Illustrations
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Complete Translation  by Reinier van Noort
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Transcription by András Berki
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The Artful Fencer
Or the well-practiced and famous Fencing Master of Old
THEODORI VEROLINI.
Short though clear description and demonstration of the Free Knightly and Noble
Art of Fencing
With rappier, dussack and sword
From which then along with the attached
Art of Grappling
Can be learned how in all kinds of occurring situations, with various usual weapons,
the favourable student can be trained to agility, and can encounter his opponent
dexterously.
Illustrated in more than 130 displayed Figures and divided into four parts.
First part.
Würtzburg, by Joann Bencard, Bookseller, 1679.
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[Ttl] Der Kunstilche Fechter:
Oder Deß Weyland wohl=geübten und berühmten Fecht=Meisters
THEODORI VEROLINI.
Kurtze / jedoch klare Beschreibung und Außweisung Der Freyen Ritterlichen und Adelichen
Kunst des Fechtens
Im Rappier / Dusacken und Schwerd /
Wie dann auch mit angehángter
Ring=Kunst:
Daraus zu lernen / wie sich bey allerhand vorfallenden Gelegenheiten / in allerley gebräuchlichen Wehren / die angenehme Schuler / zur Behendigkeit künstlich mögen abgericht / und ihrem Gegentheil geschicklich begegnen möge.
In mehr als CXXX. Abgebildeten Figuren vorge=stellet / und in vier Theil abgetheilt.
Ersten Theil:
Würtzburg / bey Joann Bencard Buchhändlern / Ⅿ ⅮⅭ ⅬⅩⅩⅨ.
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Content and clear account of the first part of fencing with the sword and an ordering of the same.
I name the beginning the onset, when you set upon the man that you have in front of you. The middle, the working-amongst, or handiwork, when you remain in the bind or longer in your work against the opponent, and harass him with all swiftness. The end, the withdrawal, how a fighter can cut off and away from his opponent without harm.
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[1.1] Inhalt und klarer Bericht deß ersten Theils
Vom
Fechten deß Schwerdts,
und Ordnung desselben.
DEn Anfang nen̄e ich das Zufechten,
wann einer gegen dem Man̄,
den er vor sich hat, zusicht. Das
Mittel die Beyarbeit oder Handarbeit,
wan̄ einer im Bund oder lenger in seiner
Arbeit wider den Gegenfechter verharret,
und ihm mit aller Geschwindigkeit
zusetzet. Das Ende den Abzug, wie sich
der Fechter von seinem Gegenpart ohne
Schaden ab= und weghauen möge.
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The onset in the beginning happens out of or from the guards with the cuts, which are twofold, namely the main guards and the secondary guards, that arise from the main guards.
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[1.2] Das Zufechten im Anfang geschicht
aus, oder von den Legern mit den Häuwen,
welcher zweyerley seynd, nemlich
die Hauptleger von den Beyleger, so aus
dem hauptleger entspringen.
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There are four main guards, the Tag or Upper-ward, the Ochs, the Olber, and the Pflug. There are eight secondary guards: Wrath-ward, Break-window, Long-point, Barrier-ward, Unicorn, Key, Iron-gate, Change. But as far as the sword is concerned the cuts are in two sorts, which two are generally named the straight and reverse cuts. The first are called the main or principal cuts, from which all other cuts have their origin, and of these there are four: Upper-, Under-, Middle- and Wrath-cut. The others are called the secondary, or derived cuts, and there are twelve of them, namely Squint-, Crooked-, Shorten-, Glinting-, Bruising-; single and double, Blinding-, Winding-, Crown-, Knuckle-, Plunge-, and Change-cut. From these two are taken the true Master-cuts, which are named so because all masterly and artful devices with the sword are grasped and completed in these, namely Wrath-, Crooked-, Athwart-, Squint-, and Crest-cut. And of all these I will clearly bring to the light how to complete and perform them in their description, when I come to the onset, and speak of the cuts.
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[1.3] Der Hauptleger seynd viere, der Tag
oder Oberhüt, der Ochs, der Olber, und
der Pflug. Der Beyleger achte, Zornhüt,
Brechfenster, Langort, Schanckhüt,
Einhorn, Schlüssel, Eysenport,
Wechsel. Der Häuw aber so viel das
Schwerdt belangt, sein zweyerley Art,
welche beyde in gemein die Gerade und
verkehrte Häuw genennt werden. Die
erste heissen die Haupt= oder Principal=Häuw,
aus welchen alle andere Häuw
ihren Ursprung haben, und deren seynd
vier, Ober= Under= Mittel= Zornhauw.
Die andern werden die bey= oder daraus
wachsende Häuw geheissen, deren
zwölff seynd, nemlich, Schiel, Krum,
Kurtz, Glitz, Brell, Einfach und Dopel,
Blend, Wint, Kron, Knichel,
Sturtz, Wechselhauw, &c. Auß diesen
beyden werden genommen die rechte
Meister=Häuw, welche darumb also genennt
werden, das alle meisterliche und
künstliche Stuck im schwerdt, in solchen
begriffen und vollbracht werden, nemlich
Zorn, Krum, Zwerch, Schieler, Scheitelhauw,
welche alle wie sie vollbracht un̄
gemacht werden sollen, will ich in ihrer
Beschreibung, so ich auf das Zufechten
komm, und von den Häuwen sag, klärlichen
an Tag thun.
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The handiwork in the middle contains the greatest art, and all swiftness that can occur in fencing. Since this does not only indicate, how you shall bind the sword, wind, change, deceive, travel after, slice, double, let it run off, or in which manner you shall strike around, sling, slide in front, set aside, pull and jerk, block, grapple, run in, throw and press after
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[1.4] Die bey der Hand=Arbeit im Mittel
begreifft die gröste Kunst, und alle Geschwindigkeit
die im Fechten kan fürlauffen.
Denn ste zeigt nicht allein an, wie
man das Schwerdt anbinden, Winden,
Wechseln, Verführen, Nachreisen,
Schneiden, Doplieren, Ablauffen soll
lassen, oder welcher gestalt man umschlagen,
Schlaudern, Vorschieben, Absetzen,
Zuchen und Rucken, Verstellen, Ringē,
Einlauffen, Werffen und nachtringē soll.
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Of the man and his division.
The man is divided into four parts, namely the above and under, and each of these in right and left. How the appearance of someone indicates what parts of him are above and below, and left and right, is explained by the image in Figure A.
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[1.5] Von dem Manne und desselbigen Theilunge.
Der Mann wird abgetheilet in vier
Theil, in das Ober und Under, und der
jedes in das Recht und Linck, wie der Augenschein
solches gibt am Menschen, was
an ihme das Oberste und Underste, auch
Recht und lincke Theil sey, erklärt das
Bild in der Figur A.
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Of the sword and its division.
The blade has two divisions. The first is into the strong and weak. The second into the short and long edge, i.e. front and back.
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[1.6] Von dem Schwerdt und seiner Außtheilung.
Die kling hat zwo Theilungen, der
erste ist in der Stärcke und Schwäche,
die ander in die kurtze und lange Schneide,
das ist forder und hinder.
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The part from the cross or hilt to the middle of the blade is named the strong of the sword. The weak is from the middle to the end of the same.
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[1.7] Die Stärck des Schwerdts nennet
man den Theil vom Kreutz oder Hefft,
biß mitten in die Klinge, die Schwäche
von der Mitten biß an das End derselben.
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In general the sword has four parts as can be seen in Figure A.
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[1.8] Das Schwerdt in gemein hat vier
Theil wie in der Figur A zusehen.
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The first is named the hilt, and contains the pommel and cross. Expedient for grappling, gripping, and throwing.
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[1.9] Der erste wird genandt, das hefft begreifft
in sich Knopff und Kreutz, zum
zum[!] Einlauffen, Ringen, Greiffen,
Werffen dienlich.
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The second, the strong, is useful for slicing, winding, pushing and what is fenced from the strong.
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[2.1] Der ander die Stärck zum Schneidenn,
Winden, Trucken, und aus der Stärck
gefochten nützlich.
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The third part is the middle, which is used on every occasion.
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[2.2] Der dritte Theil ist das Mittel, wird
nach eines jeden Gelegenheit gebraucht.
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The fourth is the weak, for changing through, flicking, slinging, for which you will have examples, then.
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[2.3] Der vierdte ist die Schwäche zum
durchwechseln, Schnellen, Schlaudern,
wie du denn Exempel haben wirst.
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[2.4] Von den Legern oder Hüten.
Die Hüt oder Leger seynd zierlich, in
welche sich der Fechter, ehe sein Gegenpart
zu ihm kompt auf den Platz, stellet
und legert, damit er nicht unversehens
von ihm übereilet und verletzt, gegen seinem
Widerpart legern, wie der Mann
in vier Quatier, Ober= Under= Recht = und
Linck getheilt, so seynd der Blössen auch
vier, darauff der Gegenfechter fürnemlich
zu treffen, und wie vier Blösse, also
seynd auch gleichfals viererley Hauptleger
oder Hüten, daraus die andern alle
herkomen und entspringen, als der Ochs,
Pflug, Tag, und Olber, die andern aber
so hieraus entstehn, seynd Zornhüt,
Langort, Wechsel, Nebenhüt, Eysenport,
Hengetort, Schlüssel, Einhorn,
davon denn ordenlich und kürtzlich soll
gehandelt werden.
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[2.5] Ochs.
Der Obertheil am Mann wird dem
Ochsen zugetheilt, und wie dasselbige
zwey Quatier hat, das Rechte und Lincke,
also kan man auch das Leger des Ochsens
in zwey Theil, so in der Figur B verzeichnet
ist.
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[2.6] Pflug.
Der Undertheil des Man̄s wird dem
Pflug zugeeygnet, und gleicher Gestalt
wie dieselbige zwey Quatier die Rechte
und Lincke hat, also wird auch daher der
Pflug der Rechte und der Lincke geheissen,
oder den Orth dem Mann ins Gesicht,
ist also der recht Pflug in gedachter
Figur B.
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[2.7] Tag.
Stehe mit deinem lincken Fuß vor,
halt dein Schwerdt hoch über deinem
Haupt, wie der Figur B.
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[2.8] Olber.
Stehe mit dem lincken Fuß vor, halt
dein Schwerdt mit dem Ort vor dir außgestreckt
aus die Erden, für deinen vorgesetzen
Fuß, daß die kurtze Schneid oben,
die Lange unden stehe, so ligst du in dieser
Hüt recht, wie du in der Figur C sehen
kanst.
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[2.9] Zornhüt.
Stehe mit deinem lincken Fuß vor, halt
dein Schwerdt auf der rechten Achsel,
besihe die Figur E.
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[2.10] Langort.
Steh mit deinem lincken Fuß vor, halt
dein Wehr mit ausgestreckten Armen,
lang für deinem Angesicht, wie dich die
Figur A lehret.
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[2.11] Wechsel.
Stehe mit deinem rechten Fuß vor,
halt deine Wehr mit Schwäch auff der
Erden neben dir zur Seiten außgestreckt,
wie in der Figur D.
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[2.12] Nebenhüt.
Stehe mit dem lincken Fuß vor, halt
dein Schwerdt neben Rechten, mit der
Spitzen auff der Erden, wie Fig.
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[2.13] Eysenport.
Stehe mit deinem rechten Fuß vor,
halt dein Schwerdt mit dem Hefft vor
deinem Knie, mit starcken hangenden
Armen, wie in der Figur F zuersehen.
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[2.14] Hangetort.
Diß Leger ist durchaus fast dem Ochsen
gleich förwig, allein das du ihm Ochsen
die Arm starck in die Höhe empor haltest,
wie in der Figur B.
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[2.15] Schlüssel.
Stehe mit deinem lincken Fuß vor,
und halt dein Schwerdt mit dem Hefft
und gecreutzigten Händen vor deiner
Brust, wie in der Figur D.
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[2.16] Einhorn.
Komm im Zufechten mit dem lincken
Fuß vor, Flügel von beyden Seiten auf,
als wollestu dich in vorgenanten Schlüssel
Lägern, wie in der Figur E.
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[2.17] Von den Legern.
Erstlich so du den Obern oder Scheitelhauw
thust, findestu drey Leger, dann
im Anfang ligstu im Tag, im Mittel im
Langenort, am End im Olber, also hastu
in der geraden Lini von oben herab von A.
und E. drey Hüten oder Leger, fehrestu
wiederumb von unden herauff mit ge= [3.1] schrenckten Händen zur Versatzung, befindestu
abermals drey Leger, Nemlich
im Anfang Eysenport, im Mittel das
Hangort, im End übersich in voller Höh
das Einhorn, ziehest du dein Schwerdt
mit dem Hefft vor die Brust, daß die halbe
Schneid auff deinem lincken Arm
ligt, so stehestu im Schlüssel, also kommestu
ihm auf= und abfahrren in der Lini
A. und E. aus einem Leger in das Ander.
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[3.2] Der andern Linien so schlim durch die
rechte Lini herabwarts streichen, seynd
zwo, eine die von dem rechten Oberquatier
streichet, mit H. und D. bedeutet,
die Andere die von dem lincken Obertheil
zu dem rechten Untertheil geht, im B.F.
gezeichnet, du hauwest nun durch welche
du wilst. Ziestu von dannen den Streich
wider herauff mit langer Schneid, so
so[!] gehestu wider durch drey Leger, als im
Anfang gibt es die Nebenhüt, in der
Mit widerumb das Langort, und im
Endt übersich das Einhorn, Streichestu
durch obermelten Lini eine, sey
von welcher Seiten es wölle, so kom̄estu
auß dem Wechsel durch das Langort in
die Zornhüt, auch kanstu im Auffstreichē
dein Schwerdt verwenden in das Hangentort,
aus welchem so du ferner übersich
fahrest kommestu in die Hüt des
Ochsens, also findestu alleweg so offt du
dergezeichneten Lini eine durchfährest,
auff das wenigste drey Leger.
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[3.3] Es soll sich aber ein guter Fechter nicht
gewehnen, in seinem Legern lang zuwarten,
sondern alsbald er einem gegen Man̄
kan erlangen, denselben angreiffen, und
sein vorgenommen Stuck außfechten.
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[3.4] Mittel= oder Uberzwerchhauw.
Der Mittel= oder Uberzwerchhauw,
kanst fast allerding wie der Zornhauw gemacht
werden, allein ist diß der Underschied,
daß wie der Zornhauw schlims über
Ort, also dieser aber überzwerch vollbracht
wird, wie in den Figuren C und G
verzeichnet.
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[3.5] Underhauw.
Hauw von Unden überzwerch, nach
seinem lincken Arm, daß du mit dem
Kreutz hoch über deinem Haupt kom̄est,
wie in der Figur B.
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[3.6] Schielhauw.
Stell dich in die Hüt des Tags oder
Zorns mit dem lincken Fuß vor, wird
auff dich gehauen, so haue hingen, doch
im Strich verwende dein kurtze Schneid
gegn seinem Streich, wie in der Fig. G.
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[3.7] Krumphauw.
Stehe in der Zornhüt mit dem lincken
Fuß vor, hauet dein gegen Man̄ auf dich,
so tritt mit deinem rechten Fuß vor, haue
mit langer Schneid seinem Hauw entgegen,
zwischen seinen Kopff und Klingen,
wie in der Figur D.
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[3.8] Zwerch.
Stell dich in die Zornhüt zur Rechten,
setz deinen lincken Fuß vor, halt dein
Schwerdt an deine rechte Achsel, wie in
der Figur H.
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[3.9] Kurtzhauw.
Schlage mit halber Schneid und geschrenckten
Armen über seinen rechten
Arm zum Kopff, wie in der Figur B.
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[3.10] Prellhauw.
Hauwet dein Gegentheil auf dich von
Oben her, so begegne seinem Streich mit
einer Zwerch, wie in der Figur K und I
verzeichnet.
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[3.11] Windhauw.
Hauet dein Gegenpart auff dich von
Oben, so hauwe von Unden mit gekreutzten
Händen, von deiner lincken an sein
Schwerdt, wie in der Figur H.
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[3.12] Kronhauw.
Wann dein Widerpart von Oben auf
dich hauwet, so fahre mit überzwerchen
Kreutz übersich, fang ihme seinē Streich
in der Lufft auff dein Schilt oder Kreutz=
Stang.
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[3.13] Kniechelhauw, Sturtzhauw, Wechselhauw.
Der Wechselhauw ist nichts anders,
dann vor Manne mit den Häuwen von
einer Seiten zu andern, von Oben zum
Undern, und hinwider immer abwechseln,
ihn damit irze zumachen.
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[3.14] Schneller oder Zeckrür.
Schneller oder Zeckrür ist fast ein
Ding, welche eigentlich nicht Häuw
seynd die gehauwen, sondern geschnelt
werden.
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