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Difference between revisions of "User:Michael Sims/sandbox"
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+ | ! <p>Transcription<br/>by [[Reinier van Noort]]</p> | ||
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+ | |'''Cap. XI.''' | ||
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+ | Fainten zu machen. | ||
+ | Erstlich / so man wird dem Feind die Kling engagirt haben / es sey in welcher Guardia es | ||
+ | wolle / und zugleich einige blösse for sich sehen / ist es in der quarta, so gehe man von des Feindes | ||
+ | Klinge ab / battire mit dem rechten Fuß / als wolte man ihm einen stoß nach der lincken seyten thun / | ||
+ | wie beygehende Figur Num. XVIII. bezeiget / wird er sich verführen lassen / und die Fainte pariren | ||
+ | wollen / so cavire man geschwind unter der Klingen durch / versetze ihm einen stoß in der Tertz über | ||
+ | den Arm / und breche darauff geschwind die mensur, damit man sich wieder in der rechten positur | ||
+ | befinde / und vor des Feindes nachstoß sicher sey. | ||
+ | Zweitens / solte der Feind einem die Kling in der quart engagiren, so wird er gnug blösse auff | ||
+ | beede theilen machen / alsdan cavire man unter der Klinge durch / und mache ihme eine fainte in der | ||
+ | tertia, als wolte man ihm übern Arm stossen / wie beygefügte Figur Num. XIX. præsentirt; Wird er | ||
+ | sich dan verführen lassen / und selbe abwenden wollen / so cavire man abermahl unten durch / stosse | ||
+ | ihm eine quart mit wohlgetrehetem Leib inwendig / halte die lincke Hand alzeit vornen in | ||
+ | bereitschafft / wie bereits in der / mit Num. VIII. bezeigneten Figur gemeldet / damit einen contra-stoß | ||
+ | oder volte zu verhindern / und bringe sich nach vollbrachtem stoß wider in gute defension. | ||
+ | Drittens / wan man des Feindes Kling in der secunda, und zwar die schwäche wird gewonnen | ||
+ | haben / so gehe man mit steiffem Arm von der Klingen ab / und mache ihm eine fainte in der secunda | ||
+ | nach dem untern Leib / wie neben gesetzte Figur Num. XX. lehret / jedoch nicht zu nieder / daß er | ||
+ | nicht oben hinein zustossen / wie im tempo-stoß Num. LII. oder zu voltiren vortheil gewinne / wie | ||
+ | Num. XXXVIII. zeiget; wird er dan darnach greiffen und pariren wollen / so erhebe man die Klinge | ||
+ | oben hinein / und versetze ihm hurtig einen stoß über seinen Arm in der quart, wie an gemelter LII. | ||
+ | Figur zu sehen / auch muß die mensur, wie schon vielmahl gedacht / mit außgestrecktem Arm nach | ||
+ | dem stoß also bald gebrochen / und widerumb fester Fuß gesetzet werden. | ||
− | -} | + | Was aber Viertens die Fainte in die höhe nach dem Kopff zumachen belangt / ist wohl zu |
+ | observiren, wan man sich in einer hohen Guardia oder secunda befindet / und die Spitz nach des | ||
+ | Feindes Kopf zu / oder etwas höher gerichtet hat / da man eine secund underwerts zustossen / mehr | ||
+ | gelegenheit finden wird / als anderswo / daß man alsdan geschwind unter des Feindes Klingen durch | ||
+ | cavire und ihme eine fainte unten an seine Klinge in die höhe nach seinem Haupt mache / wie sich | ||
+ | gegenwertige Figur Num. XXI. erzeiget / dan wird er solche zu pariren sich mit der Klingen erheben / | ||
+ | so muß man stracks mit der seinigen herunter fallen / und in der secunda zustossen / welche secunda | ||
+ | jedoch mit gar niedrigem Leib will gestossen werden / umd dem Feind desto besser unter die Klinge | ||
+ | zukommen / wie droben in den Hauptstössen zusehen; Nach geschehenem stoß erhebe man geschwind | ||
+ | die Kling im mensur-brechen / damit man bald des Feindes Kling / umb seinen vorhabenden nachstoß | ||
+ | zu verhindern / wider finde / welches man in allen stössen billich observiren soll. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XII.''' | ||
+ | |||
+ | Doppelte Fainten zu machen. | ||
+ | |||
+ | Befindet man sich mit seinem Adversario in einer geraden postur, und hat etwa gelegenheit | ||
+ | oder blösse ein fainte übern Arm zu machen / auch die quart inwendig zustossen gesinnet ist / und | ||
+ | man aber verspühret / daß der Feind die fainte wie auch den stoß pariren wird / so mache man ihm mit | ||
+ | einer ansehnlichen action die erste fainte außwendig nach dem Arm / cavire alsdan widerumb unten | ||
+ | durch / und mache ihm die zweyte fainte oder halben stoß inwendig starck in die quart, wie | ||
+ | beygesetzte Figur Num. XXII. bezeigt / so wird er darnach greiffen / und destomehr blöß übern Arm | ||
+ | geben / und man also ihn darin leichtlich / weil er zur dritten parade nicht so geschwind gelangen mag | ||
+ | / verletzen könne. Welcher stoß schwer zu pariren ist. | ||
+ | |||
+ | Die doppelte fainte nach dem Haupt ist / wan man mit dem Feind in der secunda lieget / und | ||
+ | er starcke wiederpart helt / so cavire man under seiner Klingen durch / mache ihm die erste fainte | ||
+ | unten an seine Klinge nach dem Haupt zu / erhebe dieselbe / daß er die unterste Fainte zu pariren | ||
+ | eifferig gemacht werde / gehe so dan also bald von der Klingen wieder ab / und mache ihm die andere | ||
+ | fainte nach dem unter-Leib in der secund, wie gegen überstehende Figur Num. XXIII. in hält / so | ||
+ | vermeint er / man wolle ihm einen stoß alda versetzen / und suchet selbigen zu pariren, alsdan kan | ||
+ | man wieder herüber caviren, und ihme eine quart übern Arm inwendiges Leibes stossen / wie an der | ||
+ | LII. Figur zusehen. Man kan auch wohl die secund nachstossen / aber mit der lincken Hand muß man | ||
+ | des Feindes Degen abzuwenden / sehr geschwind sein. | ||
+ | |||
+ | In andern stössen können solche doppelte fainten nicht gebraucht werden / dan sie unbequem | ||
+ | und sehr gefährlich sind. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XIII.''' | ||
+ | |||
+ | Welcher gestalt man die doppelte Paraden machen sol. | ||
+ | |||
+ | Solches ist sehr nothwendig zu wissen / auß uhrsachen / weil sie sehr schwer zu pariren | ||
+ | seind / dan viel / wan sie einen stoß thun wollen / machen bald einen gantzen / bald halben stoß / oder | ||
+ | gar eine fainte: damit aber der Feind auß der postur gebracht werde / so muß man sich / in dem er | ||
+ | inwendig in der quart einem an der Klingen lieget / über den Arm einen halben stoß thut / zugleich | ||
+ | wieder durch caviret, und die quartam inwendig zustossen suchet / wohl vorsehen / daß man sich nicht | ||
+ | zu weit nach solchem stoß verfahre / sondern geschwind bereit seye / die quart auch inwendig zu | ||
+ | pariren und nachzustossen / so an der Figur mit Num. XXIV. bezeignet / zusehen. | ||
+ | |||
+ | Desgleichen ist zu observiren, wan man sich mit dem Feind außwendig in der tertz befindet / | ||
+ | und er eine fainte oder halben stoß inwendig in die quart macht / und doch den stoß übern Arm sucht | ||
+ | zuvolbringen / daß man geschwind inwendig mit der Paraden und steiffer Faust seye / wird er alsdan | ||
+ | durch caviren und übern Arm stossen wollen / so parire man den stoß mit der stärcke und steiffem | ||
+ | Arm / wie die Figur Num. XXV. weiset / dan wird man blösse finden / ihme die tertz übern Arm | ||
+ | nachzustossen / wie Num. IX. zeiget. Man kan auch auß der tertz nach der secund in die höhe pariren / | ||
+ | wie Num. XIV. zusehen / und dem Adversario alsdan eine secund underm rechten Arm nachstossen. | ||
+ | |||
+ | Die doppelte Parade in der secunda ist / wan man alle beede in der secunda gelagert / und der | ||
+ | Feind unten einen stoß darin thun will / so trehe man geschwind die Hand mit dem Degen unterwerts / | ||
+ | und parire denselbigen / wird alsdan der Feind den zweyten stoß oben übern Arm nach der Brust oder | ||
+ | Kopff zustossen / so erhebe man seine Faust mit dem Degen in die höhe / nach besag der XXVI. Figur / | ||
+ | so wird der stoß übern Kopff hinweg gewiesen / und erzeiget sich an dem Feind unten in der secunda | ||
+ | eine blösse / darin gar leicht und zierlich hinein zustossen ist. Gleicher gestalt ist in der secunda | ||
+ | zumercken / so der Feind einem den stoß wolte nach dem Kopff thun / so laß man sich nicht verführen | ||
+ | / sondern parire oben den ersten / und unden in der secunda den zweyten stoß / und seye die quartam | ||
+ | und secundam nachzustossen / und hernacher die mensur zubrechen / zugleich bereit. | ||
+ | |||
+ | Diese doppelte paraden solten billig den einfachen gleich nachgesetzt worden sein / weil sie | ||
+ | aber den angehenden gar schwer zu volbringen vorkommen / habe ich vor gut angesehen / solche / | ||
+ | weil durch die fainten die Faust etwas hurtiger gemacht wird / selbigen nach zusetzen. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XIV.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man sol an der Klingen in zwey tempo hinweg stossen / so die rütschende Stöβ genand werden. | ||
+ | |||
+ | Alhier muβ des Feindes positur wohl observirt werden / wo er die beste occasion den gefasten | ||
+ | stoß zu volbringen / geben wird; Findet man inwendig blösse in der quart, und die spitz seines Degens | ||
+ | auffwarts nach eines Kopff gerichtet / so stosse man ihm mit der stärcke an seine schwäche / und laß | ||
+ | den stoß in der quart an der Klingen fortrutschen / so wird seine Kling gedempft / und man kan desto | ||
+ | besser den stoß vollbringen / wie die Figur sub Num. XXVII. klärlichen darthut / wird er caviren, so | ||
+ | thue wie in folgender tertia gemeldet wird. | ||
+ | |||
+ | So er aber blösse in der tertia giebet / und die spitz seines Degens auffwarts stehet / so stosse | ||
+ | man ihm auch außwendig an seine schwäche / bleibt er dan ohne cavation stehen / so wende man die | ||
+ | Hand ein wenig nach der secunda zu / und lasse den stoß geschwind fortgehen / und verletze ihn übern | ||
+ | Arm / wie bey vorhergehender IX. Figur gelehret worden / nur daß die Hand etwas mehr in die | ||
+ | secunda gewendet wird / cavirt er aber durch / so parire in der quart, und stosse in derselbigen nach. | ||
+ | |||
+ | Lieget der Feind aber in einer hohen postur, als in halber secunda, und man noch etwas blöß | ||
+ | oben übrig hat / so stosse man an seine Klinge nach dem Kopff / bleibt er stehen / so laß man die | ||
+ | Kling fortrutschen / die Spitz sincken / und vollführe geschwind den stoß oben über in der hohen | ||
+ | secunda, man muß aber die lincke Hand unter der Klingen lassen / damit des Feindes contra-stoß | ||
+ | unter dem Arm hinweg abgewendet werde / wie die XXVIII. Figur præsentirt, dieser stoß wird auch | ||
+ | gar nett im passiren angebracht. | ||
+ | |||
+ | Endlich / wan man seinen Widerpart in der niedrigen quart lieget / die Spitz seines Degens | ||
+ | tieff ausser der geraden Linien / und unterm Arm eine blösse siehet / so stosse man ihme einen halben | ||
+ | stoß in der quart an seine Klinge / wie erst gemeldt / wird er dan mehr blösse geben / alsdan stosse | ||
+ | man geschwind solche quart unterm Arm fort; Hier ist aber wohl zu mercken / daß man in allen | ||
+ | solchen stössen die lincke Hand bereit halte / des Feindes Degen zu ergreiffen / oder doch zum | ||
+ | wenigsten seinen contra-stoß zu verhüten / wie im tempo-stoß Num. LII. zusehen. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |Cap. XV. | ||
+ | |||
+ | Wie man soll einen halben stoß oder apell an die Klinge mache / dem Feind dardurch zum stossen | ||
+ | anlaß zugeben. | ||
+ | |||
+ | Will man dem Feind außwendig in der tertz eine apell an seine schwäche machen / wie Num. | ||
+ | XXIX. zeiget / daß er etwa darauff caviren, oder inwendig eine quart stossen solte / so muß man ihme | ||
+ | solche zu pariren, und die quart inwendig nachzustossen bereit sein. Man kan auch wohl in der quart | ||
+ | ein wenig niderig pariren, und dem Feind untern Arm eine quart, wie Num. LIII. geschiehet / stossen / | ||
+ | aber da muß man sehr vorsichtig sein / mit der lincken Hand allezeit vnfern / so des Feindes Kling | ||
+ | avanciret und seinen contra-stoß verhüten / dan wo er seine Hand in die secund würde wenden / könte | ||
+ | er einen gar leicht verletzen / wie im tempo-stoß Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
+ | |||
+ | Befindet man sich aber zugleich mit dem Feind in der quarta, so thue man einen kleinen stoß | ||
+ | an seine schwäche / undgebe ihme ein kleine blösse übern Arm / wie die XXX. Figur præsentirt, wird | ||
+ | er durch caviren, und eine tertia suchen zustossen / so halte man sich bereit selbige zu pariren, und | ||
+ | ihme übern Arm solche geschwind nachzustossen / wird er sich aber verfahren und in der secunda in | ||
+ | die höhe pariren, so lasse man den Degen sincken / und stosse ihme eine secunda außwerts untern | ||
+ | Arm hinein / wie Num. X. vorgestellet ist. | ||
+ | |||
+ | Des / so sich der Feind eines hohen Lagers gebrauchet / und man die mensur gewonnen / kan | ||
+ | ihme ein halber stoß oder appelle unten an seine Kling nach dem Kopff zu gemacht werden / wird er | ||
+ | alsdan herunter caviren und einen stoß in der secunda wollen vollbringen / so parire man selbigen mit | ||
+ | umbgewendeter Hand / wie die Figur Num. XIII. lehret / und stosse ihme so bald eine quarta oder | ||
+ | scunda inwendiges Leibes übern Arm nach / wird er sich aber nicht bewegen lassen und fest stehen | ||
+ | bleiben / so stosse man ihm die secunda unter seinem rechten Arm hinein. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XVI.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man soll die Appellen von der Klingen machen. | ||
+ | |||
+ | Diese Appellen habe ich mit keinen Figuren bezeichnen / sondern / weiln sie den fainten | ||
+ | gleichformig seind / und fast eine Figur machen / außgenommen / daß man geschwind wider an die | ||
+ | Klinge schlägt und in derselbigen blösse fortstosset / nur etwas weniges davon reden wollen / und sind | ||
+ | deren nur zwey / als in der secunda und quarta. Wan man sich nemlich mit seinem Adversario in der | ||
+ | secunda befindet / so gehe man von seiner Klinge ab / und mache ihm eine appell nach seinem unterLeib | ||
+ | / wie an der fainten Num. XX. zusehen / wird er sich nicht verführen lassen / so thue man ihm | ||
+ | wieder einen stoß in die höhe / oder schlag an seine Kling / fahre alsdan herunter / und verletze ihn in | ||
+ | der secunda, wie Num. X. Weiset. | ||
+ | |||
+ | Die appell in der Quarta geschiehet also / so bald die mensur und des Feindes Kling in der | ||
+ | quarta gewonnen / so mache man ihme einen appell von der Klingen nach dem lincken Arm zu / und | ||
+ | sehe / ob er in seiner postur bestehen oder sich verführen lassen wolle / verfähret er sich / so cavire | ||
+ | man und stosse die tertz übern Arm wie Num. IX. bleibet er aber still liegen / so battire man mit der | ||
+ | stärcke an seine schwäche / wie Num. XXX. und versetze ihm einen stoß inwendiges Leibes in der | ||
+ | quarta, wie Num. VIII. demonstrirt. In allen diesen appellen, so wohl an als von der Klingen / ist | ||
+ | zumercken / daß allezeit der Leib / Hand und Fuß in einem tempo battire, appellire und ein wenig | ||
+ | fortrucke. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XVII.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man die Kling stringiren und ligiren sol. | ||
+ | |||
+ | Solches wird auff folgende weise verrichtet; Man gehe so bald anfangs dem Feind mit steiffem | ||
+ | Arm an seine Klinge / es seye gleich in der Tertz, quart oder secunda, wo man seine Klinge am | ||
+ | vortheilhafftigsten finden kan / auff daß er selbiger nicht mehr mächtig / und dardurch sein Arm | ||
+ | geschwächt / zu rück getrieben / oder ihme gar ein stoß versetzt werden möge: Desgleichen ihm | ||
+ | ligiren, wan man seinen Feind mit außgestrecktem Arm noch in der rechten mensur siehet vor sich | ||
+ | stehen / so halte man ihm nicht weit von der Klingen / ehe er sich dan dessen versehen wird / engagire | ||
+ | man ihm die schwäche seiner Klingen in der quarta, trehe selbige geschwind biß in die secunda | ||
+ | herumb / wie beygefügte XXXI. Figur bezeuget / und versetze ihm also mit außgestrecktem Arm | ||
+ | darinn einen stoß; dasern er aber die mensur brechen / und einen tritt zurück thun würde / auch man | ||
+ | etwan des Feindes Kling noch nicht recht gefast hätte / so trette man mit beeden Füssen im ligiren | ||
+ | herzu / daß der Feind nicht bald entweiche / biß man ihm einen stoß in der quart oder secunda über | ||
+ | den Arm habe beygebracht; Solte er aber in dem man ligiret, caviren, so muß man entweder mit | ||
+ | erhebung deß Degens zurücksetzung des Füsses oder einen sprung in vorige rechte postur wider | ||
+ | zurück zu kommen trachten / jedoch mit erhabener Kling und steiffem Arm gegen des Feindes Leib | ||
+ | zu. Diese ligation kan auch / in dem der Feind stöst / mit einem zutritt gemacht und ihme ein stoß in | ||
+ | der quart über den Arm angebracht werden. | ||
+ | |||
+ | Obige ligationes nun alle von sich abzuwenden / muß man die Klinge des Feindes / in dem er | ||
+ | ligiret, die Hand lassen sincken oder ablauffen lassen / wie die Figur Num. XLV. præsentirt, ein sprung | ||
+ | zurück / und einen hieb von sich thun / so kompt man wieder auß der gefahr. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XVIII.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man sol ausser der mensur attaquiren. | ||
+ | |||
+ | Dieses geschiehet / wan man sich weit von dem Feind mit seiner schwäche auff des Feindes | ||
+ | schwäche befindet / und ohne fortsetzung des rechten und lincken Fusses nicht verletzen kan / wie | ||
+ | Num. VI. zeiget / so muß man in solcher action geschwind sein / und einen tritt in die mensur thun / | ||
+ | daß man mit der stärcke des Feindes schwäche erlangen möge / welches in allen stossen practicirt | ||
+ | werden kan / nemblich / lieget der Feind in die tertia an eines schwäche / so cavire man durch / und | ||
+ | gewinne die Kling in der quarta, wie die Figur Num. XXXII. darstelt / trette dan gleich zu / und | ||
+ | versetze ihm in derselben einen stoß inwendiges Leibes; Bezeiget er sich ferner in der quart an der | ||
+ | schwäche / so cavire man durch / und gewinne seine Kling in der tertia, versetze ihm darin einen stoß | ||
+ | über den Arm / oder außwendig darunter in der secunda. Solte er aber hoch liegen / daß seine spitze | ||
+ | nach eines Gesichte gerichtet were / so cavire man durch / rücke den Fuß fort / gewinne seine | ||
+ | schwäche / lasse den Leib sincken / und bringe ihm einen stoß in der secunda des untern Leibes an. In | ||
+ | allen diesen stössen aber ist wohl zumercken / daß man nach dem stoß seinen Leib geschwind zurück | ||
+ | ziehe / dan diese und dergleichen stösse bestehen in guter disposition und geschwindigkeit / auß einer | ||
+ | postur in die ander sich zufinden wissen. | ||
+ | |||
+ | Man kan auch dem Feind im attaquiren eine fainte in die quart machen / als wolte man einen | ||
+ | stoß thun / wird er sich verführen lassen / und nach der fainte greiffen / so stosse man ihm die tertia | ||
+ | über den Arm / wie dan desgleichen geschehen kan auß der tertia in die secunda, und hernach die | ||
+ | secunda über den Arm gestossen / wie Num. XXVIII. wieder auß der quarta in die secunda, nemlich / | ||
+ | eine fainte nach dem Kopff zumachen / und wieder eine herunter nach dem unter-Leib / und nachmals | ||
+ | eine hinauff / als dan die quarta über den Arm behendt zugestossen. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XIX.''' | ||
+ | |||
+ | Welches besser sey / mit einem sprung oder zweyen Tritten sich zurück salviren. | ||
+ | |||
+ | Solches hab ich in Italien / Franckreich / Engelland / Holland und Teutschland von | ||
+ | unterschiedlichen Fechtmeistern gesehen und erfahren / der eine befindet es gut / daß man sich nach | ||
+ | dem stoß mit zweyen schritten / der ander aber / mit einem sprung zurück reterire; Welches erste ich | ||
+ | zwar nicht verachte / so es zu gelegener zeit beschiehet / als wan man verspühret / daß der Feind | ||
+ | einem nachzueylen nicht zugeschwind ist / oder so man sich auff den Beinen zum sprung zu schwach | ||
+ | befindet / dan kan man sich / dieweil es nicht anderst sein mag / der zweyen Schritten bedienen: | ||
+ | Meines orths aber finde ich besser / wo man sich in einer guten postur, und dem Feind geschwind | ||
+ | befindet / daß man nach dem stoß einen sprung zurück thue / von sich haue / und dem Feind desto | ||
+ | bessern wiederstand zuthun sich wieder in seine richtige postur bringe / all dieweil der stoß geschwind | ||
+ | fortgesetzet wird / und der Leib leichtlich einen Fehler begehen mag / zumahl dem Feind nicht | ||
+ | zutrawen / ob er sich schon langsam anläst / wird er doch einen zu übereilen und nachzustossen | ||
+ | trachten / welches dan die geschwindigkeit des zurücksprungs verhindern kan. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XX.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man sol Passaden machen / auß was ursachen / und zu welcher zeit. | ||
+ | |||
+ | Erstlich / so seind die Passaden nothwendig / wan man siehet / das der Adversarius allzeit die | ||
+ | mensur bricht / und man ihn nicht erreichen kan / alsdan ist guth zu passiren, es seye in welcher | ||
+ | postur es immer wolle; Zweytens / so ist auch nötig zu passiren, wan man sich etwa an einer Mauer / | ||
+ | Wasser / Haag / Berg / Graben / oder dergleichen befindet / alsdan ein sprung auff die lincke seyte | ||
+ | gethan und passiret, daß man wieder auff freyen Fuß kommen möge: Item / wo man siehet / daß sein | ||
+ | Adversarius einen succurs bekompt / daß man sich resolvire, und ihme vorsichtiglich auff den Leib | ||
+ | passire, damit man nicht hernach mit zweyen Feinden zustreiten habe. | ||
+ | |||
+ | Die Passade in der tertia. | ||
+ | |||
+ | So bald man nun passiren will und sich mit dem Adversario in der quart befindet / so | ||
+ | stringire man dessen schwäche ein wenig / und mache ihm eine fainte in die quart, würde er sich dan | ||
+ | verführen lassen / so cavire man durch / und passire in der tertia übern Arm / wie die Figur Num. | ||
+ | XXXIII. dargibt / wird er still liegen / so verwende man die Hand in die secunda, passire inwendig auff | ||
+ | seine Brust / und stoß ihm den winckelstoß / welcher in contra tempo Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
+ | |||
+ | Die Passade in der secunda oben übern Arm. | ||
+ | |||
+ | Wan sich der Feind in hoher postur præsentirt, und man ihm eine fainte unten an seiner | ||
+ | Klinge nach dem Kopff machet / auch befindet / daß er oben übern Arm blösse gibt / und also liegen | ||
+ | bleibt / so lasse man nur die Spitz sincken / erhebe die Faust / halte die lincke Hand wohl vor / und | ||
+ | passire ihm oben in der verfallenen secunda hinein / wie die XXXIV. Figur lehret; Hette aber der | ||
+ | Adversarius eines Kling in der quart gewonnen und seine spitze sich etwas hoch befünde / cavire man | ||
+ | unten durch / und mache ihm außwendig in der tertz eine fainte an seine Kling / wird er still liegen / so | ||
+ | wende man die Hand etwas nach der secunda zu / und passire ihm steiff übern Arm. Er kan auch mit | ||
+ | der fainten verführet werden / in deme man sich stellet / ob wolte man unten durchgehen / und | ||
+ | passiret doch hernach / in deme er sich verfähret mit steiffem Arm in der secunda oben hinein. | ||
+ | |||
+ | Die Passade unten in der secunda. | ||
+ | |||
+ | Befindet man sich dan beederseits in hoher secunda, so cavire man unten durch / und mache | ||
+ | dem Feind eine fainte an seine schwäche nach dem Kopff / bleibt er also still liegen / so lasse man die | ||
+ | spitz in die secunda sincken / passire ihm geschwind mit gebogenem Leib / und verletze ihn untern | ||
+ | Arm / wie Num. XXXV. zusehen. Man kan auch versuchen den Feind zuverführen mit einer fainte | ||
+ | unten nach der secunda zu / wird er aber still liegen / und etwa auff einen contra-stoß warten / so | ||
+ | erhebe man unten die Kling mit einem appell, verhindere damit sein vorhaben / und passire gleichfals | ||
+ | unten in der secunda fort. | ||
+ | |||
+ | Wie man sich in diesen Passaden, welche ihren uhrsprung vom Puniart fechten herhaben / der lincken | ||
+ | Hand / an desselben statt / bedienen sol. | ||
+ | |||
+ | Ferner / so man sich beederseits in der hohen secunda gelagert / wie Num. I. zeiget / und | ||
+ | einem der Adversarius darin stringiret, so halte man die lincke Hand vor / lasse ihn die Kling ein | ||
+ | wenig gewinnen / alsdan mit der lincken Hand / die cavation oder contra stoß zu verhindern / an seine | ||
+ | schwäche gegriffen / seinen Degen auff die seite getruckt / die Kling mit steiffem Arm lassen sincken / | ||
+ | und geschwind in der secunda übern den lincken Arm passirt, wie die Figur Num. XXXVI. darthut / so | ||
+ | wird er unversehener weiß beschädigt / dan er in der meinung gestanden / der stoß würde unterm Arm | ||
+ | fortgehen / und er ihn mit der Hand pariren können. Befindet man sich aber zugleich in der quart, so | ||
+ | mache man eine fainte oder appell an des Feindes schwäche / so er nicht cavirt, greiffe man mit der | ||
+ | lincken Hand herzu / trucke seinen Degen auff die seyte / und passire ihm inwendig in der quarta mit | ||
+ | steiffem Arm fort / so ist er leichtlich zuverletzen / worin er sich übervortheilet befunden. | ||
+ | |||
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+ | ! <p>Transcription<br/>by [[Reinier van Noort]]</p> | ||
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+ | |'''Cap. XXI.''' | ||
+ | |||
+ | Von der Volten, wan / und wie sie zumachen. | ||
+ | |||
+ | Viele halten groß auff die volten, und gebrauchen sie öffters / welche gleichwohl im scharff | ||
+ | fechten nicht so leichtlich angehen oder gebräuchlich seind / dan es gar gefährlich ist dem Adversario | ||
+ | den Rucken zu wenden / wans aber die nothturfft erfordert / und man sich etwa an einer Maur oder | ||
+ | sonst verhinderlichem orth befindet / da man nicht weichen kan / mögen sie auff ein: oder andere | ||
+ | manier angebracht werden. | ||
+ | |||
+ | Als / so einem der Adversarius grosse blöß und winckel übern Arm machte / so vertrehe man | ||
+ | im stoß den Leib / voltire ihm mit der quart übern Arm / wie die Figur Num. XXXVII. außweiset / und | ||
+ | mache eine halbe / oder gantze volte mit gantz umbgetrehetem Leib / damit man den Feind wieder ins | ||
+ | Gesicht vor sich bekomme / und den Degen ihm noch einmahl auff die Brust setze: Man hat sich | ||
+ | hierinnen wohl wahr zunehmen / daß der Feind nicht etwa laure / die volte lasse ablauffen / und | ||
+ | dardurch den Degen mit seiner lincken Hand erreiche / wie die Figur Num. XLV. außweist / oder | ||
+ | selbigen wohl gar auß der Hand reisse / welches er auff solche weise gar wohl thun kan. | ||
+ | |||
+ | Die Volte inwendig in der quart. | ||
+ | |||
+ | Wird der Adversarius mit einem zugleich in der quart, und mit seiner spitzen etwas hoch | ||
+ | liegen / so mache man ihm eine fainte an seine schwäche / wird er still liegen und nicht caviren, so | ||
+ | stosse man die quart inwendig fort und voltire darauff / wie die XXXVIII. Figur vor Augen stellet / | ||
+ | also / daß man ihm hart an Leib komme / damit er etwan einen stoß zu vollbringen / nicht platz habe / | ||
+ | man kan auch gleich nach der volte seinen Degen zu sich ziehen / mit herumbtrehung der Hand dem | ||
+ | Adversario auff seine Klinge / selbige dardurch zu schwächen / sein vorhaben zu verhinderen / und | ||
+ | sich zu salviren, einen starcken Hieb thun; So er aber caviren, zurück tretten / und einen im voltiren | ||
+ | empfangen / wie Num. XLI. oder gar disarmiren wolte / welches er gar leichtlich thun kan / wie Num. | ||
+ | XLIII. zusehen / alsdan thue man einen Hieb von sich auff des Feindes Klinge / retrahire sich mit | ||
+ | einem sprung / und stelle sich wieder in gute defension. Diese volte kan auch in verfallener quarta, | ||
+ | wan der Feind gar hoch mit dem Gefäß liegt / inwendig angebracht werden. | ||
+ | |||
+ | Die Volte untern Arm. | ||
+ | |||
+ | Diese volte kan also practicirt werden; Wan der Feind außwendig unterm Arm blösse gibt / | ||
+ | ein falsch Lager hat / und einen dahinein zustossen verursachet / so mache man ihm eine fainte an | ||
+ | seine schwäche / verendert er sich dan nicht / so voltire ihm geschwind in der quarta mit umbwendung | ||
+ | des Leibes in die blösse hinein / wie die Figur Num. XXXIX. thut / man sehe sich aber im voltiren wohl | ||
+ | vor / daß der Adversarius nicht etwa einen contra-stoß in die volte thue / welcher mit umbwendung | ||
+ | der Hand in die secunda geschiehet / wie Num. LIV. zusehen / oder sonsten seinen vortheil in acht | ||
+ | nehme / wie oben gemeldt. | ||
+ | |||
+ | Die contra volte. | ||
+ | |||
+ | Man kan auch die volten gebrauchen / wan der Adversarius einem die quarta übern Arm | ||
+ | anbringen will / so cavire man geschwind unten durch / und voltire contra, wie Num. XL. zusehen / | ||
+ | will er aber eine tertia stossen oder passiren, so cavire und voltire man unten durch eine gantze volta. | ||
+ | Meines orths verwerffe ich nicht allerdings die volten, allein sie wollen mit grosser behutsamkeit | ||
+ | gemacht werden / auch stehen sie zierlich / sind gut einen geschwinden Leib zumachen / und lehren | ||
+ | den Leib hurtig wenden und trehen / auch zuweilen dem Adversario einen stoß außweichen / und ihme | ||
+ | sobald solchen zu versetzen. | ||
+ | |||
+ | Wie man sich gegen die Volten verhalten und den Adversarium empfangen sol. | ||
+ | |||
+ | Diese volten können alle verhindert werden / so man wohl in acht nimbt / wan der Feind zu | ||
+ | voltiren gesinnet / und in deme er voltiret, mit dem rechten Fuß hinder sich tritt / den Degen zurück | ||
+ | ziehet / und alsdan des Feindes volta oder Degen mit der lincken Hand pariret; Auff solche weise kan | ||
+ | man dem Feind wiederstand thun / seinen stoß verhindern / und ihm dargegen einen in den Rucken | ||
+ | versetzen / wie an der XLI. Figur deutlich vorgestellet ist. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXII.''' | ||
+ | |||
+ | Welcher gestalt man den Degen / so man hat passiret, sessiren und ergreiffen sol. | ||
+ | |||
+ | So bald man passiret, man habe getroffen oder nicht / oder der Adversarius eine passade | ||
+ | anbringen wollen und sich verstossen hette / so ergreiffe man dessen Degen geschwind mit der lincken | ||
+ | Hand / alsdan ziehe man den Degen mit dem Arm zurück / und præsentire dem Feind denselbigen | ||
+ | nach dem Leib zu / strecke den rechten Schenckel auß / biege das lincke Knie / daß man ihme zu | ||
+ | resistiren starck gnug seye / nochmals muß man mit der lincken Hand den Adversarium von sich | ||
+ | halten / und ihn nicht herbey ziehen / wie andere informiren, dan ja der Feind von sich selber mehr zu | ||
+ | einem eylen wird / als man begehret / und wan man dan seinen Leib zurück helt / und das lincke Knie | ||
+ | steiff macht / so kan der Adversario einem gar leicht auff die Erde werffen / oder einem daß Bein | ||
+ | zerbrechen / dessen kan man sich in underschiedenen stössen und Passaden, vornemlich aber in der | ||
+ | tertia bedienen / wie die XLII. Figur vorbildet. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXIII.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man den Feind auff underschiedliche manier desarmiren, und wan dieses geschehen sol und kan. | ||
+ | |||
+ | Vors erste ist wohl zumercken / wan einem der Adversarius einen langen stoβ inwendig in der | ||
+ | quarta zu versetzen gesinnet / so stöst er offt also lang auβ / daβ er nicht geschwind wieder zurück | ||
+ | kommen kan / oder gar den Fuβ und das lincke Knie nieder zur Erden legt / wie etliche zu ihrer | ||
+ | verderblichkeit informirt werden / alsdan nehme man das tempo wohl in acht / das im pariren dem | ||
+ | Adversario die Kling etwas in die quer auff die seine komme / trette so dan mit dem rechten Fuβ | ||
+ | ferner inwendig fort / daβ man ihme mit der lincken Hand seinen Degen unterm Gefäβ ergreiffen | ||
+ | möge / trucke des Adversarii Kling starck unterwarts / und ziehe mit der lincken Hand zu sich / so | ||
+ | wird man dessen Degen mit geringer mühe überkommen / wie an gegenwertiger Figur Num. XLIII. | ||
+ | gezeiget wird. Hier sehe man sich wohl vor / daβ sich der Feind nicht seiner geschwindigkeit bediene / | ||
+ | seinen Leib etwan / in dem man den Degen ergreifft / und meinet gar sicher zusein / umbtrehe / eines | ||
+ | Arm auff die Axsel trucke und gar zerbreche / wie an der / mit Num. L. bezeigneten Figur practicirt | ||
+ | wird. | ||
+ | |||
+ | Den Feind / nach dem man ihm übern Arm gestossen / zu disarmiren. | ||
+ | |||
+ | Zweytens / so man dem Adversario eine tertia oder quarta übern Arm wolte anbringen / so | ||
+ | trette man gleich nach dem stoβ mit dem lincken Fuβ herzu / ergreiffe des Adversarii Degen / und | ||
+ | trucke selbigen auβwerts über die Kling herumb / so wird sich seine Hand eröffnen / und er dadurch | ||
+ | gezwungen / den Degen zu quittiren, oder schaden leyden an seiner Hand / wie Num. XLIV. dociret, | ||
+ | welches einem der mit krummen Arm fichtet / gar leicht wiederfahren kan. | ||
+ | |||
+ | Desgleichen geschiehet auch / wan man / wie im tempo-stoβ Num. LIII. die quarta untern Arm | ||
+ | stöβt / und die Kling des Feindes sich etwas niedrig befindet / so trucke man gleichfals mit dem Degen | ||
+ | auff selbige / trette mit dem lincken Fuβ herbey / und ergreiffe zugleich mit der lincken Hand den | ||
+ | Degen unter dem Gefäβ / und ziehe zu sich / drucke mit der rechten Hand von sich / und reisse ihm | ||
+ | also den Degen auβ der Faust. | ||
+ | |||
+ | Im ablauffen den Degen zu erobern. | ||
+ | |||
+ | Drittens / wan der Adversarius eine tertia oder quarta übern Arm will stossen / so lasse man | ||
+ | dessen stoβ inwendig nach dem Leib über der Klingen ablauffen / und führe einen streich / als wolte | ||
+ | man ihn übern Kopff oder in die Waden hawen / welches auch wohl geschehen kan / dan trette man | ||
+ | mit dem lincken Fuβ zu / und greiffe mit der lincken Hand über des Feindes Degen under das Gefäβ / | ||
+ | wie die Figur Num. XLV. bezeiget / so wird man dessen Degen bey sich unterm Arm befinden / dan | ||
+ | thue man einen harten zug mit der Faust in die höhe zu sich zu / so wird er solchen zu quitiren | ||
+ | gezwungen. Dergleichen kan man auch thun / wan der Feind übern Arm wolte stossen / es seye in der | ||
+ | tertia oder quarta, so gebe man wohl acht / daβ man / in deme er stöst / cavire, und ihm den stoβ | ||
+ | darauff nach der quarta zu in einem tempo parire, dan wird man sich auff der Klingen befinden / wie | ||
+ | oben gemelt / und ihn gar leichtlich disarmiren können. | ||
+ | |||
+ | Den Adversarium mit seinem eigenen Gewehr zuverletzen. | ||
+ | |||
+ | Letzlich / wan der Feind unten in der secunda einen stoß thun wird / so parire man in der | ||
+ | tertia überzwerg auff seine Kling / trette herzu und greiffe des Feindes Degen wohl unterm Gefäß / | ||
+ | trucke mit der rechten Hand unten wohl von sich / so wird man ihme die spitze seines Degens auff die | ||
+ | Brust bringen / und zumahl wan der Degen nicht zulang ist / also leicht verletzen können / wie die | ||
+ | Figur Num. XLVI. weiset; will man dan den Adversarium auch seines Degens berauben / so muß man | ||
+ | ihn mit der lincken Hand umbtrehen / daß er möge in die quarta gebracht werden / und also starck zu | ||
+ | sich reissen / ist aber schwer zu volbringen. | ||
+ | |||
+ | In allen diessen Lectionibus soll man sich / nach dem der Feind disarmiret, und desselben | ||
+ | Gewehr in seiner gewalt hat / mit ein paar schritten oder einem sprung zurück ziehen / alle beide | ||
+ | Degen dem Feind gegen den Leib præsentiren, damit er einem nicht etwa an Leib komme und übern | ||
+ | hauffen werffe / und endlich noch sein Meister spiele. | ||
+ | |||
+ | Obiges nun alles zuverwehren / muß man / wan der Feind nach eines Degen greiffet / das | ||
+ | contra tempo wohl observiren, die Faust geschwind in die secunda verwenden / den Degen zu sich | ||
+ | ziehen / des Feindes Degen aber mit der lincken Hand ergreiffen / und ihme den Degen vor den Leib | ||
+ | setzen / wie Num. XLII. gemeldt / solte man aber fehl greiffen / alsdan ziehe man den Arm zurück / | ||
+ | oder thue gar einen sprung hinterwarts / dardurch wird des Feindes vornehmen verhindert; Man muß | ||
+ | sich aber gleichwohl wieder in richtige postur zur defension stellen / welches die contra lection genant | ||
+ | wird. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXIV.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man im passiren den Feind übern hauffen werffen / ihme Arm / oder Bein zubrechen kan. | ||
+ | |||
+ | Dieses habe ich expressè darumb wollen anzeigen / weil man mehr zum passiren als einen | ||
+ | langen stoβ zuthun / geneigt ist / welches ich zwar nicht ohneben zu sein befinde / doch zu gelegener | ||
+ | zeit und mit guter manier, dan die Passaden nicht vor jedwedern / weniger alzeit rathsamb sind / weil | ||
+ | sie mit grosser vorsichtigkeit müssen geschehen / und will mancher eher lauffen / als er gehen kan / | ||
+ | dardurch sie offt selber in die Eissen lauffen / dan der Adversarius einen zu empfangen das tempo | ||
+ | wohl observiren wird / weswegen dan im passiren wohl zubeobachten / daβ man dem Feind / so bald | ||
+ | er den stoβ empfangen / seinen lincken hinder des Feindes vorgesetzten rechten Fuβ stelle / zugleich | ||
+ | ihme einen guten streich auff die Brust oder an den Hals gebe / und ihn also zu Boden werffe / wie die | ||
+ | Figur Num. XLVII. darthut. | ||
+ | |||
+ | Den Feind im passiren zu empfangen und übern hauffen zuwerffen. | ||
+ | |||
+ | Wan aber der Feind passiren wolte / so schlage man die lincke Hand stracks vor / parire den | ||
+ | stoβ / und ergreiffe den Adversarium, oder seinen Degen / auff daβ man seinen eygenen Degen in der | ||
+ | Hand frey behalten möge / auch muβ der rechte Fuβ / den Feind damit zuschlagen / bereit stehen: So | ||
+ | bald nun der Feind ergriffen / so nehme man wahr / welchen Fuβ er vorstellet / denselben schlage man | ||
+ | von hinden her in die Kniekeehl oder Versen / und trucke ihme zugleich hart mit der Hand an den | ||
+ | vorder-Leib / wie an vorhergehender XLVII. Figur zusehen / so kan man ihn hinderwerts zur Erden | ||
+ | werffen / welches auch ohne anlegung der lincken Hand geschehen kan / wie die Figur Num. XLVIII. | ||
+ | auβweiset. Hierinnen hat man sichwohl vorzusehen / daβ sich der Feind nicht etwa des contra tempo | ||
+ | bediene / seinen Fuβ zurück ziehe / und das jenige / was man ihme zuthun willens gewesen / an einem | ||
+ | selbsten vollbringe. | ||
+ | |||
+ | Einem im passiren das Bein zubrechen. | ||
+ | |||
+ | Wan man des Feindes etwan im passiren verfehlet hette / so greiffe man mit der lincken Hand | ||
+ | zu / sessire des Feindes Waffen / und præsentire ihm den Degen nach dem Leib zu / ziehet er dan den | ||
+ | ober-Leib zu rück / und lasset das forderste Bein steiff auβgestreckt stehen / so darff man nur / wan | ||
+ | man ihn mit dem Degen nicht verletzen will / mit dem rechten Fuβ hervor rucken / ihme auff sein | ||
+ | auβgerecktes Knie tretten und in einem tritt das Bein zubrechen / wie an gegenwertiger Figur Num. | ||
+ | XLIX. zusehen; Man nehme sich in solcher occasion wohl wahr / daβ der Feind nicht etwan simulire, | ||
+ | und sich stelle / als wan er gar schwach / und sich ergeben wolte / hernach aber seinen Leib geschwind | ||
+ | herumb schwencke / und einem nachfolgende lection anbringe. Mit dieser und dergleichen lectionen | ||
+ | ist nicht zu schertzen / dan sie gar leicht ins werck können gerichtet werden. | ||
+ | |||
+ | Im sessiren dem Feind einen Arm oder den Hals zubrechen. | ||
+ | |||
+ | Diese Lection ist zu gebrauchen / wan man sich etwan verstossen / oder der Feind zu getretten | ||
+ | wehre / und einem den Degen am Gefäβ oder nahe dabey ergreiffen / und darzu seinen Degen / einen | ||
+ | stoβ damit zu vollführen / frey und ledig hette / so trehe man in geschwinder resolution den Leib | ||
+ | hinderwerts lincks umb / daβ der stoβ vorbey gehe / und man des Feindes lincke / mit seiner lincken | ||
+ | Hand ergreiffe / den Arm umbgekehrt über die Schulter bringe / mit beeden Händen starck | ||
+ | niedertrucke / und ihm also solchen mit behendigkeit zerbreche / wie die Figur Num. L. vorstellet / | ||
+ | welches auch ein contra lection genennet wird. | ||
+ | |||
+ | Kürtzlich vom Hals brechen: So man dem Feind passiren wolte / und der Degen einem etwa | ||
+ | entfiele / so greiffe man ihme mit beeden Händen nach dem Kopff / mit der rechten unter sein Kien / | ||
+ | und mit der lincken oben auff den Wirbel / dan trehe man mit der rechten von sich / und mit der | ||
+ | lincken oben her zu sich / so kan man ihme den Hals leicht brechen / und ihn umbwerffen; Diese | ||
+ | lectionen aber dienen einig und allein in denen vor Augen schwebenden extremiteten, und lassen nicht | ||
+ | mit sich schertzen. | ||
|- | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXV.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man caviren und contra caviren, in der cavation pariren und darein stossen sol. | ||
+ | Und zwar anfangs / wan man mit dem Adversario zugleich in der quarta lieget / so engagire | ||
+ | man in derselbigen seine schwäche / wird er aber unten durch gehen / und wieder in der tertia | ||
+ | engagiren wollen / so cavire man in selbigem tempo unten durch / und stosse ihm inwendig die quart, | ||
+ | verhindert er den ersten stoβ und caviret contra, so cavire man abermahl durch / wie die Figur Num. | ||
+ | LI. demonstrirt, und volziehe seinen stoβ in der quart, wie Num. VIII. zusehen. | ||
+ | Befindet man sich dan beederseits in der tertia, und dem Feind seine Kling etwas stringiret, so | ||
+ | gebe man wohl acht / daβ / in dem er durch caviret, und wiederumb wird engagiren, man geschwind | ||
+ | in selbigem tempo durch gehe / und ihm einen stoβ in die tertia versetze / caviret er contra, so cavire | ||
+ | man wieder / und stosse denselben in die zweyte cavation. | ||
+ | Wird man dem Adversario den Degen in der secunda engagirt haben / und er durch cavirt und | ||
+ | wiederumb will engagiren, so cavire man zugleich mit durch / versucht ers zum zweyten mahl / so | ||
+ | cavire man mit ihm / und verletze ihn in einem tempo unten inder secunda, desgleichen geschiehet | ||
+ | oben herüber in der secunda. | ||
− | -} | + | Man kan auch zugleich caviren und pariren, und darauff den Feind beschädigen / vornemlich |
+ | wan man dem Feind die tertia übern Arm zu stossen / gelegenheit giebet / und er dan darüber wird fort | ||
+ | stossen wollen / so parire man nicht ausserhalb / sondern cavire unten durch / parire in der quarta und | ||
+ | stosse ihm alsdan gemelte quarta untern Arm nach / wessen er sich nicht verhüten kan; Auff diese | ||
+ | weise kan man auβ drey tempo zwey machen / und verletzen. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXVI.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man sol in die Fainten oder Tempo stossen. | ||
+ | |||
+ | Diese stösse geschehen folgender weise: Wan man sich mit seinem Wiedersacher in der | ||
+ | secunda befindet / und er eine fainte nach dem unter-Leib zu machen trachtet / so muβ man das tempo, | ||
+ | in dem er den Degen sincken lässet / wie ein Augenblick in acht nehmen / die Hand in selbigem tempo | ||
+ | in die quart wenden / mit einem steiffen Arm herunter fallen / und ihm dieselbe inwendiges Leibes | ||
+ | stossen / wie die Figur Num. LII. thut: Man sehe sich aber wohl vor / das der Feind nicht etwa die | ||
+ | fainte expressè mache / den stoβ ablauffen lasse / dardurch eines Degen überkomme und Meister | ||
+ | werde / wie Num. XLV. zusehen. | ||
+ | |||
+ | Wan aber der Feind in der quarta eines Degens engagirt, und eine Fainte in der tertia etwas | ||
+ | weit vom Leib / wie etliche thun / machen will / so stosse man / in dem er unten durch zu caviren | ||
+ | gesinnet / ihme in selbigem tempo die tertia gleich übern Arm / und verletze ihn: Liegt er auβwendig | ||
+ | in der tertia an / und machet inwendig in der quarta eine fainte, so stosse und voltire man gleichfals | ||
+ | die quarta mit umbgewendetem Leibe / so wird man ihn auch verwunden. | ||
+ | |||
+ | Tempo-stoβ in der quarta untern Arm. | ||
+ | |||
+ | Wan man den Adversarium in der quarta rencontrirt, und er / wie viel im brauch haben / einen | ||
+ | dardurch zum stoβ zu bewegen / im fainten machen grosse blöβ gebe / so seye man geschwinder als | ||
+ | der Feind / und / in dem er die fainten macht und untern Arm blöβ gibt / behend in selbigem tempo | ||
+ | darin mit der quart fort zustossen / nach besagter LIII. Figur / auch den Degen mit der lincken Hand | ||
+ | abzuwenden / damit der Feind nicht etwan die Hand trehe und ein contra tempo stosse / wie | ||
+ | nachfolgende LIV. Figur bezeignet. | ||
+ | |||
+ | Contra tempo. | ||
+ | |||
+ | Was das contra tempo betrifft / so kan man selbiges gebrauchen wie folgt: Wan man zugleich | ||
+ | in gerader postur stehet / so engagire man dem Feind seine Kling ein wenig in der quarta, mache ihm | ||
+ | alsdan eine fainte, die spitze nach der Erden zu / die Faust aber hoch gehalten / auff daβ man ihme | ||
+ | gnugsame blösse untern Arm zustossen gebe / wie an vorhergehender LIII. Figur zusehen / wird er dan | ||
+ | mit der quart geschwind wollen hinein stossen / so nehme man dasselbe tempo in acht / wende die | ||
+ | Hand in die secunda, und stosse ihm inwendiges Leibes fort / wie in der LIV. Figur beobachtet wird / | ||
+ | so verletzet und pariret man den stoβ zugleich in selbigem tempo, welches in keinem andern stoβ | ||
+ | angehet. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXVII.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man auβ einer postur die ander formiren, und sich darin begeben soll. | ||
+ | |||
+ | Diese verenderung kan in allen posituren geschehen / als wan man mit dem Feind in der tertia | ||
+ | lieget / so stringire man ihm ausserhalb die Kling ein wenig / und formire also die quarta. So aber der | ||
+ | Feind in einer hohen tertia oder quarta lieget / so cavire man unten durch und gehe ihm in der | ||
+ | secunda an / in welcher verenderung man den Feind gar leichtlich übereylen kan / wie die LV. Figur | ||
+ | anzeiget; Läst er die Kling sincken / und formirt ein niedrige postur, so cavire man contra, will er die | ||
+ | Kling in der secunda stringiren, so cavire man durch und engagire seine Kling in der quarta: Gehet er | ||
+ | in niedriger postur an / so beuge man die beede Knie / gehe ihm eben so niedrig an / das ihm der | ||
+ | vortheil benommen werde / dan wo man dem Adversario einige blöse gibt / so muβ man auch | ||
+ | zusehen / wie solche recht möge defendirt werden / damit man nicht selber das jenige zu gewarten / | ||
+ | was man einem ander trohet. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXVIII.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man die mensur brechen sol. | ||
+ | |||
+ | Wan man mit dem Adversario ein gleiches lager formiret hat / es seye in der tertia, quarta | ||
+ | oder secunda, und man verspühret / daβ derselbe einen stoβ in der quarta verrichten wolte / so breche | ||
+ | man die mensur mit zurückziehung des lincken Fusses und ober-Leibes / wie die mit Num. LVI. | ||
+ | bezeignete Figur darthut / und sehe sich wohl vor / daβ er den lincken Fuβ nicht etwa hernach ziehe / | ||
+ | und geschwind noch einmahl stosse / bleibt er aber also stehen / sich nicht retrahiret, noch in eine gute | ||
+ | postur bringet / so gehe man in der quarta an seine schwäche / und stosse ihm darin nach; Hier sind | ||
+ | auch seine actiones zu observiren, daβ er nicht etwa zu trette / eine halbe passade mache / einem den | ||
+ | Fuβ erreiche / und das Bein zerbreche / oder umbwerffe / welches er / in dem der Leib also | ||
+ | hinderwerts gebogen liegt / leicht ins werck setzen kan / wie die Figur Num. XLIX. beweiset. | ||
+ | |||
+ | Befindet man sich dan beederseits in der secunda, und der Widersacher in derselben / oder in | ||
+ | der quarta einen stoβ vollführen wolte / so trette man mit dem fordersten Fuβ zu rück / ziehe den | ||
+ | rechten Arm etwas nach sich / halte die lincke Hand vor / womit der stoβ leicht abzuwenden / und | ||
+ | versetze ihm alsdan eines in der secunda oder quarta: Diese lection kan man auch practiciren, wan der | ||
+ | Feind voltiret, wie die Figur Num. XLI. bezeiget. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXIX.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man sich mit dem Degen / und beeden Händen defendiren soll. | ||
+ | |||
+ | Diese defension mit beeden Händen soll nicht eher als zur erheischender zeit geschehen / | ||
+ | nemlich / so es darzu kommen solte / daβ einer etwan zu matt und müde / oder an der rechten Hand | ||
+ | verwundet worden were / und seinen Degen nicht mehr regieren könte / alsdan kan man sich der | ||
+ | lincken Hand gebrauchen / daβ man seinem Adversario zu begegnen desto besser gewachsen seye / | ||
+ | welches dan das sicherste ist / daβ man sich in die niedrige tertiam begebe / den Degen mit der rechten | ||
+ | Hand beym Knopf / mit der lincken aber eine spann vor dem Gefäβ halte / sonsten aber keine blöβ als | ||
+ | über den Arm gebe / und den stoβ des Feindes zu erwarten / die niedrige postur behalte / auch muβ | ||
+ | man das tempo, in dem der Feind stöst / nicht verliehren / sondern den stoβ mit der lincken Hand und | ||
+ | dem Degen / wie die Figur Num. LVII. weiset / pariren und nachstossen / dieweil er / in deme man den | ||
+ | Degen also beym Knopff helt / eher als sonsten zu erreichen / und lenger auβstossen kan. | ||
+ | |||
+ | Meines orths halte ich von dem Fechten mit beeden Händen nicht viel / weiln es heβlich und | ||
+ | gefährlich ist / es seye dan / daβ es die hohe noth erfordert / dan wo sich einer auff solche arth | ||
+ | præsentiret, so suche man ihn nur mit einer fainten oder halben stoβ zuverführen / und alsdan in die | ||
+ | Hände / sonderlich in die rechte zuverletzen / doch daβ man dem Feind zum contra stossen keine | ||
+ | gelegenheit gebe. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXX.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man mit der lincken Hand pariret, und wo selbige Paraden ihren ursprung herhaben. | ||
+ | |||
+ | Diese Paraden kommen mehrentheils daher / weil man vor diesem hat pflegen mit den | ||
+ | Puniarts oder Dolchen zu fechten und sich zu verthädigen; heutiges tages aber sind keine mehr | ||
+ | gebräuchlich / deswegen die lincke Hand zur zeit der noth dessen statt wohl verrichten kan. Welches | ||
+ | dan geschiehet / wan man müde und matt worden / den Degen nicht mehr halten kan / und seinem | ||
+ | Adversario die Klinge nicht mehr vertrauen darff / weiln er in der Faust zu starck / also die Hand im | ||
+ | pariren zu hülff zu nehmen gezwungen ist: Nemlich: wan man sich mit dem Adversario in der | ||
+ | secunda befindet / und er darin einen stoβ thun wird / so parire man selbigen mit der lincken Hand | ||
+ | unterm Arm durch / wie die LVIII. Figur docirt, und stoβ ihm die secunda oben nach / wie in der | ||
+ | Passade Num. XXXIV. zusehen / liegt man aber in der quarta, und er selbige stossen will / so parire | ||
+ | man mit der Hand auβwerts nach der lincken seiten / und stosse geschwind auch eine quarta nach; | ||
+ | liegt er gantz niedrig / so thue man desgleichen / parire mit der Hand und stosse nach. Von der tertia | ||
+ | über den Arm will ich nichts melden / weiln darin mit der Hand zu pariren schwer und gefährlich ist. | ||
+ | |||
+ | |} | ||
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+ | ! <p>Images<br/></p> | ||
+ | ! <p>{{rating}}<br/></p> | ||
+ | ! <p>Transcription<br/>by [[Reinier van Noort]]</p> | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXI.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan. | ||
+ | |||
+ | Dieses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet / auch offtermahls practicirt, und halte | ||
+ | darvor / daβ es ein Hispanier erfunden / dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch | ||
+ | vorkombt / dan man in selbigem nicht viel still stehet / sondern mehrertheils in der action mit geradem | ||
+ | Leib vorwerts oder auff die seyte / auch wohl zurück gehet / so lang und viel / biβ man seinen Mann | ||
+ | zuverletzen blösse findet / in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie | ||
+ | gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint / den | ||
+ | stoβ fortsetzen / es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte | ||
+ | Cavalliers oder Officirer bedienen / welche etwan Lahm geschossen / gestochen / oder sonsten | ||
+ | beschädigt seind / ihre Knie nicht mehr biegen / oder einen langen stoβ thun können / und also steiff | ||
+ | zugehen gezwungen seind / welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die | ||
+ | Podagrämische / so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können / und gleichwohl ihre | ||
+ | Ehr zu verthädigen / einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten / auff solche manier | ||
+ | zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth / wan man sich etwa mit dem | ||
+ | Rücken an einem incommodirlichen orth befindet / alsdan auff die lincke seite gehet / und dem Feind | ||
+ | desto besser zu begegnen / einen bequemen orth suchet / und hiemit genug vom caminiren. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXII.''' | ||
+ | |||
+ | Von den Winckel stössen / und geschehen solche auff folgende manier. | ||
+ | |||
+ | Wan man sich mit dem Adversario in der quarta befindet / und er etwa einen krummen Arm | ||
+ | machet / daβ man darüber blösse siehet / so cavire man geschwind durch / ehe er sich dessen versiehet | ||
+ | / dan er des stosses aldar nicht / sondern inwendig erwartet / und stosse ihm die quarta übern Arm mit | ||
+ | getrehetem Leib in den Winckel / wie Num. LX. darthut / halte die lincke Hand vor / oder ergreiffe den | ||
+ | Degen / als wolte man den Adversario desarmiren, wie Num. XLIV. zusehen / und verhindere zugleich | ||
+ | den contra-stoβ. | ||
+ | |||
+ | Ebenfals geschiehet in der quarta, wan der Feind darin eine fainte von der Klingen machet / | ||
+ | daβ man dardurch blösse unter seinen Arm bekombt / so mercke man solche wohl / vertrehe die Hand | ||
+ | in die quarta, als wolte man voltiren, und stosse ihm dieselbe auβwendig über der Klinge unterm Arm | ||
+ | hinein / wie Num. LIII. zusehen. | ||
+ | |||
+ | Was dan endlich den Winckelstoβ in der secunda betrifft / gehet solcher also an: So bald man | ||
+ | mit dem Adversario das Lager in der secunda formiret, so mache man ihm eine fainte nach dem Kopff | ||
+ | / erhebe die Faust hoch / ist alsdan oben noch blösse / so lasse man die spitz sincken / stosse also | ||
+ | übern Arm / wie an der XXXIV. Figur bedeutet worden / und halte die lincke Hand nahe beym rechten | ||
+ | Arm: Dieser stoβ wird auch von etlichen eine verfallene secunda genant. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXIII.''' | ||
+ | |||
+ | Auff was arth die verfallene Stöβ gemacht werden. | ||
+ | |||
+ | Erstlich kan die verfallene secunda gebraucht werden / wan man dem Feind eine fainte | ||
+ | inwendig nach dem Leib machet / Er aber liegen bleibt / so verkehre man die Hand weit in die | ||
+ | secunda, lasse den Degen mit dem Leib zur lincken sincken / und lædire ihn in verfallener secunda, | ||
+ | auff daβ der Adversarius in der parade der Klingen / und im contra-stoβ des Leibs verfehle / wie an | ||
+ | gegen über gesetzter LXI. Figur zubeobachten: Dieser stoβ ist auch gut im passiren zu gebrauchen. | ||
+ | Lieget man dan beederseits in einer hohen quarta, so cavire man durch / schlage dem Feind | ||
+ | auβwendig ein wenig an seine schwäche nach dem Kopff zu / lasse alsdan die Kling fallen / und stosse | ||
+ | die secunda unterm Arm; Dieses alles muβ in einem tempo geschehen / und wird solches auch eine | ||
+ | verfallene secunda genennet. | ||
+ | |||
+ | Zweytens / wan man sich zugleich mit dem Feind wolte in die quarta légen / ihme seine Kling | ||
+ | zu stringiren, und stelte sich / ob man ihme die quarta über das Gefäβ hinein zustossen besinnet / so | ||
+ | lasse man doch die Klinge fallen / und stosse ihm behände inwendig unter dem Gefäβ die quarta nach | ||
+ | dem under-Leib / so wird er im pariren der Klingen verfehlen / und wird dieser stoβ die verfallene | ||
+ | quarta genandt. | ||
+ | |||
+ | Was dan letztlich die verfallene quarta auβwendig belanget / geschiehet solche also / wan man | ||
+ | zugleich mit dem Adversario in der tertia sich befindet / so lasse man die spitz biβ an des Feindes | ||
+ | Elnbogen fortgehen / den Degen auβwerts unter den Arm fallen / und stosse also in der quart fort / | ||
+ | auch halte man zugleich die lincke Hand vor / welches in allen diesen stössen beobachtet werden | ||
+ | muβ / umb des Feindes Degen von sich abzuweisen / dieses ist von den besten stössen einer. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXIV.''' | ||
+ | |||
+ | Wie man gegen einen / so lincks fichtet / agirt, und welche stöβ ihm am bequemlichsten anzubringen. | ||
+ | |||
+ | Erstlich / wan man sich mit einem solchen Adversario auβwendig in der quarta befinden | ||
+ | wird / kan man ihm am sichersten selbige übern Arm stossen / desgleichen gehet auch eine verfallene | ||
+ | quarta auβwendig unter dem Arm hier wohl an / kan auch inwendig practicirt werden. | ||
+ | |||
+ | Zweytens / So man mit ihm in der secunda gelagert / kan man die secunda oben übern Arm / | ||
+ | oder inwendiges Leibs unter der Klingen anbringen; Von der tertia will ich nichts melden / weiln man | ||
+ | darinnen gemeiniglich contra stöst. | ||
+ | |||
+ | Drittens / was die Passaden gegen einen lincken belanget / kan man die quarta übern Arm | ||
+ | passiren, mit der lincken Hand aber muβ man ihm den Degen auβ der geraden Linien trucken; | ||
+ | desgleichen können obgemelte zwey stöβ in der secunda angebracht werden. In allen diesen stössen | ||
+ | aber muβ man die lincke Hand vorschützen / und des Feindes vorhaben verhüten. | ||
+ | |||
+ | Viertens / kan man auch in der quarta übern Arm und darunter voltiren. | ||
+ | |||
+ | Diese obgemelte stöβ gegen die lincke Hand habe ich zu verhütung weitleufftigkeit / nur mit | ||
+ | wenigen wollen zuverstehen geben / weiln es die principalisten seind. | ||
+ | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXV.''' | ||
+ | |||
+ | Von einem guten und tüchtigen Degen. | ||
+ | |||
+ | Mancher meynet / wan Er einen langen Degen trägt / so seye ihme schon damit geholffen / | ||
+ | aber es ist nicht genug / sondern denselben zu regieren ein mehrers wird erfordert. Dan wan der Feind | ||
+ | die schwäche desselbigen einmahl wird gewonnen haben / so kan man so leicht nicht caviren, und sich | ||
+ | wieder loβ machen. Meine meinung aber ist / daβ die Kling eines guten Seyten Degens soll | ||
+ | mittelmässig sein / nicht zu schwer noch zu lang / auff daβ sie desto besser und leichtlicher könne | ||
+ | regieret / und der Arm nicht so bald müde werde / starck im grieff / und steiff an der gantz und halben | ||
+ | stärcke / die halbe und gantze schwäche aber seye schwanck und leicht / und fornen nicht zu schwer / | ||
+ | auch muβ sie schlag frey / desgleichen der Knop des Degens wohl verniedet sein / damit er nicht | ||
+ | etwan loβ werde / breche / oder auβ dem grieff fahre / und man also wohl gar das Leben darüber | ||
+ | verliehren müsse. | ||
|- | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Cap. XXXVI.''' | ||
+ | |||
+ | Von einem bequemen Orth / im scharpff fechten zugebrauchen. | ||
+ | |||
+ | Demnach Ich nunmehr von allen Lectionibus auffs möglichst und nützlichste abgehandelt / | ||
+ | auch deren application allen und jeden Liebhabern dieser Kunst / verhoffentlich zur gnüge / zwar | ||
+ | kurtz / jedoch verständlich zu erkennen gegeben / so ist dieses einige noch übrig / daβ man von einem | ||
+ | principal und nothwendigen stücke etwas meldung thue / nemblich / von einem bequemen orth / da | ||
+ | man dem Adversario begegnen will / und soll man vornemlich auff vier Stück wohl achtung geben / | ||
+ | wan man vor das Thor kombt und sich mit einem schlagen soll; Vors | ||
+ | |||
+ | Erste / auff die Sonne / daβ man sie auff den Rücken / der Adversarius aber selbige ins | ||
+ | Angesicht bekomme / wordurch seine Augen geblendet werden / und man ihn desto eher verletzen | ||
+ | kan. | ||
+ | Zweytens / auff die Berge / so man einen Berg hindersich vermerckt / so suche man bald einen | ||
+ | sprung auff die lincke seiten zuthun / und den Feind dahin zutreiben / den vortheil wieder zu gewinnen | ||
+ | / Ihme aber den seinen zubenehmen / wie dan bekand ist / daβ man sich den Berg herab nicht | ||
+ | defendiren kan mit dem Degen / aber gegen Berg kan man wohl einen treiben / biβ er etwan verletzt | ||
+ | oder zufall kommen ist. | ||
+ | Drittens / auff Wasser / Mauren oder Hecken; So man sich an deren einem mit dem Rücken | ||
+ | befindet / muβ man ebenmässig resolvirt sein / sich mit dem seyten sprung zu salviren, den Feind aber | ||
+ | dahin zutreiben / welches ein grosses avantage ist. | ||
+ | Viertens / auff Pflasterstein / oder Kieselsteineren Wege / dan daselbst ist es nicht gut / man | ||
+ | hat sich wohl zu hüten / daβ man nicht an stosse / oder im langen auβstossen nicht etwan zu fall | ||
+ | komme / und dardurch verletzt werde. Welches aber der bequemste Orth sey / so man anderst die zeit | ||
+ | haben kan / dem Feind zubegegnen / so hält mancher viel von einer grünen Wiesen / es ist aber nicht | ||
+ | allzeit gut / besonders nachmittag / in deme die Sonne mit ihren Strahlen das Graβ glatt gemacht hat / | ||
+ | viel besser könte es Morgens an solchem orth sein / wan das Graβ noch naβ ist; Aber meines theils | ||
+ | halte ich einen gepflügten / auch Saamen- oder StoppelAcker / oder Sandfeld das gleich ist / vor den | ||
+ | besten und bequemsten platz / welches ich vielmahl selber practicirt, und stäts gut zu sein befunden. | ||
+ | So ich hieher zur nachricht beyfügen wollen / ein jeder mag thun nach seinem belieben / und wie es | ||
+ | die zeit wird ertragen können. | ||
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+ | |'''Anhang.''' | ||
+ | |||
+ | Hiermit hab ich auch noch zur nachricht andeuten wollen / wie daβ ich nicht allein im Degen / | ||
+ | sondern auch in anderen exercitiis, als mit der Picque, Musqueten, wie auch Voltisiren und Fahnen | ||
+ | schwingen bin erfahren / darzu auch einen lernen kan / wie man ein Regiment zu Fuβ ins Feldt soll | ||
+ | stellen / welches ich nicht allein auff underschiedlichen Academien exercirt, sondern auch im Felde | ||
+ | practicirt, und also dardurch zu einer Charge (ohne ruhm zumelden) bin gelanget / auch in | ||
+ | underschiedlichen occasionen vor meinem Feind mich hab gebrauchen lassen / und also bey hohen | ||
+ | und niederen Standes Persohnen mich recommendirt und beliebt gemacht; deren ich dan nicht nur | ||
+ | etliche wenige / sondern etliche hundert / an unterschiedlichen Orthen / in dieser Adelichen Fechtkunst | ||
+ | informiret, und zu guten Fechtern gemacht / welche verhoffentlich mir annoch gut zeugnus geben | ||
+ | werden: So hab ich auch mit dieser Adelichen Fechtkunst / bereits auff dreyzehen mahl meine Probe | ||
+ | in gegenwarth vieler grosser Herzen / an unterschiedlichen Orten gethan / und allemahl glücklich | ||
+ | obgesieget / weswegen viel Miβgönner und Neider bekommen habe / und ist wohl zuverwundern / daβ | ||
+ | ich biβ dato hab können resistiren, darumb ich billich Gott und dem Glück zudancken habe / und | ||
+ | dahero mich meines Symboli abermahls erinnere: | ||
+ | |||
+ | En Dieu mon esperance | ||
+ | Et mon espeé pour ma de fance. | ||
+ | |||
+ | Zum Beschluβ berichte ferner hiermit / wie daβ ich noch etliche schöne Kunst-stücklein oder | ||
+ | Wissenschafften habe / wie man mit einem Degen gegen einen Puniar, Picque, Hellepart, Partisan | ||
+ | und andere dergleichen Gewehr / auch wie man zu Fuβ mit dem Degen in einer / und eine Pistoll in | ||
+ | der andern Hand sich verhalten / seinem Feinde begegnen / auch gar mit blossen Händen gegen einem | ||
+ | stillet sich defendiren und wehren soll / welches auff zweyerley manier geschehen kan / dem | ||
+ | Adversario dardurch sein Gewehr zunehmen / und ihn damit zuverletzen oder gar zu tödten. Item / mit | ||
+ | einem Degen der noch in der Scheyden steckt / seinen Feind zubeschädigen / ehe Er mit einer Pistoll | ||
+ | einen Schuβ thun mag. Und dan letztens / daβ fast ohnglaublich scheinet / wie man einem den Degen | ||
+ | kan an der seyten nehmen / ihne über den Kopff schlagen / oder gar in Leib stossen / und daβ man ihn | ||
+ | doch nicht auβ der Scheiden ziehe / welches ich offt in vertrawlichen Compagnien auβ kurtzweil | ||
+ | practiciret habe / welches mit grosser geschwindigkeit muβ verrichtet werden: Dieser und dergleichen | ||
+ | Geheimnüssen application aber / Ich diesesmahl auβ gewissen ursachen / und damit sie nicht | ||
+ | allzugemein werden möchten / nicht hieher setzen wollen; man kan sie underdessen gleichwol zu | ||
+ | seiner zeit in geheim von mir erfahren; Womit ich endlich schliesse / und mit jenem Poëten sage: | ||
+ | |||
+ | Tugend hat zu beyden seiten | ||
+ | allezeit / | ||
+ | Die Sie gar gewiβ begleiten | ||
+ | Ehr und Neyd. | ||
|- | |- | ||
+ | | | ||
+ | | | ||
+ | |'''Inhalt deren Capitel / so in diesem Werck begriffen.''' | ||
+ | |||
+ | Cap. | ||
+ | |||
+ | 1. Von den drey Haupt-guardien, wie sie zu formiren. | ||
+ | |||
+ | 2. Wie man sich in eine gute postur stellen soll. | ||
+ | |||
+ | 3. Von der richtigen abtheilung der Klingen. | ||
+ | |||
+ | 4. Wie man die nahe und weite mensur erkennen soll. | ||
+ | |||
+ | 5. Von bewegung des Leibes Hand und des Fusses. | ||
+ | |||
+ | 6. Wie man approchiren und des Feindes schwäche gewinnen soll. | ||
+ | |||
+ | 7. Wie man die drey Haupt stöβ recht auβstossen soll. | ||
+ | |||
+ | 8. Wie man pariren und nachstossen soll. | ||
+ | |||
+ | 9. Auff was vor manier man die Kling engagiren soll. | ||
+ | |||
+ | 10. Von der einfachen cavation, und darein zustossen. | ||
+ | |||
+ | 11. Wie man die fainta machen soll. | ||
+ | |||
+ | 12. Wie man die doppelte fainten machen soll. | ||
+ | |||
+ | 13. Welcher gestalt die doppelte Parade zumachen sind. | ||
+ | |||
+ | 14. Wie man soll an der Klinge in zwey tempo hinweg stossen. | ||
+ | |||
+ | 15. Wie man soll einen halben stoß oder Appell an der Klinge machen. | ||
+ | |||
+ | 16. Wie man soll die appell von der Klinge machen. | ||
+ | |||
+ | 17. Wie man die Kling stringiren oder legiren soll. | ||
+ | |||
+ | 18. Wie man soll ausser der mensur attaquiren. | ||
+ | |||
+ | 19. Welches besser sey / mit einem sprung oder zwey tritten sich zurück salviren. | ||
+ | |||
+ | 20. Wie man soll Passaden machen / und auß was uhrsachen. | ||
+ | |||
+ | 21. Von den Volten, und wan sie zugebrauchen. | ||
+ | |||
+ | 22. Welcher gestalt man die Klinge sessiren oder ergreiffen soll. | ||
+ | |||
+ | 23. Wie man den Feind wehrloβ machen soll. | ||
+ | |||
+ | 24. Wie man den Feind übern hauffen werffen / ihme Arm und Bein zerbrechen kan. | ||
+ | |||
+ | 25. Wie man caviren und contra caviren, in der cavation pariren und darein stossen soll. | ||
+ | |||
+ | 26. Wie man soll in die fainten oder tempo stossen. | ||
+ | |||
+ | 27. Wie man auβ einer postur die ander formiren und sich darin begeben soll. | ||
+ | |||
+ | 28. Wie man die mensur brechen soll. | ||
+ | |||
+ | 29. Wie man sich mit dem Degen und beeden Händen defendiren soll. | ||
+ | |||
+ | |||
+ | 30. Wie man mit der lincken Hand pariret, und wo selbige Paraden | ||
+ | ihren ursprung herhaben. | ||
+ | |||
+ | 31. Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan. | ||
+ | |||
+ | 32. Wie die Winckel stöβ gemacht werden. | ||
+ | |||
+ | 33. Auff was arth die verfallene stöβ gemacht werden. | ||
+ | |||
+ | 34. Wie man sich gegen einem der Lincks fichtet / verhalten soll. | ||
+ | |||
+ | 35. Von einem guten und tüchtigen Degen. | ||
+ | 36. Von einem bequemen Orth im scharff fechten zugebrauchen. | ||
+ | '''E N D E.''' | ||
− | + | |} | |
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| title = Copyright and License Summary | | title = Copyright and License Summary |
Latest revision as of 22:00, 22 June 2017
Test work for L'Ange transcription
Contents
Treatise
Images |
Transcription | |
---|---|---|
Images | ||
Deutliche und gründliche Erklärung der
Adelichen und Ritterlichen freyen Fecht-Kunst / Lectionen auff den stoβ / und deren gebrauchs eigentlicher Nachricht. Auff die rechte Italianische Art und manir, in dieses Tractätlein verfaβt / und mit nothwendigen Kupfferstücken nach möglichkeit gezieret und vor Augen gestelt / Durch Jéann Daniel L’Ange, Churfürstl. Pfältzischer Hoff und dero Löbl. Universitäts bestelten Fechtmeistern. Mit Churfürstl. Pfältzischer Freyheit nicht nach zu trucken. Getruckt zu Heidelberg / Bey Adrian Weingarten / der Hohen Schull Buchtrucker. In verlegung des Authoris selbsten. Im Jahr 1664. | ||
Dem Durchleüchtigsten Fürsten und Herrn / HERRN C A R O L O, Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Bayern / &. &. Meinem Gnädigsten Chur-Printzen und Herin / &.
Durchleuchtigster Fürst / Gnädigster Herr / &. Ewer Durchl. werden sonder allen zweiffel ex Mathesi und andern vornehmen / von Schiffarten der Nachwelt einige instruction hinderlassenen Scribenten sattsamen bericht und information erhalten haben / daβ / in deme die tollkühne Schiffende Seekinder / dem / wider Menschliche einbildung / wundersamen veränderlichen Element Sich zuvertrauen gewilligt / Sie nach Art und Gewonheit Ihre / gleich wie Ohrwissend / also miβliche Wasserbahne / nach den hellschimmerenden Strahlen des güldenen Leith-Sterns Sich zu richten pflegen / umb / daβ selbige Ihrer sehnenden Anlendung und des Ports nicht verfehlen / sondern / wiewohl mit höhester müheseeligkeit / selbigen erreichen mögen; Wellen dan auch ich von Jugend an biβ in mein mittel Alter durch des Glückes miβgünstigkeit / auff dem gefährlichen Welt-Meer / nicht under geringen Trübsaals stürmenden Winden herumb seglen müssen / da dan offtmahls in gröster Leib- und Lebens gefahr geschwebet / und wohl erfahren / was dort stehet / Horat. Qui cupit optatam cursu contingere metam, Multa tulit fecitque puer, sudavit & alsit ; biβ ich endlich nach überstandener Widerwertigkeit / den längst gewünschten port ersehend / mein schwaches Schiffgen alhier zu Ancker gelegt. Als habe in erwegung deren auff diesem Welt-Meer ohnzehlig schwerer Schiffbruchs gefahren / bey meinen noch wenig übrighabenden Lebens-minuten, wo nicht Mir / jedoch den armen Meinigen zum besten / billich nach einem hellen glücks-Stern mich umbsehen müssen / in begebenheit desselben gnadenglantzes Mich zu bedienen; Ewer Durchl. Rhum-würdigsten hohen Helden Nahmen auch stracks anfangs hierzu vor andern erblickt / dahero Solchen zu ertiefen / mich umb so viel da mehr erkühnet / weil die ohnveränderliche Tugendt-Liebe / welche die rechte Magnetische Eigenschafft / die Gemüthere an zuhalten / Ewerer Durchl. hell strahlenden Gnaden-scheins mich nicht wenig dardurch versichert / daβ durch dero Gnädigsten milden vorschub dieβ mein geringes Fecht-Buch in dero ansehnliche Bibliotheck Lustgarten mit eingesetzt zu werden erhoben / dahero Ewer Durchl. Meinem Gnädigsten Pflantz-Herin gegenwertige Zinβfrucht schuld-danckbahrlichst zu entrichten / und dieses Fecht-Buch unterthänigst zuzuschreiben / veranlasset worden / zumahln / da von Ewer Durchl. Herin Vattern / Meinem Gnädigsten Churfürsten und Herin / &. vor etlichen Jahren mir die ohnverdiente grosse Gnade erzeiget worden / daβ Selbe mich in dero diensten in HoffFechtmeisters Bestallung (gnädigst anbefohlener dero Chur-Printzen Ewer Durchl. wie auch der EdelPagen information in der Fechtkunst) gnädigst annehmen lassen; Dahero auβ sattsam überlegten motiven umb so vielmehr zu unterthänigst gehorsambster danckbarkeit die so Mündt- als würckliche unterweisung in der Fechtkunst und deren lectionen übliche Nahmen und nützlichsten gebrauch mit klarer deutlicher Erklährung und Kupfferstücken zu verfassen / und in Form eines Tractät- oder handbüchleins in truck also vorstellend der lieben Nachwelt zu hinderlassen mich bearbeitet. In dessen aber / ob wohl diese meine Arbeit dem schein nach etwas einfältig bekleidet / zu dieser Abentszeit hervor zutretten sich unterstehet / also nichts minder Ewer Durchl. Gnaden-Schutz wider jetzige Weltverkleinerung der überwitzigen Klüglings-Geister / und neidischen Läster-Zungen höchlichst benötigt ist / Jedoch / sich so fern gantz wohl vergnügt bekennet / und alles dergleichen freudig zugleich verlacht / da ich mir des Schirmers gnädigsten Nahmen-glantzes mich würde rühmen dörffen / und zu erfrewen haben. Umb welche hohe / wiewohl unverdiente Gnade / deren angebohrnen Gütigkeit / ich hiemit untergnädigst anflehend / Ewer Durchl. sambt dem gantzen Churfürstl. Hause / nebenst Hertzlicher anwünschung alles Fürstl. Selbst verlangbahren Glückstandts / Mich und die Armen Meinigen zu möglichster unterthänigster Dienstleistung gehorsambt hiemit ergebe / verbleibendt Ewer Durchl. Unterthänigst Gehorsambster Jéan Daniel L’Ange Fechtmeister. | ||
An den Leser.
Günstig geneigter Leser / Demnach die Menschen Kinder durch antrieb der Natur / also geartet sind / daß Sie je und allewege etwas newes zu wissen und zu erlernen verlangen tragen; Als kan sothanem verlangen hoffentlich hierdurch / wie gering es auch scheinet / in etwas satisfaction geleistet werden. Und ob zwar hiebevor ein oder ander verschiedene so genante Fecht-Bücher in truck herauß gegeben / so ist aber auch gnugsam am Tage / wie deren etliche unvolkommen / verdunckelte und zusammen gestoppelte Wercke sind / welche / weil Sie mehr schädlich als nützlich / billich zuverwerffen weren: In ansehung und betrachtung dessen nun / habe ich vielmehr / der ich mich dießmahl etwas zuschreiben understanden / deme nachkommen sollen und wollen / was Herr Opitz an einem orth sehr nachdencklich setzet / Wer da will was rechtes schreiben das soll bleiben / Der bring einen newen Fundt / auß dem grundt! Allermassen dan / was es vor ein underschied zwischen den alten Authoribus und dem gegenwertigen Wercke / wird der verständige Leser leichtlich sehen und abnehmen können. Weil dan zu dieses Wercks volführung mir theils meine gute Freundt / und Gönnere / besonders aber mein von Jugend biß hieher zu dieser Kunst gefastes belieben grosse veranlassung gegeben / kurtz-doch gründlich von der Fecht-kunst / etwas gewisses der lieben posterität zu hinderlassen. Als habe dieses geringe Tractätlein / nechst Göttlicher Hülffe / auß selbst erlangter erfahrung / Reisen / Kosten und fleiß in meiner Jugend / anjetzo nach einer guten ordnung / Meinen Herin Scholaren, auch andern meinen sonderbahren Freund und Gönnern schuldigst communiciren wollen / worauß Jeder nach verlesenem discours auß beygefügten figuren vergnügliche instruction überkommen wird. Ich gestehe gern / daß nicht alles hierin begriffen / was etwan manger Klügling verlanget / dabey wisse Er / daß ich es auß erheblichen ursachen gerne underlassen / Einig und allein ist meine intention dahin gerichtet / hauptsachlich dem günstigen Leser vor die Augen zustellen / was eigentlich zu der rechten Fechtkunst gehörig / und worin sie bestehe / in abtheilung aller Stücken / beedes vergnügung zu geben den Augen und dem Sinn / worzu gehörig folgende Stück / als ein gute inclination, disposition, information, und continuation: Mich versicherend / daß diese instruction allen Liebhabern der Fecht-kunst / gleich Sie von Ihnen großgünstig und feundlich acceptirt, ebener massen und vielmehr nützlich und erfreulich sein wird. Gehabe dich wohl. | ||
Lob-Gedicht / an den Autorem dieses Buches.
Heraus / erwünschtes Buch! du darffst das Liecht nicht schewen / Heraus / beliebtes Buch! gewiβ du wirst erfrewen / Die / so geflissen sind den D E G E N zuverstehn / Du wirst durch manches Land / und Helden-Hände gehn / Bey denen Tugend gilt: man hat zwar auch beschrieben Die Kunst vor dieser zeit / die Schrifften sind geblieben / Und leben noch zum theil: Es ist der Alten fleiβ Auch seines lobes werth / die / was mit müh’ / und schweiβ Sie haben angemerckt / der Nach-Welt nicht verschwiegen / Sonst würden in dem Staub viel guter Künste liegen / Die nun sind offenbahr; Sie haben das gethan Was ihr vermögen war / Sie haben uns die Bahn Gebrochen / wie bekant: doch / weil / wie wir recht sagen / Ein tag den andern lehrt / so hat sich zugetragen / Daβ man je mehr und mehr gesorschet / und bedacht / Und endlich es so hoch / wie kundbar ist / gebracht / Mit der / und jener Kunst / Ein Teutscher hat erfunden Das donnernde Geschüβ / das / die zuvorn fest stunden / Thürn / Wäll’ / und Mauren bricht / es sprengt in einem dufft Das Pulfer / Roβ und Mann / auch Felsen in die Lufft / Und Bollwerck / Bergen gleich; Ein Teutscher Mann hat können Ersinnen / (welches lob die Wahlen uns nicht gönnen) Wie man die Bücher druckt / da mehr allein ein Mann In einer stunde thut / das auch kein Schreiber kan In zehen tagen thun: Es ist auch hoch zupreisen Des Kupferstechers fleiβ / der schlecht mit einem Eysen Sticht auff ein Kupferblat / und uns vor Augen stellt / Was irgends ist zusehn in der so weiten Welt. Es muβ die Mahlerey dem Kupferstechen weichen: Der Mahler kan ein Bild mit Farben wohl auβstreichen Und bilden wie Er will; es wird in einem Saal Zur zierrath aufgehenckt / und soll es noch einmahl Recht abgebildet sein / so muβ es doch geschehen Mit müh’ und langer zeit; das Kupfer / wie wir sehen / Druckt man auf das Pappir / daβ nun in einer stund Viel hundert Blätter hat / die in der Form und grund / Sind gantz den ersten gleich. Nun Euch hat auch beliebet / H E R R L’A N G E, wehrter Freund / die Kunst die ihr geübet / Und wohl erlernet hat / nicht / wie sonst mancher thut / Zu tragen in das Grab / das trewe Teutsche Blut Gibt redlich an den tag / was mancher sonst verschweiget / Und auch umb baren Sold / doch nicht vertrawlich zeiget Was er gelernt / und weiβ. Ihr habt von Jugend an Betretten jederzeit der Tugend hohe Bahn / Ihr habt insonderheit vor andern Euch beflissen Die Ritterliche Kunst / recht in dem grund zuwissen / Wie man den Degen führt / und was ihr so gesucht / Das habt Ihr auch erlangt / Ihr habet reiche Frucht Der Wissenschafft gebracht / und was zuvorn die Alten In dieser Edlen Kunst geheim und hoch gehalten / Habt Ihr gar jung erlernt / hernach durch Ewren fleiβ Und reisen so vermehrt / daβ Ihr / vor vielen / preiβ / Und ruhm hiervon erlangt; Es ist in frembden Landen Euch viel beförderung / dahero zugestanden An manches Fürsten Hof / wie Ihr denn dieser zeit Hier an des Neckars wol angesehen seit: Es ist ja lobens werth / und viel daran gelegen / Wenn man die Jugend lehrt / wie Sie den blancken Degen Mit vortheil brauchen soll / damit vor seinem Mann Ein jeder seinen glimpf / und Leib beschirmen kan. Auff daβ nun Ewre Kunst / erfahrenheit / und wissen Der Nachwelt nützlich sey / so habet ihr gerissen Und auff Pappier gebracht / mit kunst-gefliβner Hand / Wie sich ein Kämpfer soll / in seinem tritt / und Stand Recht stellen zu der Wehr / und wie man vor der Klingen Behutsam solle sein / und seinen stoβ anbringen: Das alles / und noch mehr / das niemand sonst gelehrt / Dergleichen man auch nicht vor dieser zeit gehört / Gebt Ihr / H E R R L’A N G E an / und daβ es möge bleiben / Habt Ihr es nicht allein mit Dinten wollen schreiben Und bringen in den Riβ; es wird auch nun gebracht In Kupfer / was zuvor Ihr künstlich auβgemacht. Wir sehen auff dem Blat die kühnen Fechter stehen / Und wie sie nach der Kunst frisch auff einander gehen / Ihr gebet auch zugleich Erinnerung darbey / Wie das und jenes Stuck recht zuverstehen sey. Es wird nun dieses Buch hin in die Welt gesendet / Darbey Ihr grosse müh und kosten angewendet / Ihr thut / H E R R L’A N G E, recht! es wird durch ewere Hand Gezieret / und gelehrt / das Teutsche Vatterland: Ihr thut / H E R R L’A N G E recht! es wird die wehrte Jugend Durch Ewren fleiβ erweckt zu Ritterlicher tugend! So fahret immer fort! Es bleibet Euch zu lohn / Auch jetzund / und nach Euch / die höchste Ehrenkrohn! Auβ wahrer Teutscher wolgewogenheit aufgesetzet / von Joseph Canneberg | ||
1. Billich traget der zu Lohne
Seiner Tugend eine Krone / Der / was nützlich / lehrnt / und weiβ / Und dasselbe nicht verschweiget / Sondern offenbahrt / und zeiget Offentlich / mit bestem fleiβ: 2. Euch / Herr L’Ange, muβ ich rühmen / Kan die warheit nicht verblühmen / Manche Adeliche Kunst / Habt Ihr in den jungen Jahren Wohl erlernet und erfahren / Die Euch bringen lob und Gunst. 3. Von Euch kan ein Musquetirer / Von Euch kan ein Piequenirer / Lernen / was er lernen soll / Wie man eine Fahne schwinge / Wie man führen soll die Klinge / Wisset Ihr / und lehrets wol. 4. Jetzund nehmet Ihr den Degen Und die vortheil auβzulegen / Die darbey zubrauchen sind / Habet alles nach dem Leben / Auch in Kupfer schön gegeben / Wenig man dergleichen find. 5. Was Ihr selbsten zeigt und lehret / Was man von Euch täglich höret / Bringt Ihr jetzund in die Schrift: Alles ist sehr wohl beschrieben / Nichts ist hier verschwiegen blieben Was die edle Kunst betrift. 6. Auff / O Adeliche Jugend / Die Ihr liebet Kunst und Tugend! Nehmet diese Lehren an / Die Herr L’Ange hier beschreibet / Und Euch sonst geflissen bleibet / Dienst zu leisten / wo Er kan. 7. Neider sagen was Sie wollen / Doch Sie nicht vertilgen sollen Dieses Buch / es wird bestehn; Bücher / welche Tugend lehren / Kunst / und Wissenschafften mehren / Werden nimmermehr vergehn! I. H. C. |
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Transcription | Reinier van Noort | School voor Historische Schermkunsten |
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