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Johann Daniel Lange
Johann Daniel Lange | |
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Born | 17th century Darmstadt, France (?) |
Died | after 1682 Heidelberg, Germany |
Pseudonym | Jéann Daniel L'Ange |
Occupation | Fencing master |
Alma mater | Heidelberg University |
Movement | Freifechter |
Genres | Fencing manual |
Language | Early New High German |
Notable work(s) | Deutliche Erklårung der Fechtkunst (1664) |
Johann Daniel Lange (Jéann Daniel L'Ange) was a 17th century German fencing master. He was born in Darmstadt in the early 17th century. He seems to have been an initiate of the tradition of Salvator Fabris, and served as master to both the Electoral Palatinate court at Castle Heidelberg and the University of Heidelberg.[1]
In 1664, Lange published a fencing manual entitled Deutliche und grůndliche Erklårung der Adelichen und Ritterlichen freyen Fecht-Kunst ("A Clear and Thorough Explanation of the Noble, Chivalric, and Free Art of Fencing"), a relatively brief illustrated treatise on the use of the single rapier.
Contents
Treatise
Illustrations |
Transcription (1664) | |||
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[i] Deutliche und gründliche Erklärung der Adelichen und Ritterlichen freyen Fecht-Kunst, Lectionen auff den stoß, und deren gebrauchs eigentlicher Nachricht. Auff die rechte Italianische Art und manir, in dieses Tractätlein verfaßt, und mit nothwendigen Kupfferstücken nach möglichkeit gezieret und vor Augen gestelt, Durch Jéann Daniel L’Ange, Churfürstl. Pfältzischer Hoff und dero Löbl. Universitäts bestelten Fechtmeistern. Mit Churfürstl. Pfältzischer Freyheit nicht nach zu trucken.
Bey Adrian Weingarten, der Hohen Schull Buchtrucker. In verlegung des Authoris selbsten. Im Jahr 1664. | ||||
[iii] En dieu mon esperance.
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[v] Dem Durchleüchtigsten Fürsten und Herrn, HERRN CAROLO, Pfaltzgraffen bey Rhein, Hertzogen in Bayern, &c. &c. Meinem Gnädigsten Chur-Prinzen und Herin, &c. Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, &c. Ewer Durchl. werden sonder allen zweiffel ex Mathesi und andern vornehmen, von Schiffarten der Nachwelt einige instruction hinderlassenen Scribenten sattsamen bericht und information erhalten haben, daß, in deme die tollkühne Schiffende Seekinder, dem, wider Menschliche einbildung, wundersamen veränderlichen Element Sich zuvertrauen gewilligt, Sie nach Art und Gewonheit Ihre, gleich wie Ohrwissend, also mißliche Wasserbahne, nach den hellschimmerenden Strahlen des güldenen Leith-Sterns Sich zu richten pflegen, umb, daß selbige Ihrer sehnenden Anlendung und des Ports nicht verfehlen, sondern, wiewohl mit höhester müheseeligkeit, selbigen erreichen mögen; [vi] Wellen dan auch ich von Jugend an biβ in mein mittel Alter durch des Glückes miβgünstigkeit, auff dem gefährlichen Welt-Meer, nicht under geringen Trübsaals stürmenden Winden herumb seglen müssen, da dan offtmahls in gröster Leib- und Lebens gefahr geschwebet, und wohl erfahren, was dort stehet,
biβ ich endlich nach überstandener Widerwertigkeit, den längst gewünschten port ersehend, mein schwaches Schiffgen alhier zu Ancker gelegt. | ||||
Als habe in erwegung deren auff diesem Welt-Meer ohnzehlig schwerer Schiffbruchs gefahren, bey meinen noch wenig übrighabenden Lebens-minuten, wo nicht Mir, jedoch den armen Meinigen zum besten, billich nach einem hellen glücks-Stern mich umbsehen müssen, in begebenheit desselben gnadenglantzes Mich zu bedienen; Ewer Durchl. Rhum-würdigsten hohen Helden Nahmen auch stracks anfangs hierzu vor andern erblickt, dahero Solchen zu ertiefen, mich umb so viel da mehr erkühnet, weil die ohnveränderliche Tugendt-Liebe, welche die rechte Magnetische Eigenschafft, die Gemüthere an zuhalten, Ewerer Durchl. hell strahlenden Gnaden-scheins mich nicht wenig dardurch versichert, daβ durch dero Gnädigsten milden vorschub dieβ mein geringes Fecht-Buch in dero ansehnliche Bibliotheck Lustgarten mit eingesetzt zu werden erhoben, dahero Ewer Durchl. Meinem Gnädigsten Pflantz-Herin gegenwertige Zinβfrucht schuld-danckbahrlichst zu entrichten, und dieses Fecht-Buch unterthänigst zuzuschreiben, veranlasset worden, zumahln, da von Ewer Durchl. Herin Vattern, Meinem Gnädigsten Churfürsten und Herin, &. vor etlichen Jahren mir die ohnverdiente grosse Gnade erzeiget worden, daβ Selbe mich in dero diensten in HoffFechtmeisters Bestallung (gnädigst anbefohlener dero Chur-Printzen Ewer Durchl. wie auch der EdelPagen information in der Fechtkunst) gnädigst annehmen lassen; Dahero auβ sattsam überlegten motiven umb so vielmehr zu unterthänigst gehorsambster danckbarkeit die so Mündt- als würckliche unterweisung in der Fechtkunst und deren lectionen übliche Nahmen und nützlichsten gebrauch mit [14] klarer deutlicher Erklährung und Kupfferstücken zu verfassen, und in Form eines Tractät- oder handbüchleins in truck also vorstellend der lieben Nachwelt zu hinderlassen mich bearbeitet. In dessen aber, ob wohl diese meine Arbeit dem schein nach etwas einfältig bekleidet, zu dieser Abentszeit hervor zutretten sich unterstehet, also nichts minder Ewer Durchl. Gnaden-Schutz wider jetzige Weltverkleinerung der überwitzigen Klüglings-Geister, und neidischen Läster-Zungen höchlichst benötigt ist, Jedoch, sich so fern gantz wohl vergnügt bekennet, und alles dergleichen freudig zugleich verlacht, da ich mir des Schirmers gnädigsten Nahmen-glantzes mich würde rühmen dörffen, und zu erfrewen haben. Umb welche hohe, wiewohl unverdiente Gnade, deren angebohrnen Gütigkeit, ich hiemit untergnädigst anflehend, Ewer Durchl. sambt dem gantzen Churfürstl. Hause, nebenst Hertzlicher anwünschung alles Fürstl. Selbst verlangbahren Glückstandts, Mich und die Armen Meinigen zu möglichster unterthänigster Dienstleistung gehorsambt hiemit ergebe, verbleibendt
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[15] An den Leser. Günstig geneigter Leser, DEmnach die Menschen Kinder durch antrieb der Natur, also geartet sind, daß Sie je und allewege etwas newes zu wissen und zu erlernen verlangen tragen; Als kan sothanem verlangen hoffentlich hierdurch, wie gering es auch scheinet, in etwas satisfaction geleistet werden. Und ob zwar hiebevor ein oder ander verschiedene so genante Fecht-Bücher in truck herauß gegeben, so ist aber auch gnugsam am Tage, wie deren etliche unvolkommen, verdunckelte und zusammen gestoppelte Wercke sind, welche, weil Sie mehr schädlich als nützlich, billich zuverwerffen weren: In ansehung und betrachtung dessen nun, habe ich vielmehr, der ich mich dießmahl etwas zuschreiben understanden, deme nachkommen sollen und wollen, was Herr Opitz an einem orth sehr nachdencklich setzet,
Allermassen dan, was es vor ein underschied zwischen den alten Authoribus und dem gegenwertigen Wercke, wird der verständige Leser leichtlich sehen und abnehmen können. Weil dan zu dieses Wercks volführung mir theils meine gute Freundt, und Gönnere, besonders aber mein von Jugend biß hieher zu dieser Kunst gefastes belieben grosse veranlassung gegeben, kurtz-doch gründlich von der Fecht-kunst, etwas gewisses der lieben posterität zu hinderlassen. Als habe dieses geringe Tractätlein, nechst Göttlicher Hülffe, auß selbst erlangter erfahrung, Reisen, Kosten und fleiß in meiner Jugend, anjetzo nach einer guten ordnung, Meinen Herin Scholaren, auch andern meinen sonderbahren Freund und Gönnern schuldigst communiciren wollen, worauß Jeder nach verlesenem discours auß beygefügten figuren vergnügliche instruction überkommen wird. Ich gestehe gern, daß nicht alles hierin begriffen, was etwan manger Klügling verlanget, dabey wisse Er, daß ich es auß erheblichen ursachen gerne underlassen, Einig und allein ist meine intention dahin gerichtet, hauptsachlich dem günstigen Leser vor die Augen zustellen, was eigentlich zu der rechten Fechtkunst gehörig, und worin sie bestehe, in abtheilung aller Stücken, beedes vergnügung zu geben den Augen und dem Sinn, worzu gehörig folgende Stück, als ein gute inclination, disposition, information, und continuation: Mich versicherend, daß diese instruction allen Liebhabern der Fecht-kunst, gleich Sie von Ihnen großgünstig und feundlich acceptirt, ebener massen und vielmehr nützlich und erfreulich sein wird.
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[16] Lob-Gedicht, an den Autorem dieses Buches. HEraus, erwünschtes Buch! du darffst das Liecht nicht schewen, Auβ wahrer Teutscher wolgewogenheit aufgesetzet, von Joseph Canneberg. | ||||
[19] 1. BIllich traget der zu Lohne I. H. C |
Illustrations |
Transcription (1664) | |
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[1] Summarischer Discours, Von den vier Haupt-Guardien in der Fecht-Kunst, woher sie ihre Nahmen haben, und worin ihre effectus bestehen, wie solche in dieses Buchs folgenden Capituln beschrieben werden, wobey zuwissen, daβ gleich wie Vier Haupt-stöβ, also auch so viel Guardien sind, namentlich, Prima, Secunda, Tertia, und Quarta. | ||
Caput I. DIe Erste Guardia oder positur wird genant die prima, und hat ihren nahmen daher, wan man will auβ der Scheiden ziehen, so ergreifft man mit verkehrter Faust den Degen auff der seyten an, umb denselben gegen seinen Feind zu entblössen, und ihme die Spitz zu bieten, da dan der kleine Finger in die Höhe, und der Daumen unten mit zugethaner Faust und auβgestrecktem Arm die Spitze gegen dem Gesicht ihme præsentirendt, sich befinden muβ, in welcher positur also die Prima formiret wird, die doch im stossen wenig gebräuchlich und gezwungen ist, deβwegen ich keine fernere meldung thun will. | ||
[2] DIe zweyte Guardia genant die Secunda, wird auβ der Prima formirt, welche geschiehet mit umbwendung der Handt, als, das eusserste oben, das inwendigste der Handt unten, wie vorgesagt, mit auβgestrecktem Arm, und also geneigtem Haupt, damit man unter des Feindes Klingen hinsehen möge, die Spitze gegen des Feindes Angesicht, oder etwas höher gerichtet, auff daβ der Feind nicht oben über der Klingen hinein verletzen könne, den Leib niedrig mit dem rechten Knie vorwerts gebogen, das Lincke aber fast steiff, und die lincke Handt underm Leib nicht weit vom Gesicht gehalten, daβ sie im fall der Noth einen Stoβ abzuwenden, oder wohl gar des Feindes Degen zu ergreiffen, bereit seye, wie beygehende Figur Num. I. auβweiset. | ||
[4] DIe dritte Guardia als die Tertia wird formirt mit gerader Handt, den Daumen neben langs der flachen Klingen, das eusserste der Handt auβwendig, und mit steiffem Arm wie oben gesagt, in gerader Linien, die Spitze gegen des Feindes Leib, oder auffs höchste nach dem Kopff, die lincke Hand vor dem Leib vorwarts, die lincke Schulter zurück, die rechte aber vorgewendet, welche ich zwar nicht viel gebrauche, dieweil in derselben der Feind engagiren und den vortheil gewinnen, auch man darin nicht so leicht caviren und sich loβ machen kan, wie in der Quarta, dan die Spitze gewöhnlich sich etwas hoch befindet, wie beygehende Figur sub Num. II. zeiget. | ||
[6] WAs die Vierte Guardiam oder positur belanget, die quarta genant, muβ selbige mit auffwarts gewendeter Faust, den Daumen auff der Klingen hingerichtet, auβgestrecktem Arm, die Spitzegegen des Feindes rechter Brust, mit zurück gezogener lincker Schulter etwas gebogenen lincken Knie, und die Hand vorwerts, sich erzeigen; Welche postur die rechte quartam præsentirt, die ich vor die leichtest: zierlichst: und nutzbahrste halte, dieweil sie ohn zwang und mühe kan ins werck gerichtet werden, nach auβweiβ beykommender Figur Num. III. | ||
Und dieses sey gnug von den Vier Haupt-Guardien geredet, die würckung derselben aber, und wie sie am aller sichersten zugebrauchen, werde ich an seinem Orth melden. | ||
[8] Caput II. Wie man sich in gute positur stellen soll, es seye die quarta oder secunda, welche ich vor die sicherste und beste halte, auβ welchen die anderen leich formirt werden können. | ||
EHe wir aber von denselben etwas reden, wollen wir zuvor von dem Reverentz, so man etwa in grosser Herin gegenwarth fechten solte, und weil selbiger auch gemeiniglich auff den Fecht-Böden allen Lectionen und underweisungen vorgehet, kürtzlich etwas handeln, und wie solcher zierlich zumachen, unterweisung pflegen. | ||
Wan nun der Degen recht in der Handt gefaβt ist, so nehme man mit der lincken Hand den Huet ab, ziehe alsdan den rechten Fuβ zurück, lasse die Spitz des Degens zugleich mit dem Leib, gegen die Persohn, welcher die Ehr gebührt, hernacher gegen dem Adversario sincken, nach diesem schreite man mit dem lincken Fuβ zu rück, und alsobald mit demselben wider hervor, setze zugleich in einem tempo den Huth wieder auff, bringe den rechten Fuβ wider vor sich, und præsentire also dem Adversario den Degen, in welcher postur es auch sey; Dieses stehet gar zierlich auff FechtBöden und in Schimpff-Fechten, aber in Ernst gedencket man dessen gar nicht. Nun wollen wir sehen, welche posturen die besten und zierlichste, auch zur defension die nutzbahrste seyen. Und zwar anfangs, wer sich will in die Quart stellen, der muβ seinen Leib auffrichtig, den Degen nahe bey dem Gefäβ und Creutz fest in der Faust mit auβgestrecktem Arm und zusammen gestelten Versen præsentiren, dan den rechten Fuβ einen Schritt fortsetzen, und das lincke Knie beugen, das Rechte steiff halten, welches jedoch nicht schaden kan, wan man selbige zu seiner zeit beide etwas beuget, und sich in eine niedrige positur leget, den Leib gleichwohl auff dem lincken Schenckel ruhend gelassen, damit der rechte Fuβ desto leichter seye fort zusetzen, fainte zu machen, zu stossen, oder zurück zuziehen. Darbey aber observire man wohl, daβ die Spitz des Degens, der rechte Fuβ und lincke Versen in einer geraden Linien sich befinden und fort gesetzt werden, die lincke Hand aber nicht weit vom Angesicht avancire, daβ man selbige zur zeit der Noth könne gebrauchen, entweder zu pariren, des Feindes Degen anzugreiffen, weg zu reissen, oder im passiren desto füglicher den Feind von sich zu halten, jedoch muβ alles mit geschicklichkeit geschehen, welche positur einen zierlichen Leib machet, und ich sie selber vor sicher halte. | ||
[9] Die zweyte Guardiam oder secundam belangendt, halte ich so wohl de: als offensivè vor sicher, welche formirt wird wie vorgemeldt, mit auβgestrecktem Arm, den Leib vorwarts, wie auch den Kopff hart neben dem Arm, auff daβ man über den Arm kein blöβ gebe, und under dem Gefäβ seines Degens hindurch des Feindes blöse erkennen möge, die lincke Hand unten vor dem Gesicht avanciret, das rechte Kniehe gebogen, und das lincke auβgestreckt, welches man doch zu gelegener zeit in dem mensur brechen wie auch sonsten biegen kan; desgleichen, wan man auβ der secunda in die quart fallen wolte, muβ man das lincke Knie auch biegen und das rechte etwas doch nicht garstrecken, auch den Leib geschwindt wenden, welches ich zu gelegner zeit und gehörigem Orth meinen Herin Scholaren besser expliciren werde, und auch die Figur Num. IV. beides andeutet. | ||
[10] Cap. III. Von der richtigen ahtheilung der Klingen. SOlche muβ in vier theil auβgetheilt werden, als in die gantze und halbe stärck, in die halbe und gantze schwäche, wie auβ beykommender Figur Num. V. zusehen. | ||
Hieher gehören auch die in der Fecht-Kunst gebräuchliche termini, und was deren deutung. 1. Approchiren, herbey rucken. | ||
[11] 1. Die Gantze Sterckh. | ||
[12] Cap. VI. Wie man die nahe und weite Mensur erkennen soll. ERstlich muβ man wohl lernen erkennen, wie und wan man mit seiner schwäche auff des Feindes schwäche kommen soll und kan, welches da ist die weite mensur, worin man den Feind nicht verletzen mag, weil er zu weit abgelegen ist, ohne zweymahl fortsetzung des rechten Fusses, und dan einmahl mit dem Lincken, umb mit der stärcke des Feindes schwäche zu gewinnen, wie gegen übergesetzte Figur Num. VI. zeiget, und dabey doch nichtes desto minder allzeit gesuche werden muβ, den Feind in einem tempo zuverletzen, so aber in der weiten mensur nicht geschehen kan, als mit sonderbarer grosser geschwindigkeit. | ||
ZWeytens, die nahe oder rechte mensur betreffend, so geschiehet solche mit geschwinder fortsetzung des rechten Fusses und Faust, darauβ der stoβ erfolgt, alsdan kan man in einem tempo mit auβgestrecktem Arm, richtigem Leib, und fortgesetztem Fuβ den Feind verletzen, es geschehe gleich in der secunda, tertia oder quarta, wie in nachfolgendem VII. Cap. su sehen, und die Figur Num. VII. auβweiset. | ||
[14] Cap. V. Von bewegung des Leibes, Hand und Fusses, wan man die mensur gewunnen oder erst gewinnen wil. IN der ersten motion hat man sich wohl vorzusehen, wan man umb des Feindes schwäche zugewinnen, den Leib fortrucket, daβ man die Kling nicht zu starck stringire, dadurch dan der Leib zu weit entblöset wird, und der Feind desto leichter gelegenheit bekomt zu caviren und zu zustossen, dan das ist gewiβ und wohl zu mercken, daβ der Feind genaw observirt, auch den allergeringsten vortheil und blösse, so ihm gegeben wird, desto besser seinen stoβ fort zusetzen, deswegen sage ich auβtrucklich, das Fuβ und Hand mit einer grossen vorsichtigkeit müssen beweget werden, wie schon zuvor gesagt. | ||
Cap. VI. Wie man approchiren und die schwäche gewinnen sol. ALhier muβ wohl betrachtet werden, wan man sich in der weiten mensur befindet, daβ man mit rechtem Fuβ und steiffem Arm fort rucke, und so bald den lincken Fuβ an dessen stell bringe, da man sich dan mit der stärcke auff des Feindes schwäche befinden wird, es sey in: ein oder anderer positur. | ||
[16] Cap. VII. Wie man die drey Hauptstöβ recht auβstossen sol. ERstlich, wan man in dem approchiren die mensur und schwäche in der quart gewonnen hat, welches geschiehet zwischen der tertia und quarta, als, da man sich mit der schneide des Degens auff des Feindes Klinge befindet, dan so bald das tempo in acht genommen und die rechte Hand in die quart, doch etwas hoch verwendet ist, muβ die Spitze nach des Feindes Leib gerichtet, mit auβstreckung des Arms, fortsetzung des rechten Fusses, und wendung des Leibes, der stoβ geschehen, damit in dem auβstossen die Spitze des Degens, die beede Schultern und Füsse, so wohl ohn bewegt, als auch ferner in einer geraden Linien stehen bleiben mögen, also, daβ des Feindes Degen die rechte gerade Linien vorbey gehe, und von dem Leib abgewendet werde, da dan nicht schaden kan, wan man die lincke Hand zu hülff nimbt, wie die Figur Num. VIII. præsentiret. | ||
Was aber die quart untern Arm betrifft, kan solche angebracht werden, wan man dem Feind seine Kling in der quarta starck würd engagirt, und die Spitz nidergezwungen haben, auch mehr blöβ auβwerts unterm Arm, als inwendig hat, so stosse man die quart in die rechte seyte fort, und halte die lincke Hand vor, damit des Feindes contra tempo verhütet werde, welchen stoβ die Frantzosen eine flanconade nennen, wie die Figur Num. LIII. besaget. | ||
[18] WAs die Tertia auff sich hat, ist zu mercken, daβ so der Feind in der Quarta parirt, man geschwind under der Klingen durch cavire, und zugleich die mensur breche, und den rechten Fuβ zu rück ziehe; Alsdan kan man dem Feind eine Tertz übern Arm stossen, welches mit getreherem Leib, fortsetzung des Fusses, und starcker ein wenig nach der Secunda zu gewendeter Faust geschiehet, daβ des Feindes Degen auβ der rechten Linien möge gezwungen werden, wie die IX. Figur darthut; und nach geschehenem stoβ allezeit den Leib zuruck gezogen, und man sich wieder in die vorige postur stellen, auff daβ der Feind in dem nachstossen nicht erreichen möge. | ||
[20] SOlte dan der Feind die Tertia pariren, in die höhe fahren, und suchen unden in der secunda zuverletzen, so komme man ihm vor, breche nur die mensur, cavire auβwarts über der Klingen herunter, und parire ihm in der secunda wie an der Figur Num. XIII. zusehen, und stosse ihm in derselben nach, auff daβ die rechte Hand in der secunda hoch seye, der Kopf und Leib niedrig, also, daβ des Feindes Degen hinden vorbey gehen möge, und die lincke Hand wohl vorm Gesicht gehalten, mit vorwerts gebogenem Leib, nach auβweiβ beygefügter Figur Num. X. | ||
In diesem stoβ ist zu mercken, wan er geschehen, daβ man die Hand wieder mit dem Degen an des Feindes Waffen bringe, und mit brechung der mensur, auff das der Feind nicht einen nachstoβ vollbringe, man kan ihm auch die quart oben über den Arm nachstossen, wie Num. LIII. zeiget. | ||
Nota: Hier ist hochnötig zu mercken, daβ man in allen stössen den lincken Fuβ ohnbewegt stehen lasse, und nicht, wie Etliche im unnützen und verderblichen gebrauch haben, selbigen, wan sie auβstossen, umblegen und fortrutschen, das lincke Knie auff die Erde biegen, in meinung dardurch weiter zu reichen, und dem rechten Schenckel den gantzen Last des Leibes auffladen, dardurch sie sich dan nimmermehr in einem tempo reteriren, auch wohl gar dem Feind vor die Füβ fallen, und also umb schön Wetter zu bitten, gezwungen werden können. | ||
[22] Cap. VIII. Wie man pariren und nachstossen sol. WAn der Feind einem die Klinge gewonnen, und eine blöse in die quart hat zuzustossen, soll man wohl in acht nehmen, daβ man dargegen geschwind mit einem steiffen Arm parire, wie die Figur Num. XI. darstelt, und in der quart gleichfals nachstosse, doch seye die parade nicht zu starck, daβ man nicht zu weit auβ der Linien komme, und eine grosse blöβ dem Feind undern Arm gebe, auch er dardurch zu caviren und die Tertia übern Arm zustossen veruhrsacht werde, desgleichen ist zu observiren, daβ der Widersacher nicht etwan die Hand in die secund wende, und in derselben inwendiges Leibes nachstosse, welchen stoβ die lincke Hand verhüten kan. | ||
[24] Die Parada in der Tertia geschiehet also. WAn der Feind die schwäche in der tertia würd gewonnen haben, und einen stoβ in selbige zuthun gesinnet ist, So breche man geschwind ein wenig die mensur, parire denselben mit einer Tertz, wie in der, mit Num. XII. bezeigneten Figur zusehen, und stosse übern Arm nach, wie an der vorhergehenden Figur Num. IX. geschiehet. Dem Feind aber solch sein vornehmen zuverhindern, in dem er vermeint in der tertia zuverletzen, cavire man unden durch, gewinne ihm mit engagirung in der quart seine schwäche, und stosse also in derselben fort, wie die Figur Num. VIII. zeiget. Man kan ihm auch die quarta under dem Arm nachstossen, wie im tempo-stoβ zusehen, aber die lincke Hand muβ vorgehalten werden dem Feind etwa ein contra tempo zuverhindern. | ||
[26] Was die Parada unten in der Secund belanget, procedirt man also. SO man sich mit seinem Widersacher in der secunda befindet, und derselbige darinn einen stoβ wird auβstrecken, muβ man denselben unterwerts in der secunda, die Hand fast an die prima gewendet, pariren, wie die Figur Num. XIII. zeigt, und ihme oben übern Arm in der quarta nachstossen, wie in dem tempo stoβ Num. LII. zusehen ist, dabey aber muβ mit der lincken Hand herzu geruckt und unten wohl achtung gegeben werden, daβ man des Feindes contra stoβ parire und mit der Hand abwende, und nicht zugleich mit dem Feind verletzt werde. | ||
[28] In der secund in die höhe zu pariren. BEfindet man sich mit seinem Feind in der tertia oder quarta, und er darin einen stoβ will übern Arm versetzen, so beuge man geschwind den Leib und die Knie wie auch das Haupt niedrig, die Hand in der höhe nach der secund zu, wie in der Figur Num. XIV. vorgestelt ist, so wird der stoβ überhin gehen, und an des Feindes Leib sich unten eine blöβ finden, so er nicht in acht nimbt, alsdan last man die Kling auβwerts unter dem Arm nur durchsincken, und versetze ihm also eines in der secunda, wie vornen Num. X. zusehen ist. | ||
In allen diesen stössen und paraden ist wohl zu mercken, daβ man sich nach gethanem stoβ so bald zu rück ziehe, und sich widerumb in einer guten postur befinde. | ||
[30] Cap. IX. Auff was manier man die Kling engagiren sol. VOr allen dingen ist wohl zu mercken, wan man dem Feinde seine schwäche gewinnen will, daβ mans mit seiner stärcke auff des Feindes schwäche mit grosser behutsamkeit thue, dan man muβ dem Feind die Kling nicht zu hart stringiren, auff daβ man sich nicht selber zuviel entblösse, und dem Feind dardurch gelegenheit gebe, so wohl in so vorfallender blösse zu caviren als auch zuzustossen, wie droben schon in Cap. V. gemeldet worden. | ||
Cap. X. Von der einfachen cavationen, und darein zu stossen, und zwar der erste stoβ in die quart. SO man sich mit dem Feind zugleich in der auβwendigen Tertz befindet, muβ man, wan der Feind die Kling engagiren will, fort rucken, die erste motion die er thun wird, wohl observiren, in deme Er die Kling zu gewinnen vermeint, so bald suchen ihme solche zu entfüren, durch caviren, und ihme die quart inwendig stossen, wie die Figur Num. XV. zeiget und so bald der stoβ geschehen, die mensur brechen und sich in vorige postur bringen, daβ man dem Feind desto besser wieder begegnen kan. | ||
[32] Der cavation-stoβ in der Tertz. LIeget man beederseits inwendig in der quart, und der Feind die Kling darin engagiren will, so verliehre man das tempo ja nicht, sondern nehme sich wahr, daβ so bald er die Klinge nur anrühret / man unten durch cavire, und ihme in die blöse (die er, in dem er die Kling seiner meinung nach nicht findet, und sich verfähret, überflüssig gibt) die Tertz übern Arm stosse, wie in beygefügter Figur Num. XVI. zu sehen, alsdan nach geschehenem stoβ die mensur breche, und sich in vorige postur wieder zur defension stelle. | ||
[34] Der cavation-stoβ in der secunda geschiehet also. WAn man etwan mit dem Adversario zugleich in hoher postur stünde, daβ die Spitzen der Degen gegen dem Gesicht gerichtet, und der Feind sein Rapier sincken liesse, einem die Kling unden engagiren, selbige auffheben und einen stoβ versetzen wolte, so seye man vorsichtig, cavire geschwind und versetze ihm also eines in der secunda unterm Arm, wie die Figur Num. XVII. darthut, breche alsdan die mensur, und erhebe den Degen unten in die höhe nach der secunda, damit der Adversarius nicht etwan in derselbe einen nachstoβ volbringe. | ||
Desgleichen wan der Adversarius einem die Kling in der secunda oben herunter trucken oder engagiren wolte, so kan man gleichfals durch caviren, und ihm in der secunda oben übern Arm wieder hinein stossen, wie Num. XXVIII. gesehen wird. | ||
[36] Cap. XI. Fainten zu machen. ERstlich, so man wird dem Feind die Kling engagirt haben, es sey in welcher Guardia es wolle, und zugleich einige blösse for sich sehen, ist es in der quarta, so gehe man von des Feindes Klinge ab, battire mit dem rechten Fuß, als wolte man ihm einen stoß nach der lincken seyten thun, wie beygehende Figur Num. XVIII. bezeiget, wird er sich verführen lassen, und die Fainte pariren wollen, so cavire man geschwind unter der Klingen durch, versetze ihm einen stoß in der Tertz über den Arm, und breche darauff geschwind die mensur, damit man sich wieder in der rechten positur befinde, und vor des Feindes nachstoß sicher sey. | ||
[38] ZWeitens, solte der Feind einem die Kling in der quart engagiren, so wird er gnug blösse auff beede theilen machen, alsdan cavire man unter der Klinge durch, und mache ihme eine fainte in der tertia, als wolte man ihm übern Arm stossen, wie beygefügte Figur Num. XIX. præsentirt; Wird er sich dan verführen lassen, und selbe abwenden wollen, so cavire man abermahl unten durch, stosse ihm eine quart mit wohlgetrehetem Leib inwendig, halte die lincke Hand alzeit vornen in bereitschafft, wie bereits in der, mit Num. VIII. bezeigneten Figur gemeldet, damit einen contra-stoß oder volte zu verhindern, und bringe sich nach vollbrachtem stoß wider in gute defension. | ||
[40] DRittens, wan man des Feindes Kling in der secunda, und zwar die schwäche wird gewonnen haben, so gehe man mit steiffem Arm von der Klingen ab, und mache ihm eine fainte in der secunda nach dem untern Leib, wie neben gesetzte Figur Num. XX. lehret, jedoch nicht zu nieder, daß er nicht oben hinein zustossen, wie im tempo-stoß Num. LII. oder zu voltiren vortheil gewinne, wie Num. XXXVIII. zeiget; wird er dan darnach greiffen und pariren wollen, so erhebe man die Klinge oben hinein, und versetze ihm hurtig einen stoß über seinen Arm in der quart, wie an gemelter LII. Figur zu sehen, auch muß die mensur, wie schon vielmahl gedacht, mit außgestrecktem Arm nach dem stoß also bald gebrochen, und widerumb fester Fuß gesetzet werden. | ||
[42] WAs aber Viertens die Fainte in die höhe nach dem Kopff zumachen belangt, ist wohl zu observiren, wan man sich in einer hohen Guardia oder secunda befindet, und die Spitz nach des Feindes Kopf zu, oder etwas höher gerichtet hat, da man eine secund underwerts zustossen, mehr gelegenheit finden wird, als anderswo, daß man alsdan geschwind unter des Feindes Klingen durch cavire und ihme eine fainte unten an seine Klinge in die höhe nach seinem Haupt mache, wie sich gegenwertige Figur Num. XXI. erzeiget, dan wird er solche zu pariren sich mit der Klingen erheben, so muß man stracks mit der seinigen herunter fallen, und in der secunda zustossen, welche secunda jedoch mit gar niedrigem Leib will gestossen werden, umd dem Feind desto besser unter die Klinge zukommen, wie droben in den Hauptstössen zusehen; Nach geschehenem stoß erhebe man geschwind die Kling im mensur-brechen, damit man bald des Feindes Kling, umb seinen vorhabenden nachstoß zu verhindern, wider finde, welches man in allen stössen billich observiren soll. | ||
[44] Cap. XII. Doppelte Fainten zu machen. BEfindet man sich mit seinem Adversario in einer geraden postur, und hat etwa gelegenheit oder blösse ein fainte übern Arm zu machen, auch die quart inwendig zustossen gesinnet ist, und man aber verspühret, daß der Feind die fainte wie auch den stoß pariren wird, so mache man ihm mit einer ansehnlichen action die erste fainte außwendig nach dem Arm, cavire alsdan widerumb unten durch, und mache ihm die zweyte fainte oder halben stoß inwendig starck in die quart, wie beygesetzte Figur Num. XXII. bezeigt, so wird er darnach greiffen, und destomehr blöß übern Arm geben, und man also ihn darin leichtlich, weil er zur dritten parade nicht so geschwind gelangen mag, verletzen könne. Welcher stoß schwer zu pariren ist. | ||
[46] DIe doppelte fainte nach dem Haupt ist, wan man mit dem Feind in der secunda lieget, und er starcke wiederpart helt, so cavire man under seiner Klingen durch, mache ihm die erste fainte unten an seine Klinge nach dem Haupt zu, erhebe dieselbe, daß er die unterste Fainte zu pariren eifferig gemacht werde, gehe so dan also bald von der Klingen wieder ab, und mache ihm die andere fainte nach dem unter-Leib in der secund, wie gegen überstehende Figur Num. XXIII. in hält, so vermeint er, man wolle ihm einen stoß alda versetzen, und suchet selbigen zu pariren, alsdan kan man wieder herüber caviren, und ihme eine quart übern Arm inwendiges Leibes stossen, wie an der LII. Figur zusehen. Man kan auch wohl die secund nachstossen, aber mit der lincken Hand muß man des Feindes Degen abzuwenden, sehr geschwind sein. | ||
In andern stössen können solche doppelte fainten nicht gebraucht werden, dan sie unbequem und sehr gefährlich sind. | ||
[48] Cap. XIII. Welcher gestalt man die doppelte Paraden machen sol. SOlches ist sehr nothwendig zu wissen, auß uhrsachen, weil sie sehr schwer zu pariren seind, dan viel, wan sie einen stoß thun wollen, machen bald einen gantzen, bald halben stoß, oder gar eine fainte: damit aber der Feind auß der postur gebracht werde, so muß man sich, in dem er inwendig in der quart einem an der Klingen lieget, über den Arm einen halben stoß thut, zugleich wieder durch caviret, und die quartam inwendig zustossen suchet, wohl vorsehen, daß man sich nicht zu weit nach solchem stoß verfahre, sondern geschwind bereit seye, die quart auch inwendig zu pariren und nachzustossen, so an der Figur mit Num. XXIV. bezeignet, zusehen. | ||
[50] DEsgleichen ist zu observiren, wan man sich mit dem Feind außwendig in der tertz befindet, und er eine fainte oder halben stoß inwendig in die quart macht, und doch den stoß übern Arm sucht zuvolbringen, daß man geschwind inwendig mit der Paraden und steiffer Faust seye, wird er alsdan durch caviren und übern Arm stossen wollen, so parire man den stoß mit der stärcke und steiffem Arm, wie die Figur Num. XXV. weiset, dan wird man blösse finden, ihme die tertz übern Arm nachzustossen, wie Num. IX. zeiget. Man kan auch auß der tertz nach der secund in die höhe pariren, wie Num. XIV. zusehen, und dem Adversario alsdan eine secund underm rechten Arm nachstossen. | ||
[52] DIe doppelte Parade in der secunda ist, wan man alle beede in der secunda gelagert, und der Feind unten einen stoß darin thun will, so trehe man geschwind die Hand mit dem Degen unterwerts, und parire denselbigen, wird alsdan der Feind den zweyten stoß oben übern Arm nach der Brust oder Kopff zustossen, so erhebe man seine Faust mit dem Degen in die höhe, nach besag der XXVI. Figur, so wird der stoß übern Kopff hinweg gewiesen, und erzeiget sich an dem Feind unten in der secunda eine blösse, darin gar leicht und zierlich hinein zustossen ist. Gleicher gestalt ist in der secunda zumercken, so der Feind einem den stoß wolte nach dem Kopff thun, so laß man sich nicht verführen, sondern parire oben den ersten, und unden in der secunda den zweyten stoß, und seye die quartam und secundam nachzustossen, und hernacher die mensur zubrechen, zugleich bereit. | ||
Diese doppelte paraden solten billig den einfachen gleich nachgesetzt worden sein, weil sie aber den angehenden gar schwer zu volbringen vorkommen, habe ich vor gut angesehen, solche, weil durch die fainten die Faust etwas hurtiger gemacht wird, selbigen nach zusetzen. | ||
[54] Cap. XIV. Wie man sol an der Klingen in zwey tempo hinweg stossen, so die rütschende Stöβ genand werden. ALhier muβ des Feindes positur wohl observirt werden, wo er die beste occasion den gefasten stoß zu volbringen, geben wird; Findet man inwendig blösse in der quart, und die spitz seines Degens auffwarts nach eines Kopff gerichtet, so stosse man ihm mit der stärcke an seine schwäche, und laß den stoß in der quart an der Klingen fortrutschen, so wird seine Kling gedempft, und man kan desto besser den stoß vollbringen, wie die Figur sub Num. XXVII. klärlichen darthut, wird er caviren, so thue wie in folgender tertia gemeldet wird. | ||
So er aber blösse in der tertia giebet, und die spitz seines Degens auffwarts stehet, so stosse man ihm auch außwendig an seine schwäche, bleibt er dan ohne cavation stehen, so wende man die Hand ein wenig nach der secunda zu, und lasse den stoß geschwind fortgehen, und verletze ihn übern Arm, wie bey vorhergehender IX. Figur gelehret worden, nur daß die Hand etwas mehr in die secunda gewendet wird, cavirt er aber durch, so parire in der quart, und stosse in derselbigen nach. | ||
[56] LIeget der Feind aber in einer hohen postur, als in halber secunda, und man noch etwas blöß oben übrig hat, so stosse man an seine Klinge nach dem Kopff, bleibt er stehen, so laß man die Kling fortrutschen, die Spitz sincken, und vollführe geschwind den stoß oben über in der hohen secunda, man muß aber die lincke Hand unter der Klingen lassen, damit des Feindes contra-stoß unter dem Arm hinweg abgewendet werde, wie die XXVIII. Figur præsentirt, dieser stoß wird auch gar nett im passiren angebracht. | ||
Endlich, wan man seinen Widerpart in der niedrigen quart lieget, die Spitz seines Degens tieff ausser der geraden Linien, und unterm Arm eine blösse siehet, so stosse man ihme einen halben stoß in der quart an seine Klinge, wie erst gemeldt, wird er dan mehr blösse geben, alsdan stosse man geschwind solche quart unterm Arm fort; Hier ist aber wohl zu mercken, daß man in allen solchen stössen die lincke Hand bereit halte, des Feindes Degen zu ergreiffen, oder doch zum wenigsten seinen contra-stoß zu verhüten, wie im tempo-stoß Num. LII. zusehen. | ||
[58] Cap. XV. Wie man soll einen halben stoß oder apell an die Klinge mache, dem Feind dardurch zum stossen anlaß zugeben. WIll man dem Feind außwendig in der tertz eine apell an seine schwäche machen, wie Num. XXIX. zeiget, daß er etwa darauff caviren, oder inwendig eine quart stossen solte, so muß man ihme solche zu pariren, und die quart inwendig nachzustossen bereit sein. Man kan auch wohl in der quart ein wenig niderig pariren, und dem Feind untern Arm eine quart, wie Num. LIII. geschiehet, stossen, aber da muß man sehr vorsichtig sein, mit der lincken Hand allezeit vnfern, so des Feindes Kling avanciret und seinen contra-stoß verhüten, dan wo er seine Hand in die secund würde wenden, könte er einen gar leicht verletzen, wie im tempo-stoß Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
[60] Befindet man sich aber zugleich mit dem Feind in der quarta, so thue man einen kleinen stoß an seine schwäche, undgebe ihme ein kleine blösse übern Arm, wie die XXX. Figur præsentirt, wird er durch caviren, und eine tertia suchen zustossen, so halte man sich bereit selbige zu pariren, und ihme übern Arm solche geschwind nachzustossen, wird er sich aber verfahren und in der secunda in die höhe pariren, so lasse man den Degen sincken, und stosse ihme eine secunda außwerts untern Arm hinein, wie Num. X. vorgestellet ist. | ||
Des, so sich der Feind eines hohen Lagers gebrauchet, und man die mensur gewonnen, kan ihme ein halber stoß oder appelle unten an seine Kling nach dem Kopff zu gemacht werden, wird er alsdan herunter caviren und einen stoß in der secunda wollen vollbringen, so parire man selbigen mit umbgewendeter Hand, wie die Figur Num. XIII. lehret, und stosse ihme so bald eine quarta oder scunda inwendiges Leibes übern Arm nach, wird er sich aber nicht bewegen lassen und fest stehen bleiben, so stosse man ihm die secunda unter seinem rechten Arm hinein. | ||
Cap. XVI. Wie man soll die Appellen von der Klingen machen. DIese Appellen habe ich mit keinen Figuren bezeichnen, sondern, weiln sie den fainten gleichformig seind, und fast eine Figur machen, außgenommen, daß man geschwind wider an die Klinge schlägt und in derselbigen blösse fortstosset, nur etwas weniges davon reden wollen, und sind deren nur zwey, als in der secunda und quarta. Wan man sich nemlich mit seinem Adversario in der secunda befindet, so gehe man von seiner Klinge ab, und mache ihm eine appell nach seinem unterLeib, wie an der fainten Num. XX. zusehen, wird er sich nicht verführen lassen, so thue man ihm wieder einen stoß in die höhe, oder schlag an seine Kling, fahre alsdan herunter, und verletze ihn in der secunda, wie Num. X. Weiset. | ||
[61] Die appell in der Quarta geschiehet also, so bald die mensur und des Feindes Kling in der quarta gewonnen, so mache man ihme einen appell von der Klingen nach dem lincken Arm zu, und sehe, ob er in seiner postur bestehen oder sich verführen lassen wolle, verfähret er sich, so cavire man und stosse die tertz übern Arm wie Num. IX. bleibet er aber still liegen, so battire man mit der stärcke an seine schwäche, wie Num. XXX. und versetze ihm einen stoß inwendiges Leibes in der quarta, wie Num. VIII. demonstrirt. In allen diesen appellen, so wohl an als von der Klingen, ist zumercken, daß allezeit der Leib, Hand und Fuß in einem tempo battire, appellire und ein wenig fortrucke. | ||
[62] Cap. XVII. Wie man die Kling stringiren und ligiren sol. SOlches wird auff folgende weise verrichtet; Man gehe so bald anfangs dem Feind mit steiffem Arm an seine Klinge, es seye gleich in der Tertz, quart oder secunda, wo man seine Klinge am vortheilhafftigsten finden kan, auff daß er selbiger nicht mehr mächtig, und dardurch sein Arm geschwächt, zu rück getrieben, oder ihme gar ein stoß versetzt werden möge: Desgleichen ihm ligiren, wan man seinen Feind mit außgestrecktem Arm noch in der rechten mensur siehet vor sich stehen, so halte man ihm nicht weit von der Klingen, ehe er sich dan dessen versehen wird, engagire man ihm die schwäche seiner Klingen in der quarta, trehe selbige geschwind biß in die secunda herumb, wie beygefügte XXXI. Figur bezeuget, und versetze ihm also mit außgestrecktem Arm darinn einen stoß; dasern er aber die mensur brechen, und einen tritt zurück thun würde, auch man etwan des Feindes Kling noch nicht recht gefast hätte, so trette man mit beeden Füssen im ligiren herzu, daß der Feind nicht bald entweiche, biß man ihm einen stoß in der quart oder secunda über den Arm habe beygebracht; Solte er aber in dem man ligiret, caviren, so muß man entweder mit erhebung deß Degens zurücksetzung des Füsses oder einen sprung in vorige rechte postur wider zurück zu kommen trachten, jedoch mit erhabener Kling und steiffem Arm gegen des Feindes Leib zu. Diese ligation kan auch, in dem der Feind stöst, mit einem zutritt gemacht und ihme ein stoß in der quart über den Arm angebracht werden. | ||
Obige ligationes nun alle von sich abzuwenden, muß man die Klinge des Feindes, in dem er ligiret, die Hand lassen sincken oder ablauffen lassen, wie die Figur Num. XLV. præsentirt, ein sprung zurück, und einen hieb von sich thun, so kompt man wieder auß der gefahr. | ||
[64] Cap. XVIII. Wie man sol ausser der mensur attaquiren. DIeses geschiehet, wan man sich weit von dem Feind mit seiner schwäche auff des Feindes schwäche befindet, und ohne fortsetzung des rechten und lincken Fusses nicht verletzen kan, wie Num. VI. zeiget, so muß man in solcher action geschwind sein, und einen tritt in die mensur thun, daß man mit der stärcke des Feindes schwäche erlangen möge, welches in allen stossen practicirt werden kan, nemblich, lieget der Feind in die tertia an eines schwäche, so cavire man durch, und gewinne die Kling in der quarta, wie die Figur Num. XXXII. darstelt, trette dan gleich zu, und versetze ihm in derselben einen stoß inwendiges Leibes; Bezeiget er sich ferner in der quart an der schwäche, so cavire man durch, und gewinne seine Kling in der tertia, versetze ihm darin einen stoß über den Arm, oder außwendig darunter in der secunda. Solte er aber hoch liegen, daß seine spitze nach eines Gesichte gerichtet were, so cavire man durch, rücke den Fuß fort, gewinne seine schwäche, lasse den Leib sincken, und bring ihm einen stoß in der secunda des untern Leibes an. In allen diesen stössen aber ist wohl zumercken, daß man nach dem stoß seinen Leib geschwind zurück ziehe, dan diese und dergleichen stösse bestehen in guter disposition und geschwindigkeit, auß einer postur in die ander sich zufinden wissen. | ||
Man kan auch dem Feind im attaquiren eine fainte in die quart machen, als wolte man einen stoß thun, wird er sich verführen lassen, und nach der fainte greiffen, so stosse man ihm die tertia über den Arm, wie dan desgleichen geschehen kan auß der tertia in die secunda, und hernach die secunda über den Arm gestossen, wie Num. XXVIII. wieder auß der quarta in die secunda, nemlich, eine fainte nach dem Kopff zumachen, und wieder eine herunter nach dem unter-Leib, und nachmals eine hinauff, als dan die quarta über den Arm behendt zugestossen. | ||
[66] Cap. XIX. Welches besser sey, mit einem sprung oder zweyen Tritten sich zurück salviren. SOlches hab ich in Italien, Franckreich, Engelland, Holland und Teutschland von unterschiedlichen Fechtmeistern gesehen und erfahren, der eine befindet es gut, daß man sich nach dem stoß mit zweyen schritten, der ander aber, mit einem sprung zurück reterire; Welches erste ich zwar nicht verachte, so es zu gelegener zeit beschiehet, als wan man verspühret, daß der Feind einem nachzueylen nicht zugeschwind ist, oder so man sich auff den Beinen zum sprung zu schwach befindet, dan kan man sich, dieweil es nicht anderst sein mag, der zweyen Schritten bedienen: Meines orths aber finde ich besser, wo man sich in einer guten postur, und dem Feind geschwind befindet, daß man nach dem stoß einen sprung zurück thue, von sich haue, und dem Feind desto bessern wiederstand zuthun sich wieder in seine richtige postur bringe, all dieweil der stoß geschwind fortgesetzet wird, und der Leib leichtlich einen Fehler begehen mag, zumahl dem Feind nicht zutrawen, ob er sich schon langsam anläst, wird er doch einen zu übereilen und nachzustossen trachten, welches dan die geschwindigkeit des zurücksprungs verhindern kan. | ||
[67] Cap. XX. Wie man sol Passaden machen, auß was ursachen, und zu welcher zeit. ERstlich, so seind die Passaden nothwendig, wan man siehet, das der Adversarius allzeit die mensur bricht, und man ihn nicht erreichen kan, alsdan ist guth zu passiren, es seye in welcher postur es immer wolle; Zweytens, so ist auch nötig zu passiren, wan man sich etwa an einer Mauer, Wasser, Haag, Berg, Graben, oder dergleichen befindet, alsdan ein sprung auff die lincke seyte gethan und passiret, daß man wieder auff freyen Fuß kommen möge: Item, wo man siehet, daß sein Adversarius einen succurs bekompt, daß man sich resolvire, und ihme vorsichtiglich auff den Leib passire, damit man nicht hernach mit zweyen Feinden zustreiten habe. | ||
[68] Die Passade in der tertia. SO bald man nun passiren will und sich mit dem Adversario in der quart befindet, so stringire man dessen schwäche ein wenig, und mache ihm eine fainte in die quart, würde er sich dan verführen lassen, so cavire man durch, und passire in der tertia übern Arm, wie die Figur Num. XXXIII. dargibt, wird er still liegen, so verwende man die Hand in die secunda, passire inwendig auff seine Brust, und stoß ihm den winckelstoß, welcher in contra tempo Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
[70] Die Passade in der secunda oben übern Arm. WAn sich der Feind in hoher postur præsentirt, und man ihm eine fainte unten an seiner Klinge nach dem Kopff machet, auch befindet, daß er oben übern Arm blösse gibt, und also liegen bleibt, so lasse man nur die Spitz sincken, erhebe die Faust, halte die lincke Hand wohl vor, und passire ihm oben in der verfallenen secunda hinein, wie die XXXIV. Figur lehret; Hette aber der Adversarius eines Kling in der quart gewonnen und seine spitze sich etwas hoch befünde, cavire man unten durch, und mache ihm außwendig in der tertz eine fainte an seine Kling, wird er still liegen, so wende man die Hand etwas nach der secunda zu, und passire ihm steiff übern Arm. Er kan auch mit der fainten verführet werden, in deme man sich stellet, ob wolte man unten durchgehen, und passiret doch hernach, in deme er sich verfähret mit steiffem Arm in der secunda oben hinein. | ||
[72] Die Passade unten in der secunda. BEfindet man sich dan beederseits in hoher secunda, so cavire man unten durch, und mache dem Feind eine fainte an seine schwäche nach dem Kopff, bleibt er also still liegen, so lasse man die spitz in die secunda sincken, passire ihm geschwind mit gebogenem Leib, und verletze ihn untern Arm, wie Num. XXXV. zusehen. Man kan auch versuchen den Feind zuverführen mit einer fainte unten nach der secunda zu, wird er aber still liegen, und etwa auff einen contra-stoß warten, so erhebe man unten die Kling mit einem appell, verhindere damit sein vorhaben, und passire gleichfals unten in der secunda fort. | ||
[74] Wie man sich in diesen Passaden, welche ihren uhrsprung vom Puniart fechten herhaben, der lincken Hand, an desselben statt, bedienen sol. FErner, so man sich beederseits in der hohen secunda gelagert, wie Num. I. zeiget, und einem der Adversarius darin stringiret, so halte man die lincke Hand vor, lasse ihn die Kling ein wenig gewinnen, alsdan mit der lincken Hand, die cavation oder contra stoß zu verhindern, an seine schwäche gegriffen, seinen Degen auff die seite getruckt, die Kling mit steiffem Arm lassen sincken, und geschwind in der secunda übern den lincken Arm passirt, wie die Figur Num. XXXVI. darthut, so wird er unversehener weiß beschädigt, dan er in der meinung gestanden, der stoß würde unterm Arm fortgehen, und er ihn mit der Hand pariren können. Befindet man sich aber zugleich in der quart, so mache man eine fainte oder appell an des Feindes schwäche, so er nicht cavirt, greiffe man mit der lincken Hand herzu, trucke seinen Degen auff die seyte, und passire ihm inwendig in der quarta mit steiffem Arm fort, so ist er leichtlich zuverletzen, worin er sich übervortheilet befunden. | ||
[76] Cap. XXI. Von der Volten, wan, und wie sie zumachen. VIele halten groß auff die volten, und gebrauchen sie öffters, welche gleichwohl im scharff fechten nicht so leichtlich angehen oder gebräuchlich seind, dan es gar gefährlich ist dem Adversario den Rucken zu wenden, wans aber die nothturfft erfordert, und man sich etwa an einer Maur oder sonst verhinderlichem orth befindet, da man nicht weichen kan, mögen sie auff ein: oder andere manier angebracht werden. | ||
Als, so einem der Adversarius grosse blöß und winckel übern Arm machte, so vertrehe man im stoß den Leib, voltire ihm mit der quart übern Arm, wie die Figur Num. XXXVII. außweiset, und mache eine halbe, oder gantze volte mit gantz umbgetrehetem Leib, damit man den Feind wieder ins Gesicht vor sich bekomme, und den Degen ihm noch einmahl auff die Brust setze: Man hat sich hierinnen wohl wahr zunehmen, daß der Feind nicht etwa laure, die volte lasse ablauffen, und dardurch den Degen mit seiner lincken Hand erreiche, wie die Figur Num. XLV. außweist, oder selbigen wohl gar auß der Hand reisse, welches er auff solche weise gar wohl thun kan. | ||
[78] Die Volte inwendig in der quart. WIrd der Adversarius mit einem zugleich in der quart, und mit seiner spitzen etwas hoch liegen, so mache man ihm eine fainte an seine schwäche, wird er still liegen und nicht caviren, so stosse man die quart inwendig fort und voltire darauff, wie die XXXVIII. Figur vor Augen stellet, also, daß man ihm hart an Leib komme, damit er etwan einen stoß zu vollbringen, nicht platz habe, man kan auch gleich nach der volte seinen Degen zu sich ziehen, mit herumbtrehung der Hand dem Adversario auff seine Klinge, selbige dardurch zu schwächen, sein vorhaben zu verhinderen, und sich zu salviren, einen starcken Hieb thun; So er aber caviren, zurück tretten, und einen im voltiren empfangen, wie Num. XLI. oder gar disarmiren wolte, welches er gar leichtlich thun kan, wie Num. XLIII. zusehen, alsdan thue man einen Hieb von sich auff des Feindes Klinge, retrahire sich mit einem sprung, und stelle sich wieder in gute defension. Diese volte kan auch in verfallener quarta, wan der Feind gar hoch mit dem Gefäß liegt, inwendig angebracht werden. | ||
[80] Die Volte untern Arm. DIese volte kan also practicirt werden; Wan der Feind außwendig unterm Arm blösse gibt, ein falsch Lager hat, und einen dahinein zustossen verursachet, so mache man ihm eine fainte an seine schwäche, verendert er sich dan nicht, so voltire ihm geschwind in der quarta mit umbwendung des Leibes in die blösse hinein, wie die Figur Num. XXXIX. thut, man sehe sich aber im voltiren wohl vor, daß der Adversarius nicht etwa einen contra-stoß in die volte thue, welcher mit umbwendung der Hand in die secunda geschiehet, wie Num. LIV. zusehen, oder sonsten seinen vortheil in acht nehme, wie oben gemeldt. | ||
[82] Die contra volte. MAn kan auch die volten gebrauchen, wan der Adversarius einem die quarta übern Arm anbringen will, so cavire man geschwind unten durch, und voltire contra, wie Num. XL. zusehen, will er aber eine tertia stossen oder passiren, so cavire und voltire man unten durch eine gantze volta. Meines orths verwerffe ich nicht allerdings die volten, allein sie wollen mit grosser behutsamkeit gemacht werden, auch stehen sie zierlich, sind gut einen geschwinden Leib zumachen, und lehren den Leib hurtig wenden und trehen, auch zuweilen dem Adversario einen stoß außweichen, und ihme sobald solchen zu versetzen. | ||
[84] Wie man sich gegen die Volten verhalten und den Adversarium empfangen sol. DIese volten können alle verhindert werden, so man wohl in acht nimbt, wan der Feind zu voltiren gesinnet, und in deme er voltiret, mit dem rechten Fuß hinder sich tritt, den Degen zurück ziehet, und alsdan des Feindes volta oder Degen mit der lincken Hand pariret; Auff solche weise kan man dem Feind wiederstand thun, seinen stoß verhindern, und ihm dargegen einen in den Rucken versetzen, wie an der XLI. Figur deutlich vorgestellet ist. | ||
[86] Cap. XXII. Welcher gestalt man den Degen, so man hat passiret, sessiren und ergreiffen sol. SO bald man passiret, man habe getroffen oder nicht, oder der Adversarius eine passade anbringen wollen und sich verstossen hette, so ergreiffe man dessen Degen geschwind mit der lincken Hand, alsdan ziehe man den Degen mit dem Arm zurück, und præsentire dem Feind denselbigen nach dem Leib zu, strecke den rechten Schenckel auß, biege das lincke Knie, daß man ihme zu resistiren starck gnug seye, nochmals muß man mit der lincken Hand den Adversarium von sich halten, und ihn nicht herbey ziehen, wie andere informiren, dan ja der Feind von sich selber mehr zu einem eylen wird, als man begehret, und wan man dan seinen Leib zurück helt, und das lincke Knie steiff macht, so kan der Adversario einem gar leicht auff die Erde werffen, oder einem daß Bein zerbrechen, dessen kan man sich in underschiedenen stössen und Passaden, vornemlich aber in der tertia bedienen, wie die XLII. Figur vorbildet. | ||
[88] Cap. XXIII. Wie man den Feind auff underschiedliche manier desarmiren, und wan dieses geschehen sol und kan. VOrs erste ist wohl zumercken, wan einem der Adversarius einen langen stoβ inwendig in der quarta zu versetzen gesinnet, so stöst er offt also lang auβ, daβ er nicht geschwind wieder zurück kommen kan, oder gar den Fuβ und das lincke Knie nieder zur Erden legt, wie etliche zu ihrer verderblichkeit informirt werden, alsdan nehme man das tempo wohl in acht, das im pariren dem Adversario die Kling etwas in die quer auff die seine komme, trette so dan mit dem rechten Fuβ ferner inwendig fort, daβ man ihme mit der lincken Hand seinen Degen unterm Gefäβ ergreiffen möge, trucke des Adversarii Kling starck unterwarts, und ziehe mit der lincken Hand zu sich, so wird man dessen Degen mit geringer mühe überkommen, wie an gegenwertiger Figur Num. XLIII. gezeiget wird. Hier sehe man sich wohl vor, daβ sich der Feind nicht seiner geschwindigkeit bediene, seinen Leib etwan, in dem man den Degen ergreifft, und meinet gar sicher zusein, umbtrehe, eines Arm auff die Axsel trucke und gar zerbreche, wie an der, mit Num. L. bezeigneten Figur practicirt wird. | ||
[90] Den Feind, nach dem man ihm übern Arm gestossen, zu disarmiren. ZWeytens, so man dem Adversario eine tertia oder quarta übern Arm wolte anbringen, so trette man gleich nach dem stoβ mit dem lincken Fuβ herzu, ergreiffe des Adversarii Degen, und trucke selbigen auβwerts über die Kling herumb, so wird sich seine Hand eröffnen, und er dadurch gezwungen, den Degen zu quittiren, oder schaden leyden an seiner Hand, wie Num. XLIV. dociret, welches einem der mit krummen Arm fichtet, gar leicht wiederfahren kan. | ||
Desgleichen geschiehet auch, wan man, wie im tempo-stoβ Num. LIII. die quarta untern Arm stöβt, und die Kling des Feindes sich etwas niedrig befindet, so trucke man gleichfals mit dem Degen auff selbige, trette mit dem lincken Fuβ herbey, und ergreiffe zugleich mit der lincken Hand den Degen unter dem Gefäβ, und ziehe zu sich, drucke mit der rechten Hand von sich, und reisse ihm also den Degen auβ der Faust. | ||
[92] Im ablauffen den Degen zu erobern. DRittens, wan der Adversarius eine tertia oder quarta übern Arm will stossen, so lasse man dessen stoβ inwendig nach dem Leib über der Klingen ablauffen, und führe einen streich, als wolte man ihn übern Kopff oder in die Waden hawen, welches auch wohl geschehen kan, dan trette man mit dem lincken Fuβ zu, und greiffe mit der lincken Hand über des Feindes Degen under das Gefäβ, wie die Figur Num. XLV. bezeiget, so wird man dessen Degen bey sich unterm Arm befinden, dan thue man einen harten zug mit der Faust in die höhe zu sich zu, so wird er solchen zu quitiren gezwungen. Dergleichen kan man auch thun, wan der Feind übern Arm wolte stossen, es seye in der tertia oder quarta, so gebe man wohl acht, daβ man, in deme er stöst, cavire, und ihm den stoβ darauff nach der quarta zu in einem tempo parire, dan wird man sich auff der Klingen befinden, wie oben gemelt, und ihn gar leichtlich disarmiren können. | ||
[94] Den Adversarium mit seinem eigenen Gewehr zuverletzen. LEtzlich, wan der Feind unten in der secunda einen stoß thun wird, so parire man in der tertia überzwerg auff seine Kling, trette herzu und greiffe des Feindes Degen wohl unterm Gefäß, trucke mit der rechten Hand unten wohl von sich, so wird man ihme die spitze seines Degens auff die Brust bringen, und zumahl wan der Degen nicht zulang ist, also leicht verletzen können, wie die Figur Num. XLVI. weiset; will man dan den Adversarium auch seines Degens berauben, so muß man ihn mit der lincken Hand umbtrehen, daß er möge in die quarta gebracht werden, und also starck zu sich reissen, ist aber schwer zu volbringen. | ||
In allen diessen Lectionibus soll man sich, nach dem der Feind disarmiret, und desselben Gewehr in seiner gewalt hat, mit ein paar schritten oder einem sprung zurück ziehen, alle beide Degen dem Feind gegen den Leib præsentiren, damit er einem nicht etwa an Leib komme und übern hauffen werffe, und endlich noch sein Meister spiele. | ||
Obiges nun alles zuverwehren, muß man, wan der Feind nach eines Degen greiffet, das contra tempo wohl observiren, die Faust geschwind in die secunda verwenden, den Degen zu sich ziehen, des Feindes Degen aber mit der lincken Hand ergreiffen, und ihme den Degen vor den Leib setzen, wie Num. XLII. gemeldt, solte man aber fehl greiffen, alsdan ziehe man den Arm zurück, oder thue gar einen sprung hinterwarts, dardurch wird des Feindes vornehmen verhindert; Man muß sich aber gleichwohl wieder in richtige postur zur defension stellen, welches die contra lection genant wird. | ||
[96] Cap. XXIV. Wie man im passiren den Feind übern hauffen werffen, ihme Arm, oder Bein zubrechen kan. DIeses habe ich expressè darumb wollen anzeigen, weil man mehr zum passiren als einen langen stoβ zuthun, geneigt ist, welches ich zwar nicht ohneben zu sein befinde, doch zu gelegener zeit und mit guter manier, dan die Passaden nicht vor jedwedern, weniger alzeit rathsamb sind, weil sie mit grosser vorsichtigkeit müssen geschehen, und will mancher eher lauffen, als er gehen kan, dardurch sie offt selber in die Eissen lauffen, dan der Adversarius einen zu empfangen das tempo wohl observiren wird, weswegen dan im passiren wohl zubeobachten, daβ man dem Feind, so bald er den stoβ empfangen, seinen lincken hinder des Feindes vorgesetzten rechten Fuβ stelle, zugleich ihme einen guten streich auff die Brust oder an den Hals gebe, und ihn also zu Boden werffe, wie die Figur Num. XLVII. darthut. | ||
[98] Den Feind im passiren zu empfangen und übern hauffen zuwerffen. WAn aber der Feind passiren wolte, so schlage man die lincke Hand stracks vor, parire den stoβ, und ergreiffe den Adversarium, oder seinen Degen, auff daβ man seinen eygenen Degen in der Hand frey behalten möge, auch muβ der rechte Fuβ, den Feind damit zuschlagen, bereit stehen: So bald nun der Feind ergriffen, so nehme man wahr, welchen Fuβ er vorstellet, denselben schlage man von hinden her in die Kniekeehl oder Versen, und trucke ihme zugleich hart mit der Hand an den vorder-Leib, wie an vorhergehender XLVII. Figur zusehen, so kan man ihn hinderwerts zur Erden werffen, welches auch ohne anlegung der lincken Hand geschehen kan, wie die Figur Num. XLVIII. auβweiset. Hierinnen hat man sichwohl vorzusehen, daβ sich der Feind nicht etwa des contra tempo bediene, seinen Fuβ zurück ziehe, und das jenige, was man ihme zuthun willens gewesen, an einem selbsten vollbringe. | ||
[100] Einem im passiren das Bein zubrechen. WAn man des Feindes etwan im passiren verfehlet hette, so greiffe man mit der lincken Hand zu, sessire des Feindes Waffen, und præsentire ihm den Degen nach dem Leib zu, ziehet er dan den ober-Leib zu rück, und lasset das forderste Bein steiff auβgestreckt stehen, so darff man nur, wan man ihn mit dem Degen nicht verletzen will, mit dem rechten Fuβ hervor rucken, ihme auff sein auβgerecktes Knie tretten und in einem tritt das Bein zubrechen, wie an gegenwertiger Figur Num. XLIX. zusehen; Man nehme sich in solcher occasion wohl wahr, daβ der Feind nicht etwan simulire, und sich stelle, als wan er gar schwach, und sich ergeben wolte, hernach aber seinen Leib geschwind herumb schwencke, und einem nachfolgende lection anbringe. Mit dieser und dergleichen lectionen ist nicht zu schertzen, dan sie gar leicht ins werck können gerichtet werden. | ||
[102] Im sessiren dem Feind einen Arm oder den Hals zubrechen. DIese Lection ist zu gebrauchen, wan man sich etwan verstossen, oder der Feind zu getretten wehre, und einem den Degen am Gefäβ oder nahe dabey ergreiffen, und darzu seinen Degen, einen stoβ damit zu vollführen, frey und ledig hette, so trehe man in geschwinder resolution den Leib hinderwerts lincks umb, daβ der stoβ vorbey gehe, und man des Feindes lincke, mit seiner lincken Hand ergreiffe, den Arm umbgekehrt über die Schulter bringe, mit beeden Händen starck niedertrucke, und ihm also solchen mit behendigkeit zerbreche, wie die Figur Num. L. vorstellet, welches auch ein contra lection genennet wird. | ||
Kürtzlich vom Hals brechen: So man dem Feind passiren wolte, und der Degen einem etwa entfiele, so greiffe man ihme mit beeden Händen nach dem Kopff, mit der rechten unter sein Kien, und mit der lincken oben auff den Wirbel, dan trehe man mit der rechten von sich, und mit der lincken oben her zu sich, so kan man ihme den Hals leicht brechen, und ihn umbwerffen; Diese lectionen aber dienen einig und allein in denen vor Augen schwebenden extremiteten, und lassen nicht mit sich schertzen. | ||
[104] Cap. XXV. Wie man caviren und contra caviren, in der cavation pariren und darein stossen sol. UNd zwar anfangs, wan man mit dem Adversario zugleich in der quarta lieget, so engagire man in derselbigen seine schwäche, wird er aber unten durch gehen, und wieder in der tertia engagiren wollen, so cavire man in selbigem tempo unten durch, und stosse ihm inwendig die quart, verhindert er den ersten stoβ und caviret contra, so cavire man abermahl durch, wie die Figur Num. LI. demonstrirt, und volziehe seinen stoβ in der quart, wie Num. VIII. zusehen. | ||
Befindet man sich dan beederseits in der tertia, und dem Feind seine Kling etwas stringiret, so gebe man wohl acht, daβ, in dem er durch caviret, und wiederumb wird engagiren, man geschwind in selbigem tempo durch gehe, und ihm einen stoβ in die tertia versetze, caviret er contra, so cavire man wieder, und stosse denselben in die zweyte cavation. | ||
Wird man dem Adversario den Degen in der secunda engagirt haben, und er durch cavirt und wiederumb will engagiren, so cavire man zugleich mit durch, versucht ers zum zweyten mahl, so cavire man mit ihm, und verletze ihn in einem tempo unten inder secunda, desgleichen geschiehet oben herüber in der secunda. | ||
Man kan auch zugleich caviren und pariren, und darauff den Feind beschädigen, vornemlich wan man dem Feind die tertia übern Arm zu stossen, gelegenheit giebet, und er dan darüber wird fort stossen wollen, so parire man nicht ausserhalb, sondern cavire unten durch, parire in der quarta und stosse ihm alsdan gemelte quarta untern Arm nach, wessen er sich nicht verhüten kan; Auff diese weise kan man auβ drey tempo zwey machen, und verletzen. | ||
[106] Cap. XXVI. Wie man sol in die Fainten oder Tempo stossen. DIese stösse geschehen folgender weise: Wan man sich mit seinem Wiedersacher in der secunda befindet, und er eine fainte nach dem unter-Leib zu machen trachtet, so muβ man das tempo, in dem er den Degen sincken lässet, wie ein Augenblick in acht nehmen, die Hand in selbigem tempo in die quart wenden, mit einem steiffen Arm herunter fallen, und ihm dieselbe inwendiges Leibes stossen, wie die Figur Num. LII. thut: Man sehe sich aber wohl vor, das der Feind nicht etwa die fainte expressè mache, den stoβ ablauffen lasse, dardurch eines Degen überkomme und Meister werde, wie Num. XLV. zusehen. | ||
Wan aber der Feind in der quarta eines Degens engagirt, und eine Fainte in der tertia etwas weit vom Leib, wie etliche thun, machen will, so stosse man, in dem er unten durch zu caviren gesinnet, ihme in selbigem tempo die tertia gleich übern Arm, und verletze ihn: Liegt er auβwendig in der tertia an, und machet inwendig in der quarta eine fainte, so stosse und voltire man gleichfals die quarta mit umbgewendetem Leibe, so wird man ihn auch verwunden. | ||
[108] Tempo-stoβ in der quarta untern Arm. WAn man den Adversarium in der quarta rencontrirt, und er, wie viel im brauch haben, einen dardurch zum stoβ zu bewegen, im fainten machen grosse blöβ gebe, so seye man geschwinder als der Feind, und, in dem er die fainten macht und untern Arm blöβ gibt, behend in selbigem tempo darin mit der quart fort zustossen, nach besagter LIII. Figur, auch den Degen mit der lincken Hand abzuwenden, damit der Feind nicht etwan die Hand trehe und ein contra tempo stosse, wie nachfolgende LIV. Figur bezeignet. | ||
[110] Contra tempo. WAs das contra tempo betrifft, so kan man selbiges gebrauchen wie folgt: Wan man zugleich in gerader postur stehet, so engagire man dem Feind seine Kling ein wenig in der quarta, mache ihm alsdan eine fainte, die spitze nach der Erden zu, die Faust aber hoch gehalten, auff daβ man ihme gnugsame blösse untern Arm zustossen gebe, wie an vorhergehender LIII. Figur zusehen, wird er dan mit der quart geschwind wollen hinein stossen, so nehme man dasselbe tempo in acht, wende die Hand in die secunda, und stosse ihm inwendiges Leibes fort, wie in der LIV. Figur beobachtet wird, so verletzet und pariret man den stoβ zugleich in selbigem tempo, welches in keinem andern stoβ angehet. | ||
[112] Cap. XXVII. Wie man auβ einer postur die ander formiren, und sich darin begeben soll. DIese verenderung kan in allen posituren geschehen, als wan man mit dem Feind in der tertia lieget, so stringire man ihm ausserhalb die Kling ein wenig, und formire also die quarta. So aber der Feind in einer hohen tertia oder quarta lieget, so cavire man unten durch und gehe ihm in der secunda an, in welcher verenderung man den Feind gar leichtlich übereylen kan, wie die LV. Figur anzeiget; Läst er die Kling sincken, und formirt ein niedrige postur, so cavire man contra, will er die Kling in der secunda stringiren, so cavire man durch und engagire seine Kling in der quarta: Gehet er in niedriger postur an, so beuge man die beede Knie, gehe ihm eben so niedrig an, das ihm der vortheil benommen werde, dan wo man dem Adversario einige blöse gibt, so muβ man auch zusehen, wie solche recht möge defendirt werden, damit man nicht selber das jenige zu gewarten, was man einem ander trohet. | ||
[114] Cap. XXVIII. Wie man die mensur brechen sol. WAn man mit dem Adversario ein gleiches lager formiret hat, es seye in der tertia, quarta oder secunda, und man verspühret, daβ derselbe einen stoβ in der quarta verrichten wolte, so breche man die mensur mit zurückziehung des lincken Fusses und ober-Leibes, wie die mit Num. LVI. bezeignete Figur darthut, und sehe sich wohl vor, daβ er den lincken Fuβ nicht etwa hernach ziehe, und geschwind noch einmahl stosse, bleibt er aber also stehen, sich nicht retrahiret, noch in eine gute postur bringet, so gehe man in der quarta an seine schwäche, und stosse ihm darin nach; Hier sind auch seine actiones zu observiren, daβ er nicht etwa zu trette, eine halbe passade mache, einem den Fuβ erreiche, und das Bein zerbreche, oder umbwerffe, welches er, in dem der Leib also hinderwerts gebogen liegt, leicht ins werck setzen kan, wie die Figur Num. XLIX. beweiset. | ||
Befindet man sich dan beederseits in der secunda, und der Widersacher in derselben, oder in der quarta einen stoβ vollführen wolte, so trette man mit dem fordersten Fuβ zu rück, ziehe den rechten Arm etwas nach sich, halte die lincke Hand vor, womit der stoβ leicht abzuwenden, und versetze ihm alsdan eines in der secunda oder quarta: Diese lection kan man auch practiciren, wan der Feind voltiret, wie die Figur Num. XLI. bezeiget. | ||
[116] Cap. XXIX. Wie man sich mit dem Degen, und beeden Händen defendiren soll. DIese defension mit beeden Händen soll nicht eher als zur erheischender zeit geschehen, nemlich, so es darzu kommen solte, daβ einer etwan zu matt und müde, oder an der rechten Hand verwundet worden were, und seinen Degen nicht mehr regieren könte, alsdan kan man sich der lincken Hand gebrauchen, daβ man seinem Adversario zu begegnen desto besser gewachsen seye, welches dan das sicherste ist, daβ man sich in die niedrige tertiam begebe, den Degen mit der rechten Hand beym Knopf, mit der lincken aber eine spann vor dem Gefäβ halte, sonsten aber keine blöβ als über den Arm gebe, und den stoβ des Feindes zu erwarten, die niedrige postur behalte, auch muβ man das tempo, in dem der Feind stöst, nicht verliehren, sondern den stoβ mit der lincken Hand und dem Degen, wie die Figur Num. LVII. weiset, pariren und nachstossen, dieweil er, in deme man den Degen also beym Knopff helt, eher als sonsten zu erreichen, und lenger auβstossen kan. | ||
Meines orths halte ich von dem Fechten mit beeden Händen nicht viel, weiln es heβlich und gefährlich ist, es seye dan, daβ es die hohe noth erfordert, dan wo sich einer auff solche arth præsentiret, so suche man ihn nur mit einer fainten oder halben stoβ zuverführen, und alsdan in die Hände, sonderlich in die rechte zuverletzen, doch daβ man dem Feind zum contra stossen keine gelegenheit gebe. | ||
[118] Cap. XXX. Wie man mit der lincken Hand pariret, und wo selbige Paraden ihren ursprung herhaben. DIese Paraden kommen mehrentheils daher, weil man vor diesem hat pflegen mit den Puniarts oder Dolchen zu fechten und sich zu verthädigen; heutiges tages aber sind keine mehr gebräuchlich, deswegen die lincke Hand zur zeit der noth dessen statt wohl verrichten kan. Welches dan geschiehet, wan man müde und matt worden, den Degen nicht mehr halten kan, und seinem Adversario die Klinge nicht mehr vertrauen darff, weiln er in der Faust zu starck, also die Hand im pariren zu hülff zu nehmen gezwungen ist: Nemlich: wan man sich mit dem Adversario in der secunda befindet, und er darin einen stoβ thun wird, so parire man selbigen mit der lincken Hand unterm Arm durch, wie die LVIII. Figur docirt, und stoβ ihm die secunda oben nach, wie in der Passade Num. XXXIV. zusehen, liegt man aber in der quarta, und er selbige stossen will, so parire man mit der Hand auβwerts nach der lincken seiten, und stosse geschwind auch eine quarta nach; liegt er gantz niedrig, so thue man desgleichen, parire mit der Hand und stosse nach. Von der tertia über den Arm will ich nichts melden, weiln darin mit der Hand zu pariren schwer und gefährlich ist. | ||
[120] Cap. XXXI. Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan. DIeses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet, auch offtermahls practicirt, und halte darvor, daβ es ein Hispanier erfunden, dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch vorkombt, dan man in selbigem nicht viel still stehet, sondern mehrertheils in der action mit geradem Leib vorwerts oder auff die seyte, auch wohl zurück gehet, so lang und viel, biβ man seinen Mann zuverletzen blösse findet, in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint, den stoβ fortsetzen, es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte Cavalliers oder Officirer bedienen, welche etwan Lahm geschossen, gestochen, oder sonsten beschädigt seind, ihre Knie nicht mehr biegen, oder einen langen stoβ thun können, und also steiff zugehen gezwungen seind, welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die Podagrämische, so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können, und gleichwohl ihre Ehr zu verthädigen, einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten, auff solche manier zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth, wan man sich etwa mit dem Rücken an einem incommodirlichen orth befindet, alsdan auff die lincke seite gehet, und dem Feind desto besser zu begegnen, einen bequemen orth suchet, und hiemit genug vom caminiren. | ||
[122] Cap. XXXII. Von den Winckel stössen, und geschehen solche auff folgende manier. WAn man sich mit dem Adversario in der quarta befindet, und er etwa einen krummen Arm machet, daβ man darüber blösse siehet, so cavire man geschwind durch, ehe er sich dessen versiehet, dan er des stosses aldar nicht, sondern inwendig erwartet, und stosse ihm die quarta übern Arm mit getrehetem Leib in den Winckel, wie Num. LX. darthut, halte die lincke Hand vor, oder ergreiffe den Degen, als wolte man den Adversario desarmiren, wie Num. XLIV. zusehen, und verhindere zugleich den contra-stoβ. | ||
Ebenfals geschiehet in der quarta, wan der Feind darin eine fainte von der Klingen machet, daβ man dardurch blösse unter seinen Arm bekombt, so mercke man solche wohl, vertrehe die Hand in die quarta, als wolte man voltiren, und stosse ihm dieselbe auβwendig über der Klinge unterm Arm hinein, wie Num. LIII. zusehen. | ||
Was dan endlich den Winckelstoβ in der secunda betrifft, gehet solcher also an: So bald man mit dem Adversario das Lager in der secunda formiret, so mache man ihm eine fainte nach dem Kopff, erhebe die Faust hoch, ist alsdan oben noch blösse, so lasse man die spitz sincken, stosse also übern Arm, wie an der XXXIV. Figur bedeutet worden, und halte die lincke Hand nahe beym rechten Arm: Dieser stoβ wird auch von etlichen eine verfallene secunda genant. | ||
[124] Cap. XXXIII. Auff was arth die verfallene Stöβ gemacht werden. ERstlich kan die verfallene secunda gebraucht werden, wan man dem Feind eine fainte inwendig nach dem Leib machet, Er aber liegen bleibt, so verkehre man die Hand weit in die secunda, lasse den Degen mit dem Leib zur lincken sincken, und lædire ihn in verfallener secunda, auff daβ der Adversarius in der parade der Klingen, und im contra-stoβ des Leibs verfehle, wie an gegen über gesetzter LXI. Figur zubeobachten: Dieser stoβ ist auch gut im passiren zu gebrauchen. Lieget man dan beederseits in einer hohen quarta, so cavire man durch, schlage dem Feind auβwendig ein wenig an seine schwäche nach dem Kopff zu, lasse alsdan die Kling fallen, und stosse die secunda unterm Arm; Dieses alles muβ in einem tempo geschehen, und wird solches auch eine verfallene secunda genennet. | ||
Zweytens, wan man sich zugleich mit dem Feind wolte in die quarta légen, ihme seine Kling zu stringiren, und stelte sich, ob man ihme die quarta über das Gefäβ hinein zustossen besinnet, so lasse man doch die Klinge fallen, und stosse ihm behände inwendig unter dem Gefäβ die quarta nach dem under-Leib, so wird er im pariren der Klingen verfehlen, und wird dieser stoβ die verfallene quarta genandt. | ||
Was dan letztlich die verfallene quarta auβwendig belanget, geschiehet solche also, wan man zugleich mit dem Adversario in der tertia sich befindet, so lasse man die spitz biβ an des Feindes Elnbogen fortgehen, den Degen auβwerts unter den Arm fallen, und stosse also in der quart fort, auch halte man zugleich die lincke Hand vor, welches in allen diesen stössen beobachtet werden muβ, umb des Feindes Degen von sich abzuweisen, dieses ist von den besten stössen einer. | ||
[126] Cap. XXXIV. Wie man gegen einen, so lincks fichtet, agirt, und welche stöβ ihm am bequemlichsten anzubringen. ERstlich, wan man sich mit einem solchen Adversario auβwendig in der quarta befinden wird, kan man ihm am sichersten selbige übern Arm stossen, desgleichen gehet auch eine verfallene quarta auβwendig unter dem Arm hier wohl an, kan auch inwendig practicirt werden. Zweytens, So man mit ihm in der secunda gelagert, kan man die secunda oben übern Arm, oder inwendiges Leibs unter der Klingen anbringen; Von der tertia will ich nichts melden, weiln man darinnen gemeiniglich contra stöst. | ||
Drittens, was die Passaden gegen einen lincken belanget, kan man die quarta übern Arm passiren, mit der lincken Hand aber muβ man ihm den Degen auβ der geraden Linien trucken; desgleichen können obgemelte zwey stöβ in der secunda angebracht werden. In allen diesen stössen aber muβ man die lincke Hand vorschützen, und des Feindes vorhaben verhüten. | ||
Viertens, kan man auch in der quarta übern Arm und darunter voltiren. | ||
Diese obgemelte stöβ gegen die lincke Hand habe ich zu verhütung weitleufftigkeit, nur mit wenigen wollen zuverstehen geben, weiln es die principalisten seind. | ||
[127] Cap. XXXV. Von einem guten und tüchtigen Degen. MAncher meynet, wan Er einen langen Degen trägt, so seye ihme schon damit geholffen, aber es ist nicht genug, sondern denselben zu regieren ein mehrers wird erfordert. Dan wan der Feind die schwäche desselbigen einmahl wird gewonnen haben, so kan man so leicht nicht caviren, und sich wieder loβ machen. Meine meinung aber ist, daβ die Kling eines guten Seyten Degens soll mittelmässig sein, nicht zu schwer noch zu lang, auff daβ sie desto besser und leichtlicher könne regieret, und der Arm nicht so bald müde werde, starck im grieff, und steiff an der gantz und halben stärcke, die halbe und gantze schwäche aber seye schwanck und leicht, und fornen nicht zu schwer, auch muβ sie schlag frey, desgleichen der Knop des Degens wohl verniedet sein, damit er nicht etwan loβ werde, breche, oder auβ dem grieff fahre, und man also wohl gar das Leben darüber verliehren müsse. | ||
Cap. XXXVI. Von einem bequemen Orth, im scharpff fechten zugebrauchen. DEmnach Ich nunmehr von allen Lectionibus auffs möglichst und nützlichste abgehandelt, auch deren application allen und jeden Liebhabern dieser Kunst, verhoffentlich zur gnüge, zwar kurtz, jedoch verständlich zu erkennen gegeben, so ist dieses einige noch übrig, daβ man von einem principal und nothwendigen stücke etwas meldung thue, nemblich, von einem bequemen orth, da man dem Adversario begegnen will, und soll man vornemlich auff vier Stück wohl achtung geben, wan man vor das Thor kombt und sich mit einem schlagen soll; Vors [128] Erste, auff die Sonne, daβ man sie auff den Rücken, der Adversarius aber selbige ins Angesicht bekomme, wordurch seine Augen geblendet werden, und man ihn desto eher verletzen kan. | ||
Zweytens, auff die Berge, so man einen Berg hindersich vermerckt, so suche man bald einen sprung auff die lincke seiten zuthun, und den Feind dahin zutreiben, den vortheil wieder zu gewinnen, Ihme aber den seinen zubenehmen, wie dan bekand ist, daβ man sich den Berg herab nicht defendiren kan mit dem Degen, aber gegen Berg kan man wohl einen treiben, biβ er etwan verletzt oder zufall kommen ist. | ||
Drittens, auff Wasser, Mauren oder Hecken; So man sich an deren einem mit dem Rücken befindet, muβ man ebenmässig resolvirt sein, sich mit dem seyten sprung zu salviren, den Feind aber dahin zutreiben, welches ein grosses avantage ist. | ||
Viertens, auff Pflasterstein, oder Kieselsteineren Wege, dan daselbst ist es nicht gut, man hat sich wohl zu hüten, daβ man nicht an stosse, oder im langen auβstossen nicht etwan zu fall komme, und dardurch verletzt werde. Welches aber der bequemste Orth sey, so man anderst die zeit haben kan, dem Feind zubegegnen, so hält mancher viel von einer grünen Wiesen, es ist aber nicht allzeit gut, besonders nachmittag, in deme die Sonne mit ihren Strahlen das Graβ glatt gemacht hat, viel besser könte es Morgens an solchem orth sein, wan das Graβ noch naβ ist; Aber meines theils halte ich einen gepflügten, auch Saamen- oder Stoppel Acker, oder Sandfeld das gleich ist, vor den besten und bequemsten platz, welches ich vielmahl selber practicirt, und stäts gut zu sein befunden. So ich hieher zur nachricht beyfügen wollen, ein jeder mag thun nach seinem belieben, und wie es die zeit wird ertragen können. | ||
[129] Anhang. HIermit hab ich auch noch zur nachricht andeuten wollen, wie daβ ich nicht allein im Degen, sondern auch in anderen exercitiis, als mit der Picque, Musqueten, wie auch Voltisiren und Fahnen schwingen bin erfahren, darzu auch einen lernen kan, wie man ein Regiment zu Fuβ ins Feldt soll stellen, welches ich nicht allein auff underschiedlichen Academien exercirt, sondern auch im Felde practicirt, und also dardurch zu einer Charge (ohne ruhm zumelden) bin gelanget, auch in underschiedlichen occasionen vor meinem Feind mich hab gebrauchen lassen, und also bey hohen und niederen Standes Persohnen mich recommendirt und beliebt gemacht; deren ich dan nicht nur etliche wenige, sondern etliche hundert, an unterschiedlichen Orthen, in dieser Adelichen Fechtkunst informiret, und zu guten Fechtern gemacht, welche verhoffentlich mir annoch gut zeugnus geben werden: So hab ich auch mit dieser Adelichen Fechtkunst, bereits auff dreyzehen mahl meine Probe in gegenwarth vieler grosser Herzen, an unterschiedlichen Orten gethan, und allemahl glücklich obgesieget, weswegen viel Miβgönner und Neider bekommen habe, und ist wohl zuverwundern, daβ ich biβ dato hab können resistiren, darumb ich billich Gott und dem Glück zudancken habe, und dahero mich meines Symboli abermahls erinnere:
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Zum Beschluβ berichte ferner hiermit, wie daβ ich noch etliche schöne Kunst-stücklein oder Wissenschafften habe, wie man mit einem Degen gegen einen Puniar, Picque, Hellepart, Partisan und andere dergleichen Gewehr, auch wie man zu Fuβ mit dem Degen in einer, und eine Pistoll in der andern Hand sich verhalten, seinem Feinde begegnen, auch gar mit blossen Händen gegen einem [130] stillet sich defendiren und wehren soll, welches auff zweyerley manier geschehen kan, dem Adversario dardurch sein Gewehr zunehmen, und ihn damit zuverletzen oder gar zu tödten. Item, mit einem Degen der noch in der Scheyden steckt, seinen Feind zubeschädigen, ehe Er mit einer Pistoll einen Schuβ thun mag. Und dan letztens, daβ fast ohnglaublich scheinet, wie man einem den Degen kan an der seyten nehmen, ihne über den Kopff schlagen, oder gar in Leib stossen, und daβ man ihn doch nicht auβ der Scheiden ziehe, welches ich offt in vertrawlichen Compagnien auβ kurtzweil practiciret habe, welches mit grosser geschwindigkeit muβ verrichtet werden: Dieser und dergleichen Geheimnüssen application aber, Ich diesesmahl auβ gewissen ursachen, und damit sie nicht allzugemein werden möchten, nicht hieher setzen wollen; man kan sie underdessen gleichwol zu seiner zeit in geheim von mir erfahren; Womit ich endlich schliesse, und mit jenem Poëten sage:
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[131] Inhalt deren Capitel, so in diesem Werck begriffen. Cap. | ||
ENDE. |
For further information, including transcription and translation notes, see the discussion page.
Work | Author(s) | Source | License |
---|---|---|---|
Illustrations | Universitätsbibliothek Göttingen | ||
Translation | |||
Transcription | Reinier van Noort | Index:Deutliche Erklårung der Fechtkunst (Jean Daniel L'Ange) |
Additional Transcription Note: Copyright 2013 by Reinier van Noort. Subject to Fair Use. Users may, without further permission, display, save, and print this work for personal, non commercial use, provided that the copyright notice is not severed from the work. Libraries may store this material and non-commercially redistribute it to their patrons in electronic or printed form for personal, non-commercial use, provided that the copyright notice is not severed from the work. School voor Historische Schermkunsten - www.bruchius.com
Additional Resources
- L'Ange, Jéann Daniel (2014). Lessons on the Thrust. Trans. by Reinier van Noort. Glasgow: Fallen Rook Publishing. ISBN 978-0-9926735-4-3.
References
- ↑ "L'Ange, Jean Daniel (1664 - 1682)". CERL Thesaurus. Accessed 9 November 2011.