabplatte[4] von Hans Multscher aus dem Jahre 1430.

Der unterhalb der ganzseitigen Abbildungen stehende Text, der in einer gut lesbaren Bastarda verfaßt ist, unterscheidet sich im Inhalt nur unwesendlich von der Krakauer Gladiatoria. Stellenweise wurde der Text allerdings vereinfacht bzw. gekürzt. So unterschlägt der Schreiber teilweise die in Ms.germ.quart 16 durchgängige Nummerierung der einzelnen Fechtstücke ( 6v ff ).

Die sehr unterschiedlichen Zeichenstile, das Vorhandensein einiger Seiten, die nur ein Schaubild enthalten ( 31v, 49r, 49v ) bzw andere vollständig leere Seiten ( 50r -52v ) legen die Vermutung nahe, daß die Handschrift über einen längeren Zeitraum entstanden ist und schlussendlich nicht fertiggestellt werden konnte. Es ist leider nicht bekannt von wem, bzw. unter welchen Umständen die Handschrift angefertig wurde.

Transkriptionsregeln

  • Das kleine a und o sieht in der Handschrift sehr ähnlich aus. Im Zweifelsfall wird deshalb der Buchstabe in dieser Transkription sinngemäß transkribiert, d.h. zum Beispiel van wird als von transkribiert.
  • Der Schreiber verziert oft n und m mit einer anschließenden Zierschleife ( siehe zu Beispiel 5v 1. Zeile, genamen ). Dies ist nicht mit einem Nasalstrich zu verwechseln, da der Buchstabe e vorhanden ist. Der Buchstabe wird nicht verdoppelt und einfach transkribiert.
  • Umlaute und Diphtonge werden, soweit möglich wie in der Handschrift verwendet wiedergegeben. Dabei wurde der Zeichensatz Mediaevum (http://www.mediaevum.de/mhd.htm) verwendet.
  • Der Schreiber fügt am Buchstaben l meist einen kurzen halbhohen Aufstrich an, dies wird aber ignoriert und als Buchstabe l transkribiert . ( 6r, 1.Zeile )
  • Stellenweise sind „m“ und „in“ sehr schwer zu unterscheiden, da der i-Punkt nicht oder schwer zu sehen ist. Deshalb werden Worte sinngemäß transkribiert.
  • ort ist auch als art geschrieben und wird auch als solches transkribiert.
  • Geht der Aufstrich über das Niveau des z wird es als tz transkribiert.
  • Sehr häufig sind auch Vokale und e, bzw. er zu finden, über denen eine Abbreviatur angebracht ist, die aber auch ein Umlautzeichen, ein Zierstrich oder eine Akzentuierung sein könnte. Hier wird diese als ê, , oder " transkribiert.

Beispiel von 8v, 1. Zeile

References

  1. Martin Wierschin, „Meister Johann Lichtenauers Kunst des Fechtens“, München, 1965
  2. Hans-Peter Hils, „Meister Lichtenauers Kunst des langen Schwertes“, ISBN 3-8204-8129-X
  3. Altarbild in der Katedrale St. Bavo, Ghent
  4. Bayerisches Nationalmuseum Inv. Nr MA936